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ISSN 2195-3171





Göttinger Predigten im Internet hg. von U. Nembach

4. Sonntag vor der Passionszeit, 10.02.2019

Du warst meine Rettung!
Predigt zu Markus 4:35-41, verfasst von Ilona Nord

„Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater, und dem Herrn Jesus Christus“ (1.Kor.1,3)

 

Hineingezogen werden in den Sturm auf dem Wasser

„Du warst meine Rettung!“ Hat schon einmal jemand diesen Satz zu Ihnen gesagt? Oder haben Sie ihn schon einmal selbst gesagt?

Die Situationen, in denen so ein Satz fällt, können ja ganz unterschiedlich sein. „Du warst meine Rettung!“ als ich mich ganz allein gefühlt habe, hat es geklingelt, und du standst vor der Tür... Oder: Als einer gesagt hat, was er dachte und alle anderen haben sich in Schweigen gehüllt. Da kam eine, die ihn unterstützt hat ... Oder: „Du warst meine Rettung!“ sagte die Großmutter zu ihrer Enkelin, die sie findet, als sie in ihrer Küche hingefallen war ... Oder: „Du warst meine Rettung!“ sagte die Schülerin, weil eine Schulkameradin ihr beim Lernen geholfen hatte.

 Aber es gibt den Satz auch so: „Ihr habt uns gerettet!“ Das sagen Menschen, die auf dem Mittelmeer mit Booten unterwegs sind, die überfüllt sind, immer auch zu kentern drohen. Die Leute von Sea-Watch, eine deutsche zivile Hilfsorganisation, hören diesen Satz öfter. -

Es gibt sie zahlreich im Leben, früher und heute, ganz aktuell: Die Geschichten von den großen und auch von kleinen alltäglicheren Rettungen. Und immer gehören zu ihnen ganz praktische Handlungen: Retten, das heißt, etwas tun, jemanden aufsuchen, beistehen oder sogar jemanden den Rettungsring zuwerfen, ihn und sie aus dem Wasser ziehen.

 

Ein Rettungswunder: Innen und Außen

Im Predigttext heute bekommen wir ein Wunder erzählt. Es ist ein Rettungswunder.

Das alte und das neue Testament kennen viele verschiedene Wunder; das größte Wunder, dass die christliche Tradition zu bieten hat, ist die Auferstehung Jesu Christi. Daneben aber gibt es weitere Wunder, von denen erzählt wird. Solche mit denen schlechte, zerstörerische Mächte, Dämonen, ausgetrieben werden. Da gibt es Wunder, mit denen Menschen geheilt werden. Es gibt Geschenkwunder, wo wenige Brote und Fische vermehrt werden, dass alle satt werden und es für alle reicht. Es gibt Wunder, mit denen Gott sich Menschen zeigt und solche, die Menschen das Leben retten.

Einige von Ihnen werden den Text kennen, wenn ich Ihnen heute aus dem Evangelium des Markus, Kapitel 4, die Verse 35-41 vorlese. Hierzu verwende ich Martin Luthers Übersetzung nach der Stuttgarter Bibelausgabe zum Reformationsjubiläum 2017 (Die Lesung könnte auch von einer Konfirmandin/einem Konfirmanden oder anderen Personen vorgenommen werden, um die Beteiligung von Menschen im Gottesdienst zu erhöhen):

„Und am Abend desselben Tages sprach er zu ihnen: Lasst uns ans andre Ufer fahren. Und sie ließen das Volk gehen und nahmen in mit, wie er im Boot war, und es waren noch andere Boote bei ihm. Und es erhob sich ein großer Windwirbel, und die Wellen schlugen in das Boot, sodass das Boot schon voll wurde. Und er war hinten im Boot und schlief auf einem Kissen. Und sie weckten ihn auf und sprachen zu ihm: Meister, fragst du nichts danach, dass wir umkommen? Und er stand auf und bedrohte den Wind und sprach zu dem Meer: Schweig!  Verstumme! Und der Wind legte sich und es ward eine große Stille. Und er sprach zu ihnen: Was seid ihr so furchtsam? Habt noch keinen Glauben? Und sie fürchteten sich sehr und sprachen untereinander: Wer ist der, dass ihm Wind und Meer gehorsam sind?“

Meine Antwort: Er ist der Sohn Gottes. So jedenfalls haben die, die das Wunder erzählten, von ihm gedacht. Da war er schon tot, aufgehängt am Kreuz, ein unwürdiger Tod, einer, der es nicht gerade leichter machte zu glauben, dass Jesus der Christus sein sollte.

