Göttinger Predigten im Internet
hg. von U. Nembach, Redaktion: R. Schmidt-Rost

Ostermontag, 21. April 2003
Gottesdienst zu Lukas 24, 13-35, verfaßt von Matthias Petersen
(-> zu den aktuellen Predigten / www.predigten.uni-goettingen.de)

Ein Osterfestgottesdienst für Familien und Singles
von und mit vielen Konfirmand/innen, einem Pastor und einem alten Weihnachtsbaum

Vorbemerkung: Schon wieder hab ich nach Weihnachten den Termin zur Abfuhr des Weihnachtsbaums verpaßt. Er liegt immer noch - Anfang April - auf dem Hof, rostbraun und mehr als unansehnlich. Aber vielleicht läßt sich noch etwas draus machen.

Was Sie brauchen: Einen alten Weihnachtsbaum, einige freundliche Konfis als Sprecher/innen und bunte Ostereier aus Tonpapier, dazu Stifte und Bänder zum Aufhängen

Ablauf:

Orgelvorspiel
Begrüßung
Gemeinde: Wir wollen alle fröhlich sein (100, 1.2.4.5)

Zwischentext
Klagen 1
Gemeinde: Kyrie eleison (178.9)
Klagen 2
Gemeinde: Kyrie eleison (178.9)
Klagen 3
Gemeinde: Kyrie eleison (178.9)
Eingangsgebet
Gemeinde: Holz auf Jesu Schulter (97)

Zwischentext
Lesung: Lukas 24, 1. Teil
Gemeinde: Freunde, daß der Mandelzweig (606)

Zwischentext
Lesung: Lukas 24, 2. Teil
Gemeinde: Fürchtet euch nicht (607)

Zwischentext
Lesung: Lukas 24, 3. Teil
Gemeinde: Er ist erstanden, Halleluja (116, 1-3)

Zwischentext
Psalm 118 (747)
Gemeinde: Alle Knospen springen auf

Hoffnungen 1
Gemeinde: Ich lobe meinen Gott (272)
Hoffnungen 2
Gemeinde: Ich lobe meinen Gott (272)
Hoffnungen 3
Gemeinde: Ich lobe meinen Gott (272)

Ansprache: Lukas 24

Orgelmusik
(währenddessen Schmücken des Baumes mit Blumen und Ostereiern)

Gemeinde: Gelobt sei Gott im höchsten Thron (103)
Fürbitte 1
Gemeinde: Laudate omnes gentes (181.6)
Fürbitte 2
Gemeinde: Laudate omnes gentes (181.6)
Fürbitte 3
Gemeinde: Laudate omnes gentes (181.6)
Vaterunser
Gemeinde: Christ ist erstanden (99)
Segen
Orgelnachspiel


Klagen

Gelobt sei Gott im höchsten Thron – das ist eins der schönsten Osterlieder überhaupt. Aber – können wir das so einfach singen. Mitten in einer Welt, in der es Hunger gibt und Ungerechtigkeit und Krankheit und Krieg. Können wir Gott so einfach loben?


Klagen 1: Siehst du, wie die Menschen sterben im Irak? In Palästina und in deinem Heiligen Land? Kinder, Jugendliche wie wir, Frauen, alte Leute, Männer... Warum läßt du das zu, Gott? Als du geboren wurdest im Heiligen Land, da haben wir auf Frieden gehofft. Aber inzwischen sind unsere Hoffnungen auf Frieden sind fast erstorben – wie dieser alte Weihnachtsbaum...

Ach Gott, erbarme dich!

Klagen 2: Siehst du, wie viel Ungerechtigkeit es gibt auf der Welt? Wieviele Menschen hungern und leiden und unterdrückt werden? Als du geboren wurdest unter den armen Leuten damals in Bethlehem, da haben wir auf Gerechtigkeit gehofft für diese arme Welt. Aber inzwischen sind unsere Hoffnungen auf Gerechtigkeit so dürr geworden wie diese arme alte Tanne .....

