Göttinger Predigten

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ISSN 2195-3171





Göttinger Predigten im Internet hg. von U. Nembach

4. Advent, 22.12.2019

Predigt zu Jesaja 3:25-36 (dänische Perikopenordnung), verfasst von Lasse Rødsgaard Lauesen

Das Licht in der Finsternis

 

Bald zünden wir die Lichter an am Weihnachtsbaum, um den Heiligen Abend zu feiern. Vor sechs Monaten, als da noch immer ungebrauchter Sommerurlaubstage und in unseren Kalendern herumspukten, zündeten wir das Mittsommerfeuer an. Das Mittsommerfest ist am besten in kurzen Hosen mit der Wärme des Feuers, die sich um unsere Körper schmiegt. An einem solchen Abend vibriert selbst die Dunkelheit in hellblau. Da stehen wir zusammen mit Freunden und Angehörigen und erleben, wie schön die Welt sein kann.

 Da ist nur immer einer, der sagen muss: Jetzt wird es wieder dunkler. Was wir alle wissen – dass das Glück und das Licht nicht ewig dauern können – das muss immer einer verkünden, ehe wir allzu verzaubert werden von der Freude des Sommers. Eben darum ist es mir eine große Freude, sagen zu können:  Die Finsternis wird heller, das Licht stärker. 

Ich weiß nicht, ob ich der einzige bin, der das Licht braucht. Es ist bereits lange her, dass der Sommer in meinem Körper war. Nun brauchen wir jemanden, der sagt, dass es nun nicht mehr dunkler wird, nun kommt das Licht wieder und wohnt unter uns. Die Welt ist in der Tat dabei, wieder grün zu werden. Das Licht wird durch alle Spalten hereindringen, und die hellen Nächte werden wiederkommen.

Denn es ist lange her, dass die Pfingstsonne tanzte und wir das Licht und die Wärme des Sommers feierten. Wir wurden plötzlich in die Welt geschickt, um von Jesus zu erzählen. Und sein Licht brennen lassen auch hier im Winter, wo wir fast nicht daran glauben können, dass das Licht zurückkehrt.

Johannes ist mehr menschlich als das, worauf wir warten. Er weiß, dass er nur auf das Licht hinweisen kann. Das ist die Aufgabe, ein Trost für alle, denen es schwerfällt, in Freude auszubrechen im dunklen Winter. Johannes versteht sich darauf, zurückzustehen vor dem, der kommt. 

Er versteht, dass es genügt, auf das Licht hinzuweisen und sich darüber zu freuen, dass es tatsächlich in der Welt ist. Vielleicht weiß er sogar, dass die Finsternis ihn bald überkommen wird, aber was macht das jetzt, wo das Licht in die Welt gekommen ist. Johannes kann sehen, dass Gott nun in die Welt kommt, dass die Leute an Jesus glauben, dass sein Licht hereinbricht - auch in die finstersten Ecken. Allein dass es Menschen gibt wie Johannes, die anderen Platz machen, gibt Hoffnung im dunklen Winter. Es ist für Johannes in der Tat ganz in Ordnung, dass er abnimmt, nun wo Jesus größer wird. Das ist es wohl, was Jesus in uns allen bewirken soll, wir sollen abnehmen, er soll größer werden in uns, und sein Licht soll in all unseren dunklen Tagen leuchten. 

Nun sind wir es also, die vom Licht zeugen sollen in einer Welt, die sich verdrückt, wenn der Winter zunimmt. Wir können die Welt nicht der Finsternis und dem Schweigen überlassen, sondern dürfen vielleicht gerade jetzt, wo alles so kalt und traurig ist, etwas davon sagen, dass das Licht nun wiederkommt. Wenn du das nicht tust, wer sollte sonst die Finsternis dazu bringen abzunehmen? Es kann ja sein, dass du

in dir selbst kein Licht bist, aber du könntest ja wie Johannes auf ihn hinweisen, der Licht ist. Vielleicht bist du es, der einem anderen den Glauben daran schenkt, dass das Licht nun tatsächlich wieder in die Welt kommt. 

Was ist Glaube, wenn es nicht ein Glaube ist, dass es auch für Winterzweige möglich ist, dass es Frühjahr wird. 

  Was ist Glaube, wenn es nicht ein Glaube daran ist, dass die Finsternis nicht in uns allen wohnen kann? Einige von uns müssen ja darauf hoffen, dass das Licht wiederkommt. Lasst und doch einfach hingehen und auf das Licht in der Finsternis zeigen. Amen.



Pastor Lasse Rødsgaard Lauesen
DK-5000 Odense
E-Mail: lrl(at)km.dk

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