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6. Sonntag
nach Trinitatis, 27. Juli 2003
Predigt über Matthäus 28,16-20, verfaßt von Matthias Rein (-> zu den aktuellen Predigten / www.predigten.uni-goettingen.de) |
Liebe Gemeinde! "Willst Du Dich taufen lassen?" So frage ich ein junges Mädchen, das zur Konfirmandengruppe gehört. Sie ist nicht getauft, ihre Eltern gehören nicht zur Kirche. Eine Freundin hat sie mitgebracht und sie macht eifrig im Konfirmandenunterricht mit. "Ich soll mich taufen lassen? Nein, das ist mir zu unheimlich!", antwortet sie. Ich bin überrascht! Die Taufe - etwas unheimliches? Wir erleben im Gottesdienst fröhliche Kinder und festlich gestimmte Familien, wenn sie ihr Kind taufen lassen. Wir als Gemeinde freuen uns mit ihnen, über die Bewahrung in der kritischen Zeit der Geburt, über das Geschenk eines Kindes, über den Entschluß, Gott um seinen Beistand zu bitten und dieses Kind in der Taufe mit ihm zu verbinden. Taufe - etwas unheimliches? Die Taufe erfreut sich weiterhin großer Beliebheit. 93% aller evangelischen Christen würden ihr Kind taufen lassen, wenn sie dies entscheiden müßten. Zugleich müssen wir feststellen, daß der Anteil der Bevölkerung hierzulande, der nicht getauft ist, wächst. Gerade die Menschen zwischen 28 und 40 Jahre fühlen sich fremd in der Kirche und treten zunehmend bei Gelegenheit aus. Die Taufe ist ihnen nicht mehr wichtig, ihre Kinder lassen sie nicht taufen. Wir sind gefragt! Das Wort für die Predigt heute ist uns vertraut. Wir hören
es, wenn ein Kind getauft wird, wir rufen es uns ins Gedächtnis. "Gehet
und machet zu Jüngern alle Welt, tauft sie und lehret sie alles
halten, was ich euch geboten habe." Ein großes Programm, das den Jüngern hier präsentiert
wird. Jesus faßt seinen Auftrag zusammen. Taufen sollen die Jünger, taufen im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Was aber ist das - Taufen? Was zeigt diese Handlung? Was bedeutet die Taufe im Auftrag und Namen Jesu? Ich habe ein Bild vor Augen: Mir ist diese Macht tatsächlich und im übertragenem Sinn im
letzten Sommer begegnet. Unser vierjähriger Sohn spielt am Ufer
eines Badesees. Er hat seine Schwimmflügel abgestreift. Plötzlich
sieht er mich und läuft ins Wasser, das immer tiefer wird. Er verliert
den Halt unter den Füßen und geht unter. Ich muß mich
beeilen, um ihn heraus zu ziehen. Er ist völlig verstört und
klammert sich an mich. Er hatte die Macht des grundlosen Wassers gespürt. Aber es gibt ja noch eine andere Seite der Taufe. Der andere Mann hebt
den Versunkenen aus dem Wasser. Er bringt ihn dahin, wo er leben kann.
Der andere, auf dem Bild ist es Philippus, der den Kämmerer aus
dem Morgenland tauft, handelt im Auftrag Jesu. Zwei Seiten hat die Taufe. Die eine Seite zeigt unsere Grenzen, wenn es um den Grund unseres Lebesn geht. Und die andere zeigt, daß uns das Leben geschenkt wird von Gott, der das Leben liebt. Ist das unheimlich? Zumindestens ist es für viele heute nicht nachvollziehbar. Und damit sind wir gefragt: Wie kann es uns gelingen, dieses Wissen, diese Einsicht in unsere Grundbefindlichkeit als Menschen weiterzugeben, anderen verständlich zu machen? Denn dazu hat uns Jesus beauftragt. Zwei Einsichten sind mir dabei wichtig: "Ich soll mich taufen lassen - nein, das ist mir zu unheimlich." Ich bin dem Mädchen dankbar für ihre Antwort. Sie hat mich gezwungen, mir klarer darüber zu werden, warum die Taufe für mich etwas Schönes ist. Wir haben lange in der Konfirmandengruppe über die Taufe gesprochen, wir haben uns vor Augen geführt, was bei der Taufe passiert, was wir damit meinen, wenn wir taufen. Das Mädchen wurde dann in der Osternacht getauft und war sehr stolz. Na gut, werden Sie vielleicht sagen, dazu ist der Mir ist kürzlich eine andere Taufgeschichte begegnet, die zeigt, wie es mit der Taufe zugehen kann und die, so denke ich, Anlaß zu Hoffnung und Freude gibt: Angelika, eine 21jährige Studentin in Berlin, wohnt in einer WG zusammen mit Judith. Judith besucht regelmäßig den Gottesdiesnt und gehört zu einem Bibelkreis. Sie nimmt Angelika mit. Angelika lernt eine neue Gemeinschaft kennen, in der sie sich wohl fühlt. Sie lernt, die Bibel zu lesen und für ihr Leben zu bedenken. „Ich lebe bewusster“, so sagt Angelika, „es tröstet mich, dass Gott mich schützt und bewahrt. Dieses Jahr an Ostern habe ich mich taufen lassen. Ich wollte wirklich zu der Gemeinschaft dazugehören.“ „Gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker. Taufet
sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes
und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe.“ Amen Dr. Matthias Rein
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