Ach Gott, erbarme dich!


Klagen 3: Siehst du die Angst unter den Menschen? Siehst du sie? Ihre Einsamkeit und ihre Sehnsucht und ihr Unerfülltsein und ihre Ziellosigkeit. Guter Gott, wir hatten so gehofft, daß Jesus uns Ziele gibt und Wege zeigt – und nun scheint alles verloren – so wie dieser nutzlose Christbaum, der nur noch gut ist für den Ofen ...

Ach Gott, erbarme dich!

Eingangsgebet

Guter Gott, Vater im Himmel,
wir haben viele Fragen.
Vieles beschäftigt uns.
Vieles verstehen wir nicht.
Gerade weil Ostern ist.
Wir bitten dich sehr:
Komm du zu uns,
höre unsere Fragen
hilf uns, Antworten zu finden.
Dein Geist sei jetzt bei uns!

Amen.


Das Neue Testament erzählt die Geschichte von zwei Jüngern. Der Kleopas war das und sein Freund. Die haben auch so geklagt. Die hatten so große Hoffnungen in Jesus gesetzt. Die waren sich ganz sicher, daß nun, nachdem sie Jesus kennengelernt hatten, alles ganz anders und besser werden sollte. Doch dann kam das furchtbare Ende. Jesus wurde gekreuzigt. Alle Hoffnungen waren dahin. In großer Angst liefen die Jünger davon. Bloß weg aus Jerusalem! Ihre Hoffnungen waren geworden wie dieser alte Weihnachtsbaum. Nichts war von der ursprünglichen Schönheit übriggeblieben... Aber hört selbst.

Lesung 1: Lukas 24, 13-16

Habt ihr gehört? „... Da blieben sie traurig stehen.“ Das ist noch nicht viel, aber ein bißchen ist es schon. Zumindest rennen sie nicht mehr weg. Das ist eigentlich ein ganz gutes Zeichen. Ein Fremder kommt dazu, bietet an, sie zu begleiten – und schon ist die Angst nicht mehr ganz so groß. Das kennen wir auch. Selbst wenn das Problem damit noch lange nicht gelöst ist.

Und dann erklärt ihnen Jesus alles. Aber: Den Jüngern geht es genauso, wie es auch uns oft geht: Sie haben Tomaten auf den Augen und Petersilie in den Ohren. Sie verstehen das gar nicht. Obwohl Jesus selbst es ist, der ihnen da eine Predigt hält. Er erinnert sie an alle Wunder, an alle seine Worte. Völlig vergeblich: Die beiden Jünger sind schon sehr sehr begriffsstutzig. Ihre Hoffnung ist immer noch so kahl wie in alter Weihnachtsbaum.

Aber vielleicht blitzt jetzt doch schon ein ganz ganz kleines bißchen Osterhoffnung auf ...

Lesung 2: Lukas 24, 17-29


Die Begleitung durch Jesus hat die Angst besiegt. Aber die Predigt hat nichts geholfen. Das haben wir nun gehört. Aber nun folgt etwas Erstaunliches: Jesus tut jetzt etwas. Er teilt Brot und Wein. Er teilt Hoffnung und Freude. Er teilt Sterben und Leben mit den Freunden.
Und was die Wegbegleitung nicht erreicht hat, was auch die Predigt nicht bewirken konnte, das geschieht jetzt: Den beiden Jüngern geht ein Licht auf, es wird buchstäblich hell in der Finsternis von Trauer und Angst.

