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Buß- und Bettag,
20. November 2002
Predigt über Jesaja 1, 10-17, verfaßt von Hans Theodor Goebel (-> zu den aktuellen Predigten / www.online-predigten.de) |
1. "Hätte uns der HERR
nicht einen geringen Rest übrig
gelassen, so wären wir wie Sodom und gleich wie Gomorra." Wen meint dieser Ruf heute? Wer hört ihn?
Wie redet Gott denn hier? Ist er nicht auf immer ein Gott, zu dem Menschen
beten sollen? Ruft mich an, so will ich euch erhören? Liebe Gemeinde, ich bin nicht Prophet, dass ich sagen könnte:
Genau das ist Gottes Botschaft an euch hier in Köln am 20. November
2002. Hört! - ihr Herren von Sodom, du Volk von Gomorra. 3. " tut eure bösen Taten aus meinen Augen, lasst ab vom Bösen! Lernet Gutes tun, trachtet nach Recht, helft den Unterdrückten, schafft den Waisen Recht, streitet für die Witwen!" Ich bleibe hängen an dem Wort: "Lernt Gutes tun!" (1) Die Schere von Reichtum und Armut. Geht auseinander. Die Telekom macht Verluste. Der Chef-Manager wird - wie es seinem Vertrag entspricht - mit einer Riesensumme abgefunden. Das Unternehmen will jetzt an die 55 000 Arbeitsplätze einsparen. Wer findet die ab, die sie verlieren und doch die Verluste nicht gemacht haben? So wie es läuft, werden Menschen bitter gemacht. - Da schmeckt es gut, dass jetzt ein paar Millionäre an den Bundeskanzler geschrieben haben, sie wollten mit ihrem Reichtum gesellschaftliche Verantwortung wahrnehmen - für Schulen, für Kindergärten und dergleichen. "Vermögende für die Vermögenssteuer". (2) Wirtschaftliches Wachstum. Alle sagen: Wir brauchen es. Damit es uns in Deutschland wieder besser geht. Können Wirtschaft und Konsum wachsen ohne Grenzen? Wo wachsen die dann hin? Wächst damit auch für uns alle die Qualität des Lebens - und die Lebenschance für nach folgende Generationen? Sind Wirtschaft und Konsum alles im Leben? Ist das ganze Leben unter das Gesetz des wirtschaftlichen Wachstums zu zwingen? Was verkümmert dann? Wer bleibt auf der Strecke? Und wenn die Wirtschaft bei uns zu Lande wächst, schrumpft sie deswegen vielleicht anderswo? Im weltweiten Verteilungskampf der Marktanteile. (3) Da sind wir schon beim nächsten Beispiel: Industrienationen und unterentwickelte Länder. Die Wirtschaftskraft und Technologie und die von den reichen Nationen diktierten Handelsbedingungen knebeln die armen Länder in der Weltwirtschaft, lassen sie nicht hochkommen. Die versinken in Schulden, die sie bei uns Reichen haben und können ihre eigenen Ressourcen nicht nutzen. Es ist ein hoffnungsvolles Zeichen, dass gerade junge Leute heute z. B. in der Bewegung Atta c diese Art Globalisierung anprangern. Recht und Gerechtigkeit einfordern für die Unterdrückten. (4) Arbeitslosigkeit. Für immer mehr Menschen bitteres Los. Welche Politiker sagen dem Volk die Wahrheit, dass es Vollbeschäftigung in Industrie und Verwaltung nicht mehr geben wird? Der Staat spart und die Wirtschaft macht Gewinn, wenn sie Arbeitsplätze abbauen. Wegrationalisieren. Unserer Gesellschaft gehen immer mehr Arbeitsplätze aus. Dabei ist in unsrer Gesellschaft so viel zu tun. Im Naturschutz und für die Kunst. Auf Straßen und Plätzen und Parks. Beim Sport. In den Vereinen. In der Kirche. In Schule und Hochschule. Bei Kindern und Jugendlichen, die beleitet, bei Alten und Kranken, die gepflegt sein wollen. In der Flüchtlingsbetreuung. In Strafanstalten. In der Politik. Unzählbar viele Aktionen könnten erweckt, ersponnen, ersonnen, durchgeführt werden. Unser aller Leben könnte dabei bunter blühen, viel bunter als heute. Wann fangen wir an, uns solche neuen Lebensmöglichkeiten auszudenken? Wie können wir in solche Buntheit des Lebens investieren? Was brauchen wir, damit arbeitslose und vielleicht schon antriebslose Menschen zu einem erfüllten Leben kommen, auch ohne bezahlten Arbeitsplatz ihre Talente und Kräfte einbringen können? Und können dabei finanziell gesichert und von den Anderen anerkannt leben. Ich habe nur Beispiele genannt, die mir gekommen sind. Und sie noch nicht
zu Ende gedacht. Ihnen werden andere einfallen. Vielleicht machen Sie
sich auch andere Gedanken - Ihre eigenen. 4. Uns Christen wird freier Raum aufgetan, von uns selbst aufzubrechen in
die Welt. Nicht sitzen zu bleiben bei uns selbst in unsren Gottesdiensten
- das hat Gott satt. Apl. Prof. Dr. Hans Theodor Goebel, Pfarrer i.R, Köln |
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