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Ostermontag,
21. April 2003
Predigt über Lukas 24, 13-35, verfaßt von Berthold W. Köber (-> zu den aktuellen Predigten / www.predigten.uni-goettingen.de) |
Der Lebendige begegnet uns auf dem Weg der Hoffnungslosigkeit „Der Herr ist auferstanden!“ – „Er ist wahrhaftig auferstanden!“ Der Herr ist auferstanden! Er lebt! Er wird euch begegnen! * Und so machen sich zwei der Jünger auf, um in ihre Vergangenheit zurückzukehren. Dorthin, von wo sie einst voller Hoffnung aufgebrochen waren. Das Vergangene bestimmt ihre Herzen, ihre Gedanken, ihre Gespräche. Es ist ein Weg der Trauer und der verlorenen Hoffnungen, ein Weg der Ohnmacht und der Resignation. Die unerhörte Nachricht läßt ihre Herzen kalt. Für sie bleibt der Lebendige tot. Wir können sie verstehen, wir können ihnen nachempfinden.
Es ergeht uns ähnlich wie diesen beiden Jüngern. Ihre Gedanken
und Gefühle sind uns nicht fremd. Wer hatte nicht auch große
Hoffnungen? Lebensmut und Zuversicht? Träume von einer schönen,
erfüllten Zukunft? Einen überzeugten Glauben an Gott, an seine
Gerechtigkeit, seine Liebe? Und dann kamen sie, die Ereignisse, die uns
erschütterten und ernüchterten. Unsere langjährige, und
nun gescheiterte Beziehung. Das Wegziehen der Kinder. Die schwere Erkrankung.
Der Verlust des Arbeitsplatzes. Die 37. erfolgslose Bewerbung. Der Unfalltod
des besten Freundes. Die vergeblichen Bemühungen um den Frieden
und der blutige Krieg... Ereignisse, die uns überdeutlich bewußt
werden lassen: die Vergangenheit ist nicht vergangen. Sie ist gegenwärtig
und bestimmt unser Leben. * Auf diesem Weg gesellt sich ein Fremder zu ihnen. Ein Fremder? Sie erkennen
ihn nicht. Wie sollten sie es auch mit ihren verschlossenen Herzen? Da
ist kein Raum für das Neue, für das Leben, für den Lebendigen. Da macht es nichts mehr aus, dass er ihren Blicken entschwindet. Wie weggewischt sind Trauer, Müdigkeit und Hoffnungslosigkeit. Sie eilen, Dunkelheit und Gefahren nicht achtend, zurück, um auch den anderen die Freude zu bringen. Das neue Leben ist angebrochen. Ein Zurück in die Vergangenheit gibt es nicht mehr. „Der Herr ist wahrhaftig auferstanden!“ So begrüßen sich die Jünger in kaum faßbarer Freude über das Unerhörte. Etwas ganz Neues ist Wirklichkeit geworden. Das es noch nicht gegeben hat – sie erleben es. Die verlorenen Hoffnungen, die zerstörten Illusionen, die Furcht und die Resignation, die ihre Herzen in den schrecklichen letzten Tagen in Bann geschlagen hatten – sie müssen der Freude weichen. Die Zukunft ist angebrochen. - Und plötzlich ist es dann der Auferstandene selbst, der bei ihnen ist. Auch wir sind auf den Wegen unseres Lebens nicht allein, und mögen
sie noch so hoffnungslos sein. Unser lebendiger Herr Jesus geht mit uns – auch
wenn er uns ferne scheint, auch wenn unser verschlossenes Herz ihn nicht
wahrnimmt. Wenn wir nur noch Leiden und Kreuz sehen. Und eine dunkle
Zukunft. Wir können mit ihm reden, uns ihm anvertrauen mit allem,
was uns bedrängt und bedrückt, was uns zweifeln und verzweifeln
läßt: unsere Enttäuschungen und unsere Trauer, unsere
Macht- und Mutlosigkeit, unsere Verzweiflung und unsere Zweifel; unsere
Resignation. Das geschah damals, auf dem Weg nach Emmaus. Der erste Gottesdienst,
den der Auferstandene mit den Seinen feierte. Mögen wir ihn immer wieder als den Lebendigen erfahren, der uns aus der Vergangenheit herausführt zur Hoffnung, aus der Trauer zur Freude, aus dem Tod zum Leben. Denn: Der Herr ist auferstanden! Er ist wahrhaftig auferstanden. Prof. Dr. Berthold W. Köber
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