Und sie selbst ohne ihn, der ihnen Halt und Zukunft gegeben hatte. Er hatte sie gerettet und außerdem ist klar: nicht nur sie hatte er gerettet, sondern auch sich selbst. Oder will die Geschichte nahelegen, dass Jesus keine Rettung nötig hatte, denn er schlief ja so fest, so unbesorgt?

Vielleicht schlief er aber auch so gut, weil er seinen Jüngerinnen und Jüngern vertraute, dass sie das Boot gut zum anderen Ufer bringen würden?

Im Text steht übrigens, dass noch mehr Boote unterwegs waren. Waren alle in Seenot geraten? Ich bin etwas überrascht über diese Entdeckung, dass da noch mehr Boote waren. Das war mir nicht recht bekannt, obwohl diese Wundererzählung doch im Grunde vielen Menschen wie mir mehr oder weniger vertraut ist. Nicht nur diejenigen, die in dem Boot mit Jesus unterwegs waren, hat er gerettet. Doch wohl auch die anderen in ihren Booten? Wir wissen es nicht. Der Text lässt dies offen.

Wir wissen aber, dass am See Genezareth, wo dieses Wunder sozusagen spielt, immer wieder überraschend Winde auftreten, die bis heute lebensbedrohlich werden können. Das Wunder von der Stillung des Sturmes hat Lokalkolorit. Historisch und aktuell. Die Wundererzählung ist also nicht einfach Fiktion, Schneegestöber, sondern greift reale Lebenssituationen auf. Das haben diejenigen vor uns, die diesen Text ausgelegt haben, auch immer betont. Häufig gab es Auslegungen, die die Angst, die Lebensangst in den Mittelpunkt gerückt haben. Nur wer in großer Not ist, muss gerettet werden. Nicht immer nur aus dem Wasser oder einem Boot, das zu kentern droht. Sondern auch aus tiefen Krisen. Wenn das Leben nicht mehr attraktiv ist, wenn man nicht mehr möchte, wenn es genug ist, wenn einem die Turbulenzen um einen herum und in einem drin herunterziehen in die Tiefe, wo es dunkel ist und man sich allein fühlt. Eine solche symbolische, psychologisch orientierte Auslegung führt uns in unser Inneres. Wie sieht es hier aus?

Daneben muss aber in unseren Zeiten in Europa auch eine andere Auslegung zu ihrem Recht kommen. Es ist diejenige, die auf die Außenseite guckt: Auf die Parallele, die die Erzählung nahelegt. So viele Nachrichten in den letzten Jahren, in denen es um die Menschen geht, die aus Afrika und dem Nahen Osten fliehen. In deren Ländern bereits die Not so groß ist, schon bei ihnen zuhause, dass sie auf Rettung hoffen. Hunger, Arbeitslosigkeit, keine Ausbildungschancen und Gewalt. Nicht erst auf dem Boot, dort dann auch, aber bereits vorher fragen sie sich: Woher kommt mir Hilfe? (Ps. 121)

Es sind ja große Debatten, die darum geführt werden, wer wie wo und wann helfen soll und kann. Ich will mich in diese politische Meinungsbildung nicht einmischen und in der Predigt nicht sagen, was politisch grundsätzlich zu tun ist. Ich will nicht über Entwicklungspolitik predigen, sondern die Situation des Gleichnisses aufrufen. Wenn Seenot da ist, dann muss die Diskussion nicht ausgesetzt werden, aber zugleich verlangt das danach, dass wir Menschen nicht ertrinken lassen. Wir wissen es alle, viele Menschen sind ertrunken. Das Meer spült ihre toten Körper an die Strände des Mittelmeers. Wenn ich dies sehe, weiß ich einmal mehr, dass es Zufall ist, wer wo geboren wird, dass es Schicksal ist, ob ich unter denjenigen bin, die in Kriegsgebieten leben oder hier in Europa, über sechzig Jahre in Frieden.

