Göttinger Predigten im Internet
hg. von U. Nembach

Erntedankfest, 2. Oktober 2005
Plattdeutsche Predigt über Jesaja 58, 7-12, verfasst von Inke Raabe
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Gnad si mit jem und Freede vun Gott unse Vadder und unse Herr Jesus Christus. Amen

Süüt ewige Tieden schmücken Minschen de Kark mit de Johresloop: In de Adventstied hangt hier in de Altarbogen de groote Kranz, denn kummt schon bald de Dannenboom, und de blifft bi uns uk stahn bit Epiphanias. Stillfriedach rüümen wi jede Schmuck wech, wi wöhn uns op Jesus sein Lieden konzentrieren. Und in de Osternacht schmücken wi de Kark mit Licht und Osterfreud. Over an keen anner Dach lücht unse Kark so wie an´t Erntedankfest: Appeln und Birnen, Wuddeln und Porree, Kürbis und Zucchini, Mais und Korn – dat allens hem de Fruns tosamdragen. Und se dohn dat mit Levd und Dankbarkeit. Dat wart nich so husch-husch dor henschmeeten, ne, jede Appel wart am leevsten noch mal dreiht, dormit he sik uk vun de beste Sied zeigen kann. Und de Erntekron wart noch mal genau inspizeert, op de uk gut genuch is för Gott sein Loff.

Wunderschön is unse Kark, wunderschöne is jede Kark in´t Land hüüt schmückt mit dat, wat Gott hett wassen laten. Golden lücht dat vun de Altar na uns hen. De Farben vun de Harvs, de nun anfangt, sind vull vun de Warms, meis as kunn sik de Sunn in all dat rot und gäl und orange noch een Schuer för uns opworen

Denn een beten Abschied licht dor uk in, finn ik. Nu is de Summer wirkli to Ende, nun kaben Hoff und Feld to Ruh, de Dage warn immer kötter und de Sunn verleert an Kraft, jeden Dach een beten mehr. Wi danken för dat, wat de Summer uns schenkt hett und wi ahnen: Nich blots de Liev, uk de Seel mut sik vun dat nähren, wat wi seiht und arntet hem. De Winter kummt und mit em de lange Tied, de düsteren Abende, dat Nadenken und dat Grübeln.

As ob de Bibel uns wat mit op de Wech geben will, so kummt mi dat vör. Wi kriegen wat mit to Nadenken, wi kriegen een Opdrach und een groote Verspreken. Ik lees ut dat Ole Testament ut de Prophet Jesaja in dat 58. Kapitel:

Deel mit de, de hungeri is, dat Broot und de wat keen Dack övern Kopp hett, laat in in dien Huus. Und wenn du eener nakicht siehst, denn giff em Tüch to Antreken und neih nich ut vör dien eegen Fleesch und Blood.

Denn wart dien Licht ruutkaben as dat Morgenrot, und du warst gau gesund warn und dien Gerechtigkeit wart vör di hergahn und Gott sein Herrlichkeit wart achter di sien. Denn warst du ropen und de Herr ward di antworten. Und wenn du schriechst, ward he seggn: Hier bin ik.

As Jesaja dat schrifft, is de ringste Tied för dat Volk Israel to Ende: Se sind na Huus kaben, veele Johren hem se in´t Exil in Babylon tobröcht, nu endli schall dat barchop gahn, allens wart wedder gut. Over se marken uk: So ganz licht is dat gar nich. Do, in de Fremde, hem se dröömt, wie schön dat warn schull, wenn se eenes Dages wedder in Israel leben deihn, over nu sehn se, dat uk hier veel Arbeit to dohn ist. „Dat is dat Land, wo dat Melk und Hunni in Füll gifft“ hem se een den annern in de Fremde vörbedt, nu sehn se Palästina in sein Wirklichkeit, mit all de Wüste und all de Steens und all de Möhsal und Plaach,

Viellicht geiht Israel dat ähnli wi uns an´t Ende vun de Summer: Man hett een ganze Masse anpackt und regelt, man hett uk wat schafft und Gott Loff und Dank sungen, so as wie dat hüüt uk dohn. Over denn sind de Israeliten mööd und erschöpft und man fracht sik bang, woför de ganze Möchd nun gut ween is.

Viellicht kennen Se dat, leeve Gemeende: Wenn man sik toveel vörnahmen hett, wenn man sik överarbeitet hett, wenn privates und fröhliches to kott keem, denn is man an´t Ende vun so´n Tied eher leer und kaputt as dankbar und glückli.

An´t Ende vun dat Jesajabook hett man disse Indruck: Se arbeiden, und hem dat Geföhl, dat geiht in´t Leere. Se beden und fasten, und doch hem se dat Geföhl, dat Gott wiet wech is. Twiebel kaben und een entnervte Langewiel.

„Deel mit de Hungerige dien Broot“, secht Jesaja, „und wenn een keen Dack övern Kopp hett, denn laat em in“ – versök dat mal anners, secht he. Gah op de Nächste to, help een den annern, nimm sik mal wedder Tied för de Familie, dat is dat, wat jem fehlt.

Wi hörn disse Text an´t Erntedankfest. De Summer geiht to Ende. De Harvs kummt und de Wintertied is nich mehr wied.

