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ISSN 2195-3171





Göttinger Predigten im Internet hg. von U. Nembach

Lätare, 26.03.2017

Leben - Beziehung - Jesus
Predigt zu Johannes 6:55-65, verfasst von Mira Stare

Liebe Schwestern und Brüder,

die Fastenzeit lädt uns ein zu Vertiefung und in die Tiefe. Sie ist eine Zeit, in welcher wir unseren jetzigen Standpunkt wahrnehmen können und unseren weiteren Weg neu ausrichten können. Woher kommen wir und wohin gehen wir? Mit wem sind wir unterwegs? Welche Rolle hat Jesus auf unserem Lebensweg? Sind wir mit ihm gemeinsam unterwegs?

Das heutige Evangelium geht auch in die Tiefe. Nach der wunderbaren Speisung einer großen Volksmenge durch Jesus in der Nähe von Tiberias und dem Seewandel Jesu, kommt er in die Synagoge von Kapharnaum. Dort findet das Gespräch Jesu über das Brot und das Leben statt. Einen Abschnitt aus diesem Gespräch haben wir gerade gehört.

Jesus hebt hervor, dass er für die Menschen wie die lebensnotwendige Nahrung ist. Ihn wie Nahrung anzunehmen, bedeutet in ihm zu bleiben. Er sagt: „Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der bleibt in mir, und ich bleibe in ihm“ (Joh 6,56). Für viele seiner Jünger und wahrscheinlich auch für viele von uns sind diese Worte unerträglich, wenn man sie wörtlich versteht. Denn dann kann man sogar an Kannibalismus denken. Das Missverstehen dieser Worte Jesu hat zur Folge, dass viele Jesus verlassen und miteinander in Konflikt kommen, sowohl damals in Kafarnaum als auch noch in anderen Epochen des Christentums.

Die Zusage Jesu ist jedoch eine der schönsten Verheißungen, die man von ihm in den Evangelien findet. Er verspricht eine bleibende Beziehung, eine gegenseitige Verbundenheit demjenigen / derjenigen, der / die ihn wie die lebensnotwendige Nahrung annimmt und sich ihm in der Beziehung erschließt. Jesus weiß, dass der Mensch für sein Leben vor allem die Beziehungen braucht und für das ewige und unzerstörbare Leben die Beziehung mit ihm. Er ermutigt die Menschen, sich viel mehr als vom vergänglichen Brot von dem Brot zu ernähren, das zum ewigen Leben verhilft. Dieses Brot wird den Menschen in der Beziehung zu Jesus zuteil. Nicht einmal der Tod kann die gegenseitige Verbundenheit mit Jesus zerstören.

In diesem Zusammenhang vertieft Jesus noch einmal das Gespräch. Er sagt: „Der Geist ist es, der lebendig macht ... Die Worte, die ich zu euch gesprochen habe, sind Geist und sind Leben“ (Joh 6,63). Die Beziehung zu Jesus und die bleibende gegenseitige Verbundenheit mit ihm ist ein Werk des Geistes. Ebenso sind die Worte Jesu, die Worte, die uns zum Leben und in diese bleibende und unzerstörbare Beziehung zu Jesus führen, ein Werk und eine Vermittlung des Geistes.

Liebe Schwestern und Brüder in Christus, was macht unser Leben und unsere Lebensqualität aus? Was verleiht unserem Leben Sinn? Wo fühlen wir uns getragen und geborgen, auch angesichts der Schwierigkeiten, Notsituationen, Krankheiten und sogar angesichts des Todes? Was macht unser Leben wertvoll und schön? Es gibt gewiss unterschiedliche Antworten auf diese Fragen. Ich bin jedoch überzeugt, dass dabei unsere zwischenmenschlichen Beziehungen eine wesentliche Rolle spielen: die Beziehungen in der Familie, mit den Partnern, Freunden usw. Wenn unsere Beziehungen lebendig sind, dann sind auch wir lebendig. Noch mehr gilt dies für unsere Beziehung zu Jesus und Gott. „Wie ich durch den Vater lebe, so wird jeder, der mich isst, durch mich leben“ (Joh 6,57). Nehmen wir Jesus, sein Leben und seine Worte wie Nahrung auf. Er wird in uns bleiben und wir in ihm. Das ist Grund genug für die Freude – am heutigen Sonntag „Laetare“ wie auch an allen Tagen unseres Lebens. Amen

 



Senior Scientist und Pastoraassistentin Mira Stare
Innsbruck
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