 

Das Wunder nachempfinden – die Macht der Wunder ins eigene Leben holen

Die Stillung des Sturmes, das ist ein Rettungswunder Jesu, das um die Welt ging. Überall, wo Christinnen und Christen sind, wird dieses Wunder erzählt, gemalt, besungen, mit kleinen und großen Menschen nachgespielt. Für mich ist mit diesem Wunder ganz konkret eine Erfahrung verbunden, die ich ein paar Mal machen konnte. Es war, als ich mit Kindern der Grundschule Riedberg in Frankfurt am Main das Bibelmuseum in der Stadt besuchte. Dort steht ein Nachbau von diesem Boot vom See Genezareth, das in der Geschichte genannt wird. Das Bibelmuseum hat noch mehr zu bieten, aber bei jedem Besuch war der Höhepunkt, dass wir zum Schluss alle in dieses Boot eingestiegen sind. Und dann hat einer der Museumsführer mit uns diese Geschichte gespielt.

Bildquelle: Privat

Zunächst werden die Rollen verteilt. Es gibt einen Erzähler bzw. eine Erzählerin, aber es spielen alle anderen von uns auch mit. Alle bis auf ein Kind halten Tamburins in der Hand, die mit Reis gefüllt sind. Wenn sie bewegt werden, macht das ein Geräusch, das sich anhört wie Wellen und Meer. So wird der Sturm und das tosende Wasser ganz gegenwärtig. Das Kind ohne Tamburin hat eine andere Rolle, es spielt Jesus. Eine besondere Aufgabe sich in Jesus hineinzuversetzen und ihn in der Gruppe auch darzustellen. Zunächst schläft es hinten in einer Ecke des Bootes, einige legen ihm eine Decke über den Körper, sie wollen, dass Jesus es warm hat, dass er ruhig und geborgen schlafen kann. Später hat das Kind, das Jesus spielt, nur zwei Wörter zu sagen. Sie müssen aber laut und mit Macht herauskommen ... Da sitzen nun alle in einem Boot. Niemand schwätzt, alle sind gespannt, denn gleich soll gemeinsam gespielt werden und alle ihren Einsatz finden.

Wir, die Jünger im Boot, machen totalen Krach mit den Tamburins, die Wellen toben, der Sturm ist ohrenbetäubend laut. Diejenigen, die in der Nähe von Jesus sitzen, ziehen ihn am T-Shirt, wecken ihn auf. Schlaftrunken sieht er in die Runde, aber der Lärm macht ihm klar, wie gefährlich die Situation gerade ist. Da nimmt er sich zusammen. Man sieht, wie er spürt, dass es nun auf ihn ankommt. Er reißt sich zusammen. Schöpft Kraft und ruft, nein schreit: „Schweig! Verstumme!“ Für alle Kinder und mich eine aufregende Situation. Für dasjenige Kind, das Jesus spielt, ebenfalls unglaublich herausfordernd. In tosendem Lärm sich stark machen und sich hineinhängen in die Situation, sie versuchen zu wenden. Was für eine Anstrengung, das Chaos zu bändigen, das alle zu überwältigen droht. Selbst jemand zu sein, der das schafft: die schreckliche Situation zu beenden, sich und andere da heraus zu retten.

Es hat uns jedes Mal alle mitgenommen, diese Geschichte zu spielen. Und für diejenigen, die die Rolle von Jesus übernommen haben, war eins – wie gesagt – völlig beeindruckend: Beim Nachspielen zu erleben, dass die eigenen Worte etwas bewirken können. Na klar, dafür braucht es, etwas von sich zu zeigen, die Rolle zu übernehmen, sich zu trauen, vor allen anderen, aus sich herauszugehen. Sich anderem zu stellen, Wind und Wellen; sich anderen, denen, mit denen man unterwegs ist im Leben, zuzuwenden. Kurz, es heißt: Zeigen, dass man da ist.

Zugleich ist klar, wir spielen eine Wundergeschichte nach. Sie hat, wie alle Wundergeschichten, vor allem eins im Sinn: Jesus als Sohn Gottes bekannt zu machen, ihm göttliche Macht zuzusprechen. Nicht umsonst fragen die Jünger und Jüngerinnen im Gleichnis: „Wer ist der, dass ihm Wind und Meer gehorsam sind!“ (V. 41) Der Text hat eine theologische Absicht, so könnte man sagen. Die Evangelien zielen ab darauf, Jesus als den Christus bekannt zu machen. Und im Unterschied dazu: Wir sind, ich bin nicht Jesus, Gottes Sohn.

