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Göttinger Predigten im Internet
hg. von U. Nembach, Redaktion: R. Schmidt-Rost

Kantate, 9. Mai 2004
Predigt über Kolosser 3, 16 zum Muttertag - mit dem Kindergarten,
verfaßt von Christian Tegtmeier
(-> zu den aktuellen Predigten / www.predigten.uni-goettingen.de)


Gottesdienst am 9. 05. 04 (Muttertag) in Ildehausen mit dem Kindergarten

Kindergarten zieht ein
Begrüßungslied

Begrüßung
Bibl. Votum

Gemeindelied: 501, 1-4

Gebet
Lesung

Kindermutmachlied

Ansprache

Gemeindelied 334, 1-6

Lied der Kinder: Tausend Gänseblümchen mit Aktion

Musik und Lied 324, 1-5

Abkündigungen
Fürbitten

Vater unser
Segen

Viele kleine Leute

Muttertag: das ist einer jener Gedenktage im Kalenderjahr, an dem viele Menschen innehalten und an andere denken: an die, deren Arbeit und Hilfe ganz selbstverständlich erbeten, gefordert und erwünscht ist.
Muttertag: mit ihm und von ihm leben viele Menschen, verdienen an ihm und machen Geschäfte.
Muttertag: dieses Fest stammt aus einer Zeit unserer Geschichte, der wir heute reserviert begegnen und aus der neben dem 1. Mai nur dieser Gedenktag an die deutsche Frau übrig geblieben ist.
In erster Linie gilt dieser Tag der Frau in der Familie, der Mutter mit ihren Kindern, mit Arbeit in Haus und Hof und schließt eine Lebenswirklichkeit ein, die heute so nicht mehr gegeben ist. Unsere Gesellschaft hat sich verändert, mit ihr und durch sie auch die Menschen, vor allem das Leitbild der Frau. Emanzipierte Frauen haben eine andere Beziehung zum Muttersein und Muttertag, manche ältere Frau dagegen schaut mit verklärten Augen auf eine frühere Zeit, in der sie jung gewesen ist.
Es wäre noch daran zu erinnern, dass frühere Gattinnen der Bundespräsidenten dem Müttergenesungswerk vorstanden und gerade in diesen Tagen für gute Zwecke wie Kur und Erholung warben – heute hören wir wenig davon.
Und doch kann der aufmerksame Leser Gedichte zu diesem Anlaß in so manchen Zeitungen entdecken, wie z. B. dieses:

„Wenn du noch eine Mutter hast,
so danke Gott und sei zufrieden;
nicht allen auf den Erdenrund
ist dieses hohe Glück beschieden…“

Ich denke, Sie wissen, liebe Gemeinde, was damit gemeint ist.
Für unseren Glauben an Jesus Christus ergibt sich eher die gute Gelegenheit, sich der Kraftquelle zu erinnern, woraus Eltern, Mutter wie Vater unbewusst oder bewusst schöpfen und neue Zuversicht bekommen: nämlich aus der Quelle der Liebe in Jesus Christus. Die Botschaft des Sonntages aus dem Brief an die Kolosser sagt das so:

Laßt das Wort Christi reichlich unter euch wohnen:
Lehrt und ermahnt einander in aller Weisheit;
mit Psalmen, Lobgesängen und geistlichen Liedern
singt Gott dankbar in euren Herzen.“