Is unse Arbeit in´t Leere gahn? Is unse Möchd umsunst ween? De Buern sind dit Johr ganz tofreeden. De August weer böös natt, man har Kummer und kriegen dat Korn rin. Over meistens is dat doch gut gahn. Und uk in de Gorn is de Saat gut opgahn und hett Frucht und Blööme bröcht. Wi denken over uk an de Minschen, de in Innsbruck oder Garmisch-Partenkirchen leben – dor hett dat Water allens tonicht makt. Uk dor wart Erntedank fiert, over wull mit een trurige Bigeschmack: Se hem jüss soveel Möchd hatt as wi - und dat is all umsonst ween.

Wenn wi in´t grübeln kaben marken wi: In unse Leben is lang nich allens glückt: Wi hem Enttäuschung erntet und böse Worte sind secht worn. Dat hett uk Stried geben und Konflikt. Wi hem Minschen hergeben musst, de ut unse Sicht noch lang nich dran weern. Krankheit und Dood hem över manch een vun uns Schadden lecht und wi stunnen dorneben und kunnen nich helpen.

Wenn de Winter kummt, kummt dat allens uk wedder hoch und dormit uk dat Lengen: Ach kunn dat doch anners sein, ach kunn dat doch anners gahn, wenn doch blots wedder Licht und Warms in mien Leben kaben kunn!

„Deel mit de, de hungeri is, dat Broot und de wat keen Dack övern Kopp hett, laat in in dien Huus. Und wenn du eener nakicht siehst, so giff em Tüch to Antreken und neih nich ut vör dien eegen Fleesch und Blood.“

Probeer dat doch mal, secht de Prophet Jesaja. Kiek mal nich blots op dien eegen Teller, dreih di nich blots um dien eegen Sorgen - denk mal an de annern! Und mak dien Kreis ruhig mal een beten grööter, denk mal an de, an de du bit jetzt noch gar nich dacht hess! Lade Minschen in, de du noch niemals inladt hess! Und wenn du eener in Nood siehst, denn faat di doch een Hard und help em, du kannst dat doch!

Jesaja is een Prophet, eener, de ganz neech bi Gott sülm is und wiederseggn kann, wat ut Gott sein Mund kummt. Jesaja secht: Wenn du disse Wech geihs, denn kann ik di in Gott sein Nam een Verspreken geben: „Denn wart dien Licht ruutkaben as dat Morgenrot“, secht he, „und du warst gau gesund warn und dien Gerechtigkeit wart vör di hergahn und Gott sein Herrlichkeit wart achter di sein. Denn warst du ropen und de Herr wart di antworten. Und wenn du schriechst, ward he seggn: Hier bin ik.“

Denn is de Trurigkeit und dat Untofreedene to Enn, secht Jesaja, denn lüchst du inwenni und du warst marken: Dat genau hett mi fehlt, nu bin ik ankaben, nu bin ik op de richtige Wech. Du brukst denn gar nich mehr na Gott to fragen, so neech is he di: He geiht vör di und achter di, und meis bevör du em röpst wart he seggn: Hier bin ik, dien Gott, um di to helpen.

Du warst sogar gesund warn, du warst gau gesund warn! – Ik wüer nich ünnerschätzen, wat Jesaja dor versprikt: Ik heff Minschen kennenlernt, de schlimm krank ween sind. Over anstatt sik hangen to laaten und sik sülms to beduern, uk anstatt sik in Kampf und Angst to verleeren, hem de sers Leben ännert. Se hem de de richtige Wech funnen. De keemen sik an Gott to holen, de schmeeten um, wat vörmals wichti weer und hem nü anfungen und sers Leben dorbi in Gott sein Hand lecht. Se sind lang nich all gesund worn, over dat wor veel beter und se kunnen dat veel beter utholen und tatsächli: De lüchten inwenni, trotz Kummer und Sorch und noch in´t Starben geben se Licht vun Gott wieder an de, de nablieben.

Probeer dat doch mal anners, secht de Prophet Jesaja, giff dien Leben een nüe Richtung. Unse Predigttext geiht noch wieder. So schrifft he: Wenn du keen een ut dien Meern dukerst und mit Fingers nich na annern wiest und Schlechtes sechst, sonnern wenn du de Hungerigen dien Hard finnen letst und de Kümmerlichen satt makst, denn wart dien Licht in´t Düstern lüchten und dien Düstern ward sein as de Middachssünn und Gott ward di fast an de Hand holen und di sattmaken, wenn dat knapp is und dien Liev wart he stark maken. Du warst sein as een Gorn, de gut Wader kricht und as een Soot, de dat niemals an Water fehlen deiht.

Jesaja brukt starke Würter för een starke Verspreken: Wenn du gut to annern bist, denn wart dat an´t Ende op di torüchfallen, du warst mehr arnten as Korn und Kartüffeln, du warst inwendi riek sien und een Schatz bi Gott in de Himmel hem. Niemals wedder warst du di utpowert und utnutzt föhlen, du warst di föhlen as een Gorn, de genuch Water kricht.

Starke Biller brukt de Prophet Jesaja. He gifft uns disse Würter mit op de Wech in de Winter. „Probeer dat doch mal ut“, secht he, „deel mit de, de hungeri is, dat Broot, und de keen Dack över´n Kopp hett - laat em in.“ Laat uns dat doch mal probeeren, leeve Gemeende! Wi holen dat över Winter mal so, wie Jesaja dat secht, und schnacken nicht schlecht övernanner und dukern een den annern nich daal, sonnern sitten tosam und nehm uns Tied und helpen een den annern so gut as dat geiht! Dat wart nich umsonst sein, secht Jesaja, jem warn ganz gewiss Licht arnten.

Schulln wi dat nich mal in unse Harden bewegen?

Amen

Inke Raabe
inkeraabe@freenet.de


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