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6. Sonntag
nach Trinitatis, 27. Juli 2003
Predigt über Matthäus 28, 16-20, verfaßt von Peter Böhlemann (-> zu den aktuellen Predigten / www.predigten.uni-goettingen.de) |
Liebe Gemeinde, der Predigttext für den heutigen 6. Sonntag nach Trinitatis ist Mt 28,16-20. Es sind die letzten Worte des auferstandenen Jesus an seine Jünger: "Aber die elf Jünger gingen nach Galiläa auf den Berg, Gebet: Herr, nun sei auch an diesem Tag, jetzt, bei uns Liebe Gemeinde! Es war glühend heiß, und die Luft schmeckte nach Staub. Jakobus, der sie führte, wischte sich den Schweiß von der Stirn: „Warum sollen wir ausgerechnet auf diesen hohen Berg kommen?“ In Bartholomäus Augen blitzte es: „Vielleicht will ER von hier aus sein Reich aufrichten? Wir besiegen die Römer aus den Bergen!“ Philippus
schüttelte den Kopf und murmelte ein Psalmgebet vor sich
hin: Aber keiner hörte ihm richtig zu. Philippus zitierte immer irgendwelche Psalmen und war der Ansicht, nichts würde geschehen, was nicht geschrieben stände. Und die Jünger hatten andere Sorgen. Petrus versuchte zum werweißwievielten Mal, ihnen zu versichern, er hätte Jesus nicht verleugnen wollen: „Ich bin einfach zu durcheinander gewesen, als die Soldaten Jesus verhaftet hatten. Und es hätte doch niemandem genützt, wenn ich offen erklärt hätte, zu Jesus zu gehören.“ Doch auch ihm hörten die anderen kaum noch zu. Zu oft hatten sie in den letzten Tagen darüber gesprochen. Plötzlich schrie Johannes auf. Er war über einen großen Stein, der mitten auf dem Weg lag, gestolpert und hingefallen. „Warum muss es denn ausgerechnet dieser Berg sein?“, fragte er mit gequälter Stimme, als er sich wieder aufgerappelt hatte, „Wir hätten uns doch genauso gut und ungestört im schattigen Jordantal treffen können!“ „ Oder am See Genezareth!“, warf Andreas ein, der es gar nicht mehr abwarten konnte, endlich wieder zu Hause bei seiner Frau und seinen Kindern zu sein. Andreas hatte sich schon den ganzen Hinweg über auf dem herrlich kühlen See Genezareth Netze auslegen gesehen. Thomas war den ganzen Weg über recht schweigsam gewesen, aber jetzt konnte er nicht mehr still sein: „Vielleicht war alles nur eine Einbildung?! Und der Teufel will uns versuchen! Wisst ihr nicht mehr, was Jesus erzählt hat, als er versucht wurde? Satan führte ihn auf einen hohen Berg, um ihm alle Reiche der Welt zu zeigen und anzubieten! Jetzt sind wir dran! Das ist bestimmt eine Falle! Wir sollten wieder zurückgehen!“ Der bibelfeste Philippus wehrte ab: „Mit der Einstellung hätte Moses nie die Gesetzestafeln empfangen! Hast du vergessen, dass auch Elia auf einen Berg steigen musste, damit Gott ihm in einem sanften Raunen des Windes begegnen konnte?“ Bartholomäus pflichtete ihm bei, „Und
es ist ja nicht der erste Berg, auf den wir kommen sollen, ohne dass
wir je dem Teufel begegnet
sind! Aus den Bergen kommt der Sieg!“ Die Jünger hasteten weiter. Ihre Herzen klopften und ihre Gedanken
kamen nicht mehr zur Ruhe. Würden sie Jesus begegnen? Oder war alles
nur in ihrer Einbildung geschehen? Jakobus ging immer noch voran, hinter ihm Andreas. Andreas stellte sich gerade vor, wie er vor seinem Haus saß und Fische briet, und seine Frau ihm einen Krug brachte, gefüllt mit kühlem Wein, als ER plötzlich vor ihnen stand ... Keiner sagte mehr ein Wort. Sie standen
einen Moment wie angewurzelt, dann fielen sie auf die Knie. Thomas kniff einen Moment die Augen
zusammen, dann zwang er sich, genau hinzusehen. Da macht Jesus einige Schritte auf
