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ISSN 2195-3171





Göttinger Predigten im Internet hg. von U. Nembach

Osternacht / Ostersonntag, 23.03.2008

Predigt zu 2. Timotheus 2:8a, verfasst von Hilmar Menke

„Halt im Gedächtnis Jesus Christus, der auferstanden ist von den Toten."

"Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiß nicht, was er dir Gutes getan hat. Der dir alle deine Sünde vergibt und heilt alle deine Gebrechen, der dein Leben vom Verderben erlöst. Der dich krönt mit Gnade und Barmherzigkeit."
(Die Bibel nach der Übersetzung Martin Luthers, 1985)

Vertraute Worte aus dem Alten Testament, aus dem 103 Psalm - mir so vertraut wie sie es  sicher auch Paulus waren.

Diese Worte haben mir geholfen, diesen einen Satz aus dem 2. Brief an Timotheus zu verstehen, zu entfalten, mit Leben zu erfüllen - sie haben mir geholfen, daß das, was ich von Jesus Christus im Gedächtnis halten will, nicht einseitig und einförmig wird - auch jetzt in der Osternacht nicht - daß ich über der Freude dieses Tages nicht vergesse, was war - daß ich über der Unsicherheit, die bleibt, nicht vergesse, was sein wird:

Ich will nicht vergessen, daß Gott in diese sündige, gottlose Welt kommt, zum Menschen, der sich abgewendet hat von Gott: Wie weit abgewendet die Welt und ihre Menschen sind, das zeigt sich schon darin, daß dieses Kind offenbar im Stall, beim Vieh besser aufgehoben ist als in den Wohnungen der Menschen oder gar in den Palästen der Herrscher, die ihm nach dem Leben trachten.

Ich will nicht vergessen, daß Jesus Christus Sünde beim Namen nennt - bei denen, die zu recht als Sünder gelten, wie bei denen, die sich für fromm halten - ich will im Gedächtnis behalten, daß er nicht einfach alles mit dem Mäntelchen der Liebe zudeckte, sondern die Sünde kenntlich machte und vergab in der Vollmacht, die Gott ihm gab.

Ich will nicht vergessen, daß Jesus Christus alle Gebrechen heilte, das, woran es den Menschen gebrach, die ihm begegneten: Nicht nur die Krankheiten des Körpers oder die der Seele - daß er auch die Liebe brachte, die der einen fehlte und die Achtung, an der es dem anderen mangelte, der die Gemeinschaft wieder herstellte, die zerbrochen war durch Schuld oder Geschick.

Ich will nicht vergessen, daß Jesus Christus mich vom Verderben erlöst hat - vom Verderben, das ich mir selber bereite durch Selbstsucht und Selbstüberschätzung...

Und daß er das tat dadurch, daß er sich selbst dem Verderben auslieferte, als sei er schuldig an Gott und den Menschen; daß er das Unverständnis und Ablehnung dulden mußte, die einsam machen - sogar von denen, die ihm am nächsten standen; daß er den Verrat und die Verleugnung durch engste Freunde erleben mußte; daß er die Verfolgung und Verhaftung zu  ertragen hatte und schließlich den Tod am Kreuz unter dem Spott nicht nur der Großen seines Volkes, des Gottesvolkes - ich will nicht vergessen, daß er mich damit aus all dem Verderben herausgelöst hat, das es in dieser Welt gibt.

Ja, und ich will auch den im Gedächtnis behalten, den Gott durch die Auferweckung aus dem Grab krönte mit einer anderen Krone als der Dornenkrone, die ihm Menschen aufsetzten: Mit der Krone seiner Gnade und Barmherzigkeit, seiner Treue und Liebe.

Ich will nicht vergessen, wie es sich langsam bei seinen noch verständnislosen Freunden herumsprach, daß der Gekreuzigte lebt, wie Schritt für Schritt bei ihnen aus Trauer Freude wurde, aus Verzweiflung Hoffnung, aus Zweifel Gewißheit, aus Klagelied Lobgesang - nicht nur über die Tatsache der Auferweckung Jesu, sondern über die Erkenntnis, daß dies auch für sie galt, als Versprechen und Verheißung.

Ja, auch das will ich nicht vergessen, daß diese Welt, in der immer noch das Verderben zu herrschen scheint, das Unheil, der Mangel - daß diese Welt ihre Zukunft und ihr Ziel in Jesus Christus hat, dem Gekreuzigten und Auferstandenen, dem Gekommenen und Wiederkommenden.

Paulus selber sagt es in den Sätzen, die dem ersten folgen unter
anderem so:
„Das ist gewißlich wahr: Sterben wir mit, so werden wir mit leben; dulden wir, so werden wir mit herrschen;... sind wir untreu, so bleibt er
doch treu..."

Jeder unserer Gottesdienst hält die Erinnerung an all das wach in dem was wir hören und sagen, lesen und auslegen.
Unsere  Gottesdienste lassen das Vergangene gegenwärtig werden im Sakrament, in Taufe und Abendmahl - in dem Herauslösen aus dieser Welt und im Freudenmahl der Erlösten
[gerade in der Osternacht, in der nach alter Tradition als dem einzigen Gottesdienst, beides gefeiert wird: Taufe und Heiliges Abendmahl] - 

Jeder unserer Gottesdienste nimmt mit Gebet und Musik vorweg, was Christus offenbar werden läßt, wenn er wiederkommt.
„Halt im Gedächtnis Jesus Christus, der auferstanden ist von den Toten" - und, wie der 103. Psalm schließt:
"Lobet den Herrn, alle seine Heerscharen, seine Diener, die ihr seinen Willen tut! Lobet den Herrn, alle seine Werke, an allen Orten seiner Herrschaft! Lobe den Herren, meine Seele." (ebd.)



Superintendent i.R. Hilmar Menke
Cadenberge
E-Mail: hhfjmenke@aol.com

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