Klar, dass das Wort Christi sich in der Liebe zu den Menschen entfaltet und verschenkt. Nichts anderes ist damit gemeint und angesprochen, wenn Paulus so sagt:
Die Liebe höret nimmer auf. Sie hofft alles, sie glaubt alles, sie trägt alles.
Die Liebe ist Mitte und Kraft für ein gelingendes gutes Leben untereinander und miteinander. Ist das nicht unser tägliches Bemühen, unser aller Anliegen, dass in der Familie, zwischen Mann und Frau, Eltern und Kindern sich Liebe ausbreitet, verbindet, vergibt, verzeiht, ermutigt und warnt? Leisten diese nicht viele Mütter so selbstverständlich für die Familie neben der Freizeit und außerhalb ihres Berufes: auch noch! Ich sage bewusst, auch noch, wo schon viele andere Aufgaben und Pflichten zu bewältigen sind?! Man mag über die Gründe unterschiedlich denken – dennoch, erst mit und aus und durch das Kraftfeld der Liebe Gottes zu uns Menschen, die weiter gereicht wird von den Eltern in den Rahmen ihrer Familie und an ihre Kinder wird glückliches Leben sinnvoll und möglich. So erlebe ich es – so wünsche ich es mir.

Und damit sind wir mittendrin in der Botschaft der guten Nachricht an die Kolosser. Denn in nichts anderem als in diesem guten und vertrauensvollen Miteinander und Füreinander, in Dankbarkeit und Achtung und im Geltenlassen des anderen – was übrigens immer schwieriger wird – in Hilfe und Aufmerksamkeit ergibt sich das Glück und die Freude aller. Paulus sieht dieses vor allem im Blick auf die Gemeinde der Christen vor Ort, wo die Achtung der anderen ebenso selbstverständlich ist wie Partnerschaft und gegenseitige Hilfe, der Jüngeren wie der Älteren. Dazu zählen die Wahrnehmung und Förderung der Gaben, das Erkennen der Grenzen der Möglichkeiten, der Stärken und Schwachen des Partners ebenso wie Geduld und Nachsicht, Ruhe und Langmut: eben die Güte, die aus der Kraft der Liebe kommt und sich durch beiderseitiges Vertrauen gestärkt je neu und je anders den anvertrauten Menschen schenkt.

Damit verbindet sich etwas anderes, was im Kalender der Kirche an diesem Tag von besonderer Wichtigkeit sein soll: die Musik in unseren Kirchen.
Ja, wir singen und musizieren fleißig in unseren Gemeinden: in den Chören für jung und alt, es werden Posaunen geblasen und Flöten erklingen! Und gleichsam als Unterstützung unserer Stimmen in Freud und Leid begleitet uns zu jeder gottesdienstlichen Feier die Orgel. Wer einmal über Jahre in einer Kirche arbeiten musste, wo die Orgel entweder verrottet oder nicht mehr vorhanden war, weiß diese königliche Instrument zu schätzen. Musik und Instrumente, angefangen von der eigenen Stimme sind Gaben Gottes für unser Leben in der Gemeinschaft. Niemand möchte wirklich auf sie verzichten. Und so meint Martin Luther zu Recht:
„Musika ist das beste Labsal einem betrübten Herzen und Menschen, dadurch die Seele wieder zufrieden, erquickt und erfrischt wird.“

Oder:
„Der schönsten und herrlichsten Gaben Gottes eine ist die Musika, damit viel Anfechtung und böse Gedanken vertreibt. Sie vertreibt den Bösen und nötigt uns, dass wir gelinder und sanftmütiger, sittsamer und vernünftiger werden und leben.“
Wie dieses sein kann und wie wir das erleben dürfen, das wird für uns spürbar im Gesang der Kinder aus dem Kindergarten oder wenn wir an die Musik der vergangenen Sonntage denken: mit Posaunen und Trompeten und den Chören. Laßt uns diesen Schatz nicht nur bewahren und erhalten – er ist eine besondere Gabe der Fürsorge Gottes für unser Dorf – sondern lasst uns mit einstimmen hier und heute und überall da, wo wir dazu kommen und mitmachen: singend, musizierend und hörend.

„… mit Psalmen und Liedern und geistlichen Gesängen, in dem wir in unserem Herzen unserem Gott danken.“
Amen.

Christian Tegtmeier
Pfarrer in Kirchberg und Ildehausen
gabriele.tegtmeier@t-online.de


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