sie zu. Er kommt ihnen entgegen. Er sieht sie an. Und sie spüren
seine Liebe. Alle Angst ist verschwunden, der Zweifel ist nicht mehr
da. Sie spüren auf einmal, welche Ruhe
und welche Kraft von Jesus ausgehen. Bartholomäus
durchfuhr es. „Alle Gewalt?“, dachte er, „das
hieße doch, dass Jesus mehr Macht hätte als alle Römer
zusammen“. Jesus sah die Jünger einen nach dem anderen an. Andreas spürte die Kraft und die Liebe, die von Jesu Worten ausging. Nichts würde mehr so sein, wie es war. Er wusste, dass sein Leben sich ändern würde, und dachte: „Ich habe es immer geahnt. Es wird nichts mehr mit den ruhigen Tagen und der Fischerei am See Genezareth. Wir werden weiter ziehen. Aber meine Frau und die Kinder nehme ich mit!“ „
Tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes
...“ Dann wanderte Jesu Blick zu Petrus. Jesu
Stimme riss Petrus und die anderen Jünger aus ihren Gedanken: Liebe Gemeinde, was ist eigentlich mit uns geschehen seit wir getauft
wurden? Mancher wird sein Glaubensleben wie die Jünger damals als Wanderung auf einen hohen Berg erlebt haben. Hinter uns liegen gute Erfahrungen mit Jesus, Erinnerungen an persönliche Begegnungen, an Highlights des Glaubens. Jeder von uns hat seine Geschichte mit der Kirche und mit Gottes Sohn, und an manches erinnern wir uns gerne. Aber auf Dauer können wir nicht von Erinnerungen leben. Eine Zeit lang mag das gut gehen. Aber irgendwann wird dein Weg zu mühsam und du sehnst dich nach neuen Glaubenserfahrungen. Je schwieriger dein Weg wird, umso mehr Zweifel kommen auf. Ist dieser Weg vielleicht der falsche? Bist du oder sind die anderen auf dem Holzweg? Und dann kommt die erste Durststrecke, dein Glaubensproviant geht langsam zu Neige. Der erste Rückschlag kommt. Aber der wirft dich noch nicht aus der Bahn. Erst der zweite oder dritte läßt Zweifel aufkommen. Und die Erinnerungen an Jesus werden immer blasser. Den Jüngern damals wird es ähnlich gegangen sein. Sie hatten tolle Erfahrungen mit Jesus gemacht. Er hatte ihren Alltag und ihren Glauben gründlich umgekrempelt. Aber was sollte nun geschehen? Würde alles wieder so werden wie früher? Keiner von ihnen hatte eine theologische Ausbildung. Sie waren sich noch nicht einmal in allen Fragen des Glaubens einig. Sie waren eine kleine Gruppe von Frauen und Männern, die Gottes Geist ergriffen und bewegt hatte. Aber sie hatten keine Ahnung, wie es weiter gehen könnte. Die Sache Jesu schien ihr Ende erreicht zu haben. Aber liebe Schwestern und Brüder, die Sache Jesu geht weiter, damals
in Galiläa und heute bei uns. Denn es hängt nicht von unseren
Fähigkeiten ab, sondern von Gottes Geist. Und es liegt nicht an
unserem Tun und Machen, sondern an seinem Wirken. Das haben die Jünger damals auf dem Berg in Galiläa verstanden. Und sie haben nicht aufgehört, daran zu glauben und sich dafür einzusetzen. Und so wie die Begegnung mit Jesus jeden von ihnen verändert hatte, so veränderte er auch die Menschen, denen sie später von ihm erzählten. Einer dachte: Ich werde nie mehr allein sein.
Jesus wird immer da sein. Viele Menschen zweifelten.
Was kann ich schon tun? Manche versuchten, andere mit Gewalt zu bekehren,
und manche meinten, Mission sei heute
zwecklos. Und der Friede Gottes, der höher ist als all unsere Vernunft, der bewahre unserer Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen. GEBET: Lieber Vater, gib uns die Kraft, Pfr. Dr. Peter Böhlemann, Schwerte, |
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