Aber: Wer sich in die Nachfolge Jesu hineinziehen lässt, spürt doch etwas von dem, was der Zuspruch Gottes an seinen Sohn bewirkt hat. Zu finden im Stück über die Taufe Jesu. „Du bist mein lieber Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen.“ (Mk. 1) In der Taufe wird es ganz ausdrücklich klar, auch für uns. Wir haben eins mit Jesus gemeinsam, auch wir sind Gottes Kinder. Und dies hat durchaus Folgen: Wir haben die Möglichkeit, Dinge zu bewirken, solche und solche. Nicht zuletzt werden uns Wunder zugetraut.

Keine Angst. Ich rede nicht davon, dass wir mit Übermut durch unsere Welt laufen und einen Sturm auf dem Mittelmeer oder meinetwegen nur auf einem kleinen Binnensee mit unseren Worten zu stillen versuchen. Eins zu eins geht die Rechnung nicht auf, das wissen wir alle. Und dennoch: Es gibt sie, die kleinen und großen Wunder. Wir können sie nicht machen, aber wir können dazu beitragen, dass es Spielräume in unserem Leben für sie gibt. Dass wir darauf hoffen, dass Gottes Wirken sich zeigt. Uns überrascht und mutig werden lässt, auch gerade wenn es gefährliche Situationen sind.

 

Das Geheimnis des 2000 Jahre alten Bootes

In Israel wurde am See Genezareth vor gut dreißig Jahren ein Boot gefunden, das ziemlich genau zweitausend Jahre alt zu sein scheint. Es könnte genau ein solches Boot gewesen sein, mit dem auch Jesus und seine Jüngerinnen und Jünger öfter unterwegs waren. Viele Szenen in den Evangelien spielen am Wasser vom See Genezareth, Boote kommen immer wieder vor. Die Leute nannten Jesus auch einen Menschenfischer. Wer heute im See schwimmt, sieht immer wieder Fische aus dem Wasser springen. Überhaupt ist der See reich mit Fischen gesegnet. Am Ufer des Sees ist es nun auch, wo es ein wunderbares Museum gibt. Es stellt wie gesagt ein Boot aus, das vor 2000  Jahren auf diesem See gefahren ist. Als wir in Frankfurt im Bibelmuseum im Boot saßen und das Wunder von der Stillung des Meeres nachspielten, saßen wir in einem Nachbau von diesem historischen Fundstück. Die Museumsmacher in Israel stellen dem Boot eine Tafel an die Seite. Sie spielen damit, was es uns bedeutet, wenn wir Dinge real sehen können, die vielleicht schon Jesus gesehen hat. So fragen sie: Wem hat es gehört? Jesus und seinen Jünger/innen, denjenigen, die sich im Migdal-Kampf gegen die Römer entgegenstellten oder einem einfachen Fischer?

Zum Bild: Sicht auf den See Genezareth, im Außengelände des Museums, in dem das Boot steht

Bildquelle: Privat

 

Aus Eiche und Zeder ist das Boot und es hat noch viele weitere verschiedene Holztypen, denn es wurde aus anderen alten Booten gebaut, sozusagen ein Recyclingboot. Der Film im Museum über die Entdeckung des acht Meter langen berührt einen sehr. Den Archäologen, die es gefunden haben, ist anzusehen, wie sehr dieser Fund ihr Leben verändert hat, wie sehr sie davon berührt waren. Sie sagten: „Das Boot ist ein konkreter Gruß aus der Zeit des 2. Tempels.“ Das Fundstück stellt eine Verbindung zu den Erfahrungen her, die vor gut 2000 Jahren am Ufer des Sees Genezareth gemacht wurden. Vielleicht enger, vielleicht aber auch eher entfernter verbunden mit der Geschichte von Jesus von Nazareth. Auf jeden Fall aber ein Zeichen aus seiner Zeit, ein Zeichen, das an sein Wirken erinnert und daran, welche Bedeutung es für diejenigen hatte, die sich von ihm beeindrucken ließen.

 

Du warst meine Rettung

Wer in einem Boot sitzt, spürt wie sehr das Leben sozusagen am seidenen Faden, besser gesagt, an diesem Boot hängt. Sicherlich auch an noch mehr, an Trinkwasser und anderem. Aber wie dem auch sei, man spürt: Der See oder das Meer haben überwältigende Macht. Nun trauen allerdings die Jüngerinnen und Jünger Jesus, dem Christus, noch größere Macht zu. Weil er in enger Verbindung zu der Macht steht, die alles in Händen hält. Das ist das biblische Zeugnis.