Lesung 3: Lukas 24, 31-35


Und nun endlich können wir sprechen und singen, wie die Jüngerinnen und Jünger am Ostermorgen, wie die Menschen seitdem voller Freude sprechen und singen und beten konnten:

Wechselgebet Psalm 118


Hoffnungen 1: Ach guter Gott, es stimmt ja. Auch wenn es viel Unrecht gibt. Aber es gibt so viele Menschen, die machen Hoffnung, die kämpfen für den Frieden, die treten ein für Gerechtigkeit, die beten für eine neue Welt. Menschen, die uns zeigen: Du bist mitten unter uns. Darum, Gott, ist es gut, dir unseren Dank zu singen

Gemeinde: Ich lobe meinen Gott

Hoffnungen 2: Ach guter Gott, es stimmt ja. Die Zeichen des neuen Lebens sind überall. Die Sonne geht immer neu auf. Die Natur erwacht zum Leben. Freunde sind an unserer Seite. Es gibt so viel, für das wir dankbar sein können. Darum, Gott, ist es gut, dir unseren Dank zu singen

Gemeinde: Ich lobe meinen Gott

Hoffnungen 3: Guter Gott, Bruder Jesus, du bist auferstanden. Du bist wahrhaftig auferstanden! Das Licht siegt über die Finsternis. Das Leben siegt über den Tod. Die Angst siegt über das Vertrauen. Der verdorrte Baum unserer Hoffnung blüht wieder neu. Darum, Gott, ist es gut, dir unseren Dank zu singen:

Gemeinde: Ich lobe meinen Gott

Fürbitten

A: Guter Gott, Vater im Himmel, du hast Jesus auferweckt von den Toten. Du zeigst uns, daß der Tod seine Macht verloren hat. Du zeigst uns, daß deine Liebe stärker ist als alles Böse. Du zeigst uns, daß das Leben siegt. Du zeigst uns, wie der verdorrte Baum der Hoffnung neue Früchte trägt. Darum danken wir dir aus ganzem Herzen. Wir danken dir mit deiner ganzen Schöpfung. Wir danken dir gemeinsam mit allen Menschen.

Gemeinde: Laudate omnes gentes

B: Weck auch uns auf aus dem Tod – aus unserer Angst, aus unserer Feigheit, aus unserer Tatenlosigkeit. Laß uns auferstehen. Laß uns aufstehen gegen Haß und Gewalt, gegen Hoffnungslosigkeit und Resignation, gegen alles, was das Leben schwermacht auf dieser Erde. Laß uns zu deinen Helfern werden, die den Baum des Lebens blühen lassen.

Gemeinde: Laudate omnes gentes

C: Laß auch denen das Leben blühen, die im Schatten des Todes sitzen. Die Menschen im Irak und in Palästina und in Israel nennen wir dir. Die Menschen in Afghanistan und in allen Kriegsgebieten der Erde. Die Menschen in den Todeszellen der Gefängnisse. Die Hoffnungslosen in den Slums und Favelas der Großstädte. Laß auch für sie Ostern werden und den Lebensbaum der Hoffnung blühen.

Gemeinde: Laudate omnes gentes


lukas 24, 13-35

warum ist es so schwer
vertrauen zu haben

wahrscheinlich doch
weil vertrauen
immer wieder
enttäuscht wird
wir werden enttäuscht
und
wir enttäuschen

wahrscheinlich doch
weil wir gelernt haben
daß eine gesunde portion mißtrauen nicht schaden kann

wahrscheinlich doch
weil nicht enttäuscht werden kann
wer nicht zuviel vertraut

aber
ü berlegt mal
was wäre das für ein leben
wenn ich
aus angst vor enttäuschung
keine wünsche mehr wagen würde
keine hoffnungen
keine träume mehr hätte
das leben wäre
kahl struppig unansehnlich
wie dieser alte vertrocknete weihnachtsbaum

ihr
konfirmandinnen
konfirmanden
ihr müßt sollt
viel erwarten vom leben
träume haben und hoffnungen
damit euer leben bunt ist
und schön
und lebenswert

und wir
eure eltern
die erwachsenen gemeindeglieder
wir wollen das ja auch für uns
weil wir sonst aufhören würden zu leben
und das wollen wir doch nicht
ein leben voller mißtrauen
voller enttäuschung
voller es nützt ja doch alles nichts
ein leben wie der alte weihnachtsbaum
ein leben ohne erwartungen
das könnten wir
wir
auch nicht ertragen

