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Quasimodogeniti (1. Sonntag nach Ostern),
7. April 2002 |
I. Karfreitag und Ostern bedeuten, daß das Leiden Jesu Christi - und vieler unschuldiger Menschen - nicht vergessen ist, auch nicht die Trauer über die Ungerechtigkeit. Aber die Niedergeschlagenheit und Resignation behält seit Ostern nicht das letzte Wort. Ostern ist ein Fest der Hoffnung. Die frühen Christen feierten in der Osternacht auch die Taufe von Erwachsenen, die in die Kirche aufgenommen wurden. An die Stelle der Karfreitagsklage trat das Gotteslob. Die christliche Spiritualität und Frömmigkeit haben darum ein Element der Lebenszuversicht. - Für den heutigen 1. Sonntag nach Ostern ist ein Vers aus dem 1. Petrusbrief (1,3) als Wochenspruch ausgewählt: "Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesu Christi, der uns nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten." II. Er habe sich durch Taten und Worte als Prophet erwiesen. Jetzt aber sei durch die Kreuzigung alles vorbei. Ihr Herz sei voll Trauer. - Aber dann wurden ihnen im Gespräch und im gemeinsamen Brotbrechen mit dem unerkannten Dritten, wie Lukas erzählt, "die Augen aufgetan"; und sie erkannten das Unerwartete: daß der Tod nicht endgültig über Jesus gesiegt hat. Der Apostel Paulus beschreibt die wenigen Begegnungen mit dem Auferstandenen mit den Worten, daß Jesus den Seinen (visionär) erschienen sei. Die Botschaft von Ostern bringt Menschen ins Nachdenken. Sie läßt sich schwer begreifen, weil sie Neues in unsere Welt der Vergänglichkeit bringt. Sie ist eine gute Nachricht, denn sie läßt in unserer Welt mit ihren widersprüchlichen Erfahrungen das Licht der Hoffnung aufleuchten. Gott hat Jesus, der in seinem irdischen Leben ganz auf Gott bezogen lebte, nicht im Tode gelassen. Den Jüngern wird deshalb neue Kraft und Energie, Zuversicht und Mut für die Zukunft geschenkt. Ostern vermittelt eine belebende Grenzerfahrung. III. Hebet Eure Augen in die Höhe und seht! Wer hat dies geschaffen?
Er führt ihr Heer (die Gestirne) vollzählig heraus und ruft
sie alle mit Namen; seine Macht und starke Kraft ist so groß, daß
nicht eins von ihnen fehlt. Hebet eure Augen in die Höhe und seht! Wer hat dies geschaffen? Die Trostworte des Propheten (Deutero-)Jesaja sind ein Lob Gottes des Schöpfers. Die Schöpfung ist nicht Gott, aber der Kosmos mit Sonne, Mond und Sternen ist in seiner Großartigkeit das beeindruckende Zeugnis für Gottes Schöpfermacht. Der Prophet ist davon überzeugt, daß der Schöpfer der Welt und des Kosmos auch seinen Menschen Lebensenergie geben kann. Der erste Artikel des Glaubensbekenntnisses, der von dem Schöpfer des Himmels und der Erde handelt, beschreibt nicht eine in Urzeiten zurückliegende Schöpfertat Gottes; sondern er verweist auf das fortdauernde, die Welt erhaltende Schöpferwirken Gottes. Es gibt in Gottes Schöpfung viel zum Staunen. Viele von uns kennen Menschen, welche die Erfahrung gemacht haben, daß ihnen unerwartet neue Kraft und Stärke geschenkt wurde. Vielleicht gehören wir selber zu diesen Menschen. Das Bild, das (Deutero-)Jesaja gebraucht, ist das ermutigende Bild von dem Adler, der mit kräftigen Flügelschlägen hinauf in die Höhe fliegt. Wer das "Aufsteigen" eines Adlers einmal beobachtet hat, kann dies befreiende Bild kaum vergessen. Der Prophet (Deutero-)Jesaja nimmt diesen Gedanken im Vertrauen auf Gott, den Schöpfer, auf. Er traut darauf, daß "die auf den Herrn harren, neue Kraft kriegen, daß sie auffahren mit Flügeln wie Adler" und von ihren niederdrückenden Gedanken befreit werden. Dieser Vers aus dem Jesajabuch steht auch auf der Eingangspforte der Frankeschen Stiftungen in Halle. Sie wurden zur Erziehung und Betreuung der Jugend vor etwas über dreihundert Jahren von dem Theologen und Pädagogen Hermann August Franke gegründet. Diese Anstalten haben in politischer Hinsicht schwierige Zeiten im letzten Jahrhundert durchstehen müssen. Aber sie gründen heute ihre Arbeit weiterhin auf die Zuversicht des Wortes aus dem Jesajabuch. Realitätsbezogener Optimismus und Tatkraft zeichnen die Arbeit in den Frankeschen Stiftungen aus. IV. Der Osterjubel gehört zu diesem Fest. Das alte Osterlied verleiht ihm Worte. "Wir wollen alle fröhlich sein / in dieser österlichen Zeit; denn unser Heil hat Gott bereit. Halleluja, gelobt sei Christus, Mariens Sohn. // Es ist erstanden Jesus Christ, der an dem Kreuz gestorben ist, dem sei Lob, Ehr zu aller Frist. Halleluja, Halleluja... gelobt sei Christus, Mariens Sohn." (EG 100) V. Das österliche Fest des Glaubens an die Auferstehung des gekreuzigten Jesus von Nazareth ist nicht mit dem Frühlingserwachen der Natur gleichzusetzen. Beides ist nicht austauschbar. Aber es gibt eine Ähnlichkeit im Erleben. Der fröhliche Osterglaube läßt die traurigen Gedanken von Karfreitag hinter sich. Entsprechend kann der Gang durch die Natur zum Abschied von der Winterszeit werden. Es naht demnächst die lebenerfüllte Zeit des Sommers. Jesus wird im christlichen Osterlied gepriesen als "unser Trost und Leben". Wir glauben, daß Jesus bei Gott ist. Unser Wissen bleibt in dieser Weltenzeit freilich hinter diesem Glauben zurück. Aber für die Freude des Glaubens kann die alljährliche Erneuerung der Natur in Gottes Schöpfung zu einem Zeichen der Mitfreude werden. In diesem Sinn verbindet das genannte Osterlied die christliche Osterfreude mit der Freude über das Wiederaufblühen der Natur im Frühling. Die dritte Strophe des Osterliedes "Jesus, unser Trost und Leben" lautet: "Alle Welt sich des erfreuet, sich verjünget und verneuet, - alles, was lebt weit und breit, leget an sein grünes Kleid. Ja, das Meer vor Freuden wallet, Berg und Tal weithin erschallet. Halleluja, Halleluja." (EG, Rheinisch-Westfälischer Liedteil 561) Zur Predigt Prof. Dr. Friedrich Wintzer, Meckenheim bei Bonn
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