Doch so einfach lässt es sich nicht mit hinein in unsere Zeit nehmen. Die Geschichte des Judentums und des Christentums hat uns gelehrt, dass wir nicht einfach davon sprechen können, dass Jesus, der Christus, dass Gott der allmächtige Retter ist. Ganz besonders war es die Erfahrung der Shoa, die uns vermittelt hat, dass wir nicht einfach immer predigen können, Gott holt uns aus aller Not heraus, Gott greift ein und Gott bleibt über die Mächte, die das Leben bedrohen, immer souveräner Herr.

Wo war Gott in der Shoa? Und anders und alltäglicher: Warum rettete er mich nicht aus Krankheit und Tod?Es ist nicht so einfach mit der Allmacht Gottes. Sie zeigt sich nicht einfach in der absoluten Souveränität.

Es war der Philosoph HansJonas, der auf die Frage, wo Gott in der Shoa war, antwortete: „Nachdem er sich ganz in die werdende Welt hineingegeben hat, hat Gott nichts mehr zu geben: Jetzt ist es am Menschen, ihm zu geben.“ Hans Jonas hat uns dann eingeschärft, was es heißt Verantwortung zu übernehmen.

Auch wenn man vielleicht nicht so weit gehen will wie er: Die Vorstellung von der Allmacht Gottes nicht gänzlich verabschieden will, so bleibt Jonas Wort doch eine Mahnung. Eine Mahnung davor, allzu schnell mit der Macht Jesu Christi zu argumentieren. Allzu schnell mit ihr zu rechnen.

„Du warst meine Rettung!“ Das ist zunächst einmal ein Satz, der sagt, dass es Menschen gibt, die Verantwortung übernommen haben. Und dass es andere Menschen gibt, die im Nachhinein sehen, dass jemand geholfen hat, mehr noch: wer ihnen geholfen hat und die dankbar dafür sind.

Ich kenne einige Menschen, die danken Gott und auch Jesus Christus, dass sie mit ihnen gegangen sind. Dass sie sich begleitet fühlen konnten. Doch solche Aussagen sind ja immer Teil von Erzählungen. Menschen erzählen, dass sie gespürt haben, dass Gott sie getragen hat, dass – für unsere Breiten etwas steil ausgedrückt - Jesus Christus ihnen zum Retter geworden ist. Wenn sie so erzählen, sind dies ja immer Deutungen des eigenen Lebens. Wo es starke Bezüge zu Gott und Christus gibt, kann man diese Deutungen durchaus auch als Bekenntnisse bezeichnen. Sie bezeugen, wie wichtig und wertvoll der Glaube für Menschen ist. Was wären wir ohne solche Bekenntnisse! Oder anders gesagt: Wer an Wundern interessiert ist, muss sich schon zutrauen, sie auch im eigenen Leben zu sehen.

 

„Der Friede Gottes, welcher höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus.“

 

Vorschläge zu Gebet und Lied nach der Predigt

 

Gebet:

Gott, umfangen von Deiner Güte und Deiner heilsamen Kraft leben wir. Du siehst uns gnädig an. Darauf vertraue ich.

Gott, mich begleiten die Bilder aus den Zeitungen und Nachrichten. 

Unglücks- und Schreckensbilder, die vor unseren Augen vorbei ziehen, ohne dass wir etwas tun oder tun könnten.

Gott, ich bin, wir sind hier, um Dein veränderndes Wort zu hören. 

Und zu merken: Die Welt braucht auch mich, es gibt Menschen, die brauchen mich, Du brauchst mich. 

Ich kann mir Gehör verschaffen, mich engagieren, mit anderen verbinden.

Dein Evangelium stärkt uns den Rücken und gibt uns Energie, macht uns wach, dass wir die Nachrichten nicht nur hören, sondern uns an dem Ort, wo wir sind, auch einsetzen, so gut es eben geht. 

Amen. 

 

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EG 419, Hilf, Herr meines Lebens

 

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Literatur:

 

Jonas, Hans, Das Prinzip Verantwortung. Frankfurt am Main 1979.

Höger, Christian, Art. Wunder, bibeldidaktisch, in: Wissenschaftlich

Religionspädagogisches Lexikon im Internet (www.wirelex.de), 2016.



Prof. Dr. Ilona Nord
Würzburg, Bayern, Deutschland
E-Mail: ilona.nord@uni-wuerzburg.de

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