Göttinger Predigten

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ISSN 2195-3171





Göttinger Predigten im Internet hg. von U. Nembach

21. Sonntag nach Trinitatis, 10.11.2019

Predigt zu Johannes 4:46-53 (dänische Perikopenordnung), verfasst von Lasse Rødsgaard Lauesen

Er wartete auf Antwort auf die Proben, die er abgeliefert hatte. Deshalb waren sie merkwürdig ruhelos und gingen umeinander herum. Sie kannten den Zeitpunkt, wo das Gespräch in einem anderen Teil des Landes stattfinden sollte, und sie hatten verabredet, dass er sie selbst anrufen sollte und ihnen Bescheid geben würde. Das Telefon lag dort auf dem Tisch und die hielten das Gespräch in Gang, während das Telefon, das nicht klingelte, durch sein Schweigen schrie. Es dauerte lange, dann klingelte es, und beide erschraken. Er nahm den Hörer zuerst, und er konnte sehen, dass es ernst war. Wenige Worte verändern die Welt, sie können sich nicht an die Worte erinnern, aber das Schweigen steckt ihnen in den Knochen. Er legte auf, und das Schweigen kam hinein, denn da war nur eines zu sagen, dass ed furchtbar war. Sie erhoben sich und gingen durch die Stuben, schweigend und ruhelos. Sie nahmen das Auto und fuhren eine Tour herum, weit weg, aber nirgendwohin, denn sie hatten keine Ruhe.

 

Kennt Ihr diese Ruhelosigkeit bei ihnen und dem Vater, dem wir heute begegnen? Vielleicht versäumt der Vater den letzten Tag des Sohnes, er überlässt ihn seinem Knecht und geht und geht und geht. Was sagen die zu ihm, die ihm begegnen? Alle die, die wissen, dass der Tod zu Gast ist in seinem Haus. Sie sagen vielleicht, dass das ganz schlimm ist, und dann übermannt auch sie das Schweigen. Vielleicht hört der Vater bei seinem ruhelosen Herumwandern in der Stadt von Jesus. Plötzlich erhält sein Wandern ein Ziel. Er will Jesus zu sich holen, damit er den Jungen heilen kann. Er geht nun von Kapernaum nach Kana und findet Jesus mitten bei einer seiner Predigten. Der Vater geht direkt zu Jesus und sagt ihm, er soll zu ihm kommen und den Sohn heilen. Jesus weist den Mann nicht zurück, aber er verlässt den Ort nicht sogleich. Stattdessen schickt er den Vater fort mit den Worten, dass sein Sohn lebt. Der Vater glaubt an die Worte Jesu, und vielleicht deshalb verschwindet seine Ruhelosigkeit. Denn Jesus hat von seinem Sohn geredet und gesagt, dass er lebt. Der Weg nach Hause muss ganz anders gewesen sein, auch wenn er keine Gewissheit hat, dass es so geschehen wird, wie Jesus gesagt hat. Der Weg des Vaters nach Hause gleicht vielleicht dem Weg, den wir alle gehen, wenn wir die Zusagen erhalten haben, dass Jesus auch mitten in unserem Leben ist. Der Knecht des Vaters läuft ihm entgegen und erzählt ihm, dass die Worte ihm zuvorgekommen sind und dass der Junge lebt. Der Junge bekam das Leben wieder, aber sie waren noch immer ruhelos. Denn der Tod würde wiederkommen in ihr Haus, so wie er auch zu unserem Leben gehört. Dann wäre es vielleicht der erwachsene Sohn, der ratlos und ruhelos umhergeht. Was sollte er nun tun, zu der Zeit würde Jesus tot sein. Wer sollte dann das Leben wiederbringen?

 

Als sie mit dem Auto anhielten und ins Haus gingen, wussten sie nicht, was die lange Fahrt für eine Reise war. Nach welchem Ziel fuhren sie und wie sollten sie das finden, was sie gerne finden wollten, indem sie nur so herumfuhren. Vielleicht kamen sie wie der Vater dennoch nach Hause mit mehr als der ruhelosen Rastlosigkeit, mit der sie von zu Hause losgefahren waren. Vielleicht hatten sie auch in einer gewissen Weise Gott zu sich nach Hause und zu der künftigen rauer geholt. Der Tod macht uns ruhelos, denn wenn er spricht, verstummen wir alle. Das ist nichts anderes zu sagen, als dass er schrecklich ist, und dann müssen wir ruhelos umhergehen. Zu so Leuten wie wir sagt Jesus, dass er nicht zu uns unterwegs ist, sondern dass er schon bei denen ist, die ihn brauchen.

 

An den ruhelosen Tagen müssen wir wie der Vater Gott aufs Wort glauben und uns von den Worten Einhalt gebieten lassen, dass der Tod in der Stunde weichen muss, wo Gott spricht. Der Tod wird uns noch immer ruhelos machen, bis Gott sich der Sache annimmt, aber vielleicht bekommen wir die Hoffnung zurück, wenn wir zu Gott gehen mit unserer Ruhelosigkeit. Dass ich das glaube, das liegt an dem, was drei Jahre später geschah, nach dem der Vater seinen Sohn wiederbekam. Denn drei Jahre nachdem Jesus gepredigt hatte, war es Jesus, der der Sohn war in der Erzählung, und Gott musste drei Tage ruhelos wie der Vater ruhelos umhergehen.

 

Drei Tage, das ist eine lange Zeit, wenn man weiß: Mein Sohn ist im Reich der Toten. Jeder Mensch weiß, wie das gewesen sein muss, ruhelos zu sein ohne ihn. Gott sah ihn tot, er sah ihn stumm, er sah ihn leblos. Der Sohn war nicht mehr in der Welt, aber das war der Vater. 

 

Drei Tage, dann rief ihn der Vater wieder zum Leben, und Jesus stand auf aus seinem Grab und wurde dann von den Frauen und den Aposteln und vielen anderen gesehen. Sie sagen, dass er lebt und einige finden ihn noch heute auf ihrer ruhelosen Reise in der Welt, plötzlich steht er mitten unter uns. Lasst uns sehen, ob er auch uns vorangegangen ist, so dass wir wie der Vater guter Botschaft begegnen. Amen.



Pastor Lasse Rødsgaard Lauesen
DK-5000 Odense
E-Mail: lrl(at)km.dk

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