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9. Sonntag nach
Trinitatis, 17. August 2003
Predigt über Matthäus 25,14-30, verfaßt von Friedrich Malkemus (-> zu den aktuellen Predigten / www.predigten.uni-goettingen.de) |
Liebe Gemeinde! In diesen hochsommerlichen Tagen erholen sich viele Menschen an den Stränden
und Ufern der Seen und der Meere. So verstehe ich Jesu Gleichnis von den anvertrauten Talenten: Der eine
versucht aus dem ihm Anvertrauten etwas Nützlich und Förderliches
zu machen und bleibt dabei nicht ergebnislos. Der Andere vergräbt
das ihm geliehene Gut und ruht nutz- und ergebnislos. Was hast du gemacht aus dem dir anvertrauten Gut in deinem Leben? Denn das ist in unserem Gleichnis ganz deutlich. Der Herr gibt jedem eine Gabe. Keinem gibt er alle Gaben, keiner geht leer aus. Jawohl, jeder ist von dem Herrn begabt worden. Keiner darf herumstehen und mürrisch sagen: ich habe nichts, ich bin nichts, ich kann garnichts. Hier widerspricht Jesus und sagt: Auch du hast von Gott dir zugewiesene Gaben, du bist wertvoll und du bist geachtet vom Schöpfer her. Du kannst aus deinem Leben für dich, für die Mitmenschen, für deinen Schöpfer sehr wohl Nützliches tun ganz unbestritten.-Überlege nur eine Weile und entdecke deinen besonderen Beitrag in deinem einmaligen Leben. Suche auch nach dem Anfang für den nächsten Schritt! Die Geringschätzung des eigenen Vermögens ist keine neutestamentliche Erfindung. Im Gegenteil, der Blick des Herrn erreicht jeden, gerade auch den am Wegesrand des pulsierenden Lebens: den Blinden, den Aussätzigen, die Lahmen, die Ausländer. Auf sie geht Jesus zu heilend und versöhnend und führt die sogenannten Randexistenzen wieder in die Mitte der Aufmerksamkeit und damit in die Gesellschaft. Und was haben nun wir selbst damit zu tun? Nun wir übernehmen Jesu
Denk- und Sichtweise. Im Blick auf uns selbst lernen wir hier: Auch uns
sind von Gott herkommende Gaben zugeteilt. Mit ihnen können wir unseren
Beitrag im Leben gestalten in einer für uns, aber auch für die
Mitmenschen sehr nützlichen Weise. Gott sortiert uns nicht nach Intelligenzstufen.
Er hat nicht vorgesehen, dass wir alle zu den Hochbegabten gerechnet werden,
aber auf jeden Fall zu den Begabten. Bei diesen sind alle dabei! Wenn
der alte Mensch nicht mehr gehen, aber durchaus noch gut lesen kann, dann
kann es jetzt sein spezieller Beitrag sein, vom Gelesenen weiterzuerzählen
und andere zu erfreuen. Hier in der Nähe in Schwalmstadt Treysa im Hessischen Diakoniezentrum werden mehrfach Behinderte duch heilpädagogische Begleitung gefördert in ihrer modernen und schön gestalteten Station. Wenn hier eine seine Klötzchen auf dem Tisch sortiert und aufbaut und dabei große Freude hat und äußert, dann ist das zweifellos seine ihm eigene Gabe. Es ist sein Talent über ganz, ganz kleine Fortschritte ganz große Freude zu haben. Er ist eine eindrucksvolle Ermutigung für die Missmutigen, Undankbaren und Lustlosen.- Gott gibt keinen auf und will, dass du dich und andere auch nicht aufgibst.- Wenn der Herr kommt und Rechenschaft fordert, dann will ernicht, dass einer kommt und sagt: Ich habe ja nichts gekonnt und darum nichts gewollt. Ich bin mir selbst halt genug! - Die Härte der Verantwortung wird hier sehr betont für jeden. Widersprechen wir allen Versuchungen zum Fatalismus, allen Geringschätzungen der eigenen oder anderen Personen. Jeder hat nach seiner Dynamik Kräfte bekommen, Gottesgaben! Mit ihnen kann jeder mittun! Ziel des Gleichnisses ist die frohe Gemeinschaft am Tisch des Herrn, alle schön beeinander und nebeneinander. Hier leidet niemand an Minderwertigkeitskomplexen, jeder ist froh über seine Teilhabe am Reichtum der Güte Gottes. Amen.
Liedvorschlag: Gebet (aus den Liturgieentwürfen 36 der
Beratungsstelle für Gottesdienstgestaltung der Kirchen von Hessen
und Nassau 1982):
Herr, einem jeden von uns hast du Talente anvertraut, Kirchenrat Friedrich Malkemus, |
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