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Lätare,
21. März 2004 |
Liebe Gemeinde, wo ist Trost? Das haben sich sicher in den Vergangenen anderthalb Wochen viele Menschen gefragt, die Bilder der Weinenden und getöteten Menschen in Madrid vor Augen. Wo ist Trost? Das hat auch die weinende Frau wissen wollen, die am Telefon erzählte, daß sie erblinden müsse. Wo ist Trost? Das fragt sich die Frau, die diese Woche ihren Mann verloren hat. Wo ist Trost? Der Apostel Paulus schreibt in seinem zweiten Brief an die Gemeinde in Korinth über seine Trosterfahrungen. Und es ist gleich ein Lob, das da zum Himmel steigt, wenn der vielgereiste und leidgeprüfte Apostel an seine Erfahrungen von Trost denkt und sie beschreibt: Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Barmherzigkeit und Gott allen Trostes, Drei Botschaften entnehmen wir diesem Briefabschnitt des Paulus: Paulus erlebt sich in einer umfassenden Gemeinschaft mit Christus, mit dessen Leiden und Auferstehen Paulus verbunden ist. Es ist eine Raum und Zeit übergreifende Verbundenheit im Leben, die auch im Trost trägt und auf Erlösung des Leidens zielt. Das wird uns unmittelbar anschaulich, wenn Paulus selbst genauer beschreibt, wie solche Gott- und Menschenverbundenheit sich im Leben darstellt. Denn dann zeigt sich, daß Paulus zwar eine deutende Sprache des Glaubens spricht, aber sie hat ihren Anhalt mitten im Alltag auf den Begegnungen und Reisen im mediterranen Alltag des Völkerapostels. Paulus erzählt ein paar Kapitel später im Brief, wie er Trost erlebt (7,4ff). Es geht ihm da zunächst nicht anders, wie vielen Menschen bis heute: wir "fanden keine Ruhe; sondern von allen Seiten waren wir bedrängt, von außen mit Streit, von innen mit Furcht". Trost erfährt Paulus also durch Gott in einem lieben Menschen, der ihm begegnet und durch die Botschaft, daß die Gemeinde sich mit ihm auseinandersetzt und für ihn eintritt. Und ist das nicht auch das, was auch uns tröstet, daß da Menschen sind, die an uns denken, die an unserem Schicksal teilnehmen und denen wir begegnen? Manchmal geht es so überraschend, wie Paulus Titus trifft, aber auch die Begegnungen beim Einkaufen, in einer Gemeindegruppe oder die Freundschaften, die uns tragen sind ein Element dieses Trostes, der uns über die Bedrängnisse hinweghelfen will. Und es ist wohl kein Zufall, daß hier eine Geldsammlung für die Gemeinde in Jerusalem erwähnt wird, in denen der "Armen gedacht" wird. Aus Trost wächst Trost, ganz so, wie Paulus es im Glauben erlebt. Trost kann auch finanzielle Hilfe für die Armen sein. Freilich ist Trost nicht immer einfach da und erfahrbar. Da ist die Einsamkeit und die Untröstlichkeit, die viele Menschen erleben. Viele Arme in unserer Welt ebenso, wie auch Menschen mitten unter uns. Es gibt oft genug keinen schnellen Trost. Auch die Auferstehung mit Christus ist kein schnelles Heilmittel. Auch Paulus kennt das zu Tode betrübt sein, und nicht mehr weiter wollen. Aber die grundlegende Erfahrung von Gott geliebt zu sein, hat die Sicht des Leidens bei Paulus nachhaltig verändert: Paulus kennt die langen Wege der Trauer, des Verlustes, eines Abschieds oder einer neuen Lebensphase, Paulus kennt den ausweglosen Fanatismus ebenso, wie die zerstörende Kraft des Hasses, Paulus kennt die rastlose Suche nach Liebe ebenso, wie die Antwort auf seine Untröstlichkeit durch die Liebe Gottes im Herzen und auf dem Wege. In dieser Liebe liegt die Grundlage für den Trost, den wir empfangen und geben. Denn nur wenn wir unser Herz liebend anderen Menschen öffnen können, wird ihr Schmerz uns erreichen und berühren. Und deshalb ist Trost immer auch Antwort auf die Liebe, die wir erfahren haben oder manchmal mühsam begreifen mussten. Die Botschaft der Barmherzigkeit und des Trostes tönt leise in der Bedrängnis und im Leiden. Vielleicht ist es eine gehaltene Hand, ein verstehender Blick, eine praktische Hilfe, ein hörendes Ohr, das auch über lange Zeit nicht müde wird, dieselbe Not zu ertragen. Liebende Achtsamkeit mit der wir uns selbst begegnen, aber auch den Leisen und Kleinen, den Alten und Kranken, den Fremden und Armen. Und dann wird das Wunder des Glaubens eintreten, daß wenn wir die Ängste vor der Untröstlichkeit im Vertrauen auf die Gegenwart Christi haben fallen gelassen, daß dann die uns trösten, die wir zu trösten ausgezogen waren: Und in diesen Begegnungen begegnet uns die Liebe Gottes, die tragend in solchen tröstlichen Begegnungen durchscheint und sie durchlichtet mit dem Licht der neuen Schöpfung. " Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Barmherzigkeit und Gott allen Trostes, Amen. Pfarrer Thomas Dreher
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