die beiden jünger
wir haben von ihnen gehört
die hatten ja so viel erwartet vom leben
die waren jesus begegnet
und
sie waren glücklich
das leben war offen
die sonne ging auf
es gab hoffnung für die zukunft
es gab neue wege

aber dann
kam die riesengroße enttäuschung
verhaftung
tod
ihre hoffnung war enttäuscht worden
so sehr
und die angst war groß
die verzweiflung auch

natürlich
mit recht kann man sagen
was mir auffällt
die jünger haben
ganz offensichtlich
nie richtig zugehört
jesus hat ja so oft davon gesprochen
was ihn erwartet
er hat von auseinandersetzungen gesprochen
von mächtigen gegnern
von seiner angst
sogar von seinem tod

aber
das hatten sie nicht hören wollen
mensch jesus
hatten sie gesagt
mach mal halblang
so schlimm wird’s schon nicht werden

sie hatten einfach nicht zugehört
und darum hatten sie jetzt das gefühl
ihr vertrauen sei enttäuscht worden
und so waren ihre hoffnung
kahl geworden und häßlich
wie dieser alte weihnachtsbaum

und da half es auch gar nichts
daß der auferstandene jesus
unerkannt
ihnen das alles noch mal erklärte
er hat sich wirklich redliche mühe gegeben
aber
worte helfen oft nicht weiter
oft genug nicht
jeder weiß das
der schon mal versucht hat
andere zu trösten
oder der die
selbst trost gebraucht hat

was also hat geholfen
damals in emmaus
ganz einfach
was jesus dann tat
das hat geholfen
ein zeichen setzen
brot und wein teilen
miteinander essen und trinken
das hat geholfen
und
ganz plötzlich
wird den jüngern leicht ums herz
du bist ja doch da
wir sind ja gar nicht allein
das leben hat ja doch einen sinn

wie schön
daß es solche zeichen gibt
zeichen
die uns helfen
wo worte versagen

ein händedruck
ein kuß
eine umarmung
ein streicheln

oder
etwas zum anfassen haben
ein kuscheltier
ein freundschftsband
eine blume
einen ring

oder
brot und wein im abendmahl
das wasser der taufe
gott erinnert uns
ich bin bei euch
in der kraft des brotes
in der fröhlichkeit des weins
in der frischen lebendigkeit des wassers
ihr dürft vertrauen haben
ich bin bei euch

auch ein weihnachtsbaum ist ja so eine erinnerung
voller lichter
gottes licht scheint in der dunkelheit
sagt er uns
mitten in der finsternis des winters

aber
manchmal
da vertrocknen solche zeichen ein bißchen
werden unansehnlich
ü berzeugen nicht mehr
da müssen wir sie dann aufpolieren
sie neu schmücken
damit wir uns wieder erinnern
aha
so war das ja
wir dürfen vertrauen haben
gott ist bei uns
auch wenn wir zweifel haben
auch wenn alles dunkel scheint
gott ist bei uns
das leben ist offen

daran wollen wir uns jetzt erinnern

sie haben
ihr habt
am eingang bunte papierostereier bekommen
und einen stift
wenn ihr mögt
dann schreibt darauf
oder malt ein bild
welches zeichen der hoffnung begleitet mein leben
wofür möchte ich danken
was macht mein leben hell

die orgel wird dazu spielen

und dann kommt nach vorn
mit den bunten ostereiern
die konfis werden helfen
den alten dürren baum zu schmücken
mit den zeichen der hoffnung
bis er wieder bunt ist
bis er wieder ein bißchen farbe kriegt und strahlt
wie die sonne am ostermorgen

damit wir es nicht vergessen
damit wir es begreifen
damit wir hoffnung haben
und vertrauen
denn
der herr ist auferstanden
er ist wahrhaftig auferstanden


amen

Matthias Petersen
Kirchenstraße 37
24211 Preetz
E-Mail: petersen.m@t-online.de



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