Göttinger Predigten im Internet
hg. von U. Nembach

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4. Sonntag im Advent, 18. Dezember 2005
Predigt über 2. Korinther 1, 18-22, verfasst von Anne Töpfer (Nairobi)
(-> zu den aktuellen Predigten / www.predigten.uni-goettingen.de)


Liebe Gemeinde

1. Ja und Amen!
Ja und Amen … wann sagen wir das? …
Selten ist etwas in unserem Leben so sicher, das diese Worte leicht über die Lippen kommen.

Viel öfter sind wir hin und her gerissen …
Ja, aber ... Jein ...
Es ist nicht immer so eindeutig und so einfach JA zu sagen.
JA und NEIN gehören zu uns.
Und wer nicht NEIN sagen kann, der bekommt auch Probleme.
Dieser kleine Sprachfehler, dieses eine Wörtchen NEIN nicht zu kennen oder nicht aussprechen zu können, kann das Leben schwer machen.
Zusagen zu machen, ohne zu wissen, wie auch das noch gemacht werden soll. Und hinterher der Ärger über einen selbst, weil alles zu viel wird, für manche gerade in der Zeit der Vorbereitung auf Weihnachten.
Manchmal ist eine Folge dieses Sprachfehlers auch, der Zorn hinterher auf die anderen, die so etwas auch noch verlangen konnten.


2. Zu unserem Leben gehören JA und NEIN
… hassen und lieben
… gut und böse
… Freude und Trauer

a) In uns
Heute mehr als früher lernen wir und wissen wir, das zu uns als Menschen beides gehört, das JA und das NEIN
… aggressio und libido … Aggression und Liebe …
… Ying und Yang …
… die zwei Seiten.

Wer nicht NEIN sagen kann, kann auch nicht richtig JA sagen, kennt das JA nicht in der Tiefe der Liebe und Zustimmung, die darin liegt.
Das Verhältnis von Eltern und Kindern ist ein Beispiel dafür. Wer liebt – wie Eltern ihre Kinder lieben -, weiß, dass beides zu seiner Zeit seinen Platz hat.

b) in unserer Welt
In unserer Welt leiden viele am NEIN … Krieg und Hunger … Korruption und Gier nach Macht …
Aufgrund solcher Erfahrungen ist der Wunsch nach dem JA groß. Die Sehnsucht, dass es auch anders gehen kann … der Wunsch nach Ablehnung des Unguten.

Im alltäglichen Erleben von NEIN und Ablehnung, von Zerstörung und Ungerechtigkeit wird der Wunsch nach dem JA, nach einer Wendung zum Guten in all dem NEIN stärker.
Viele Menschen, mich eingeschlossen, wünschen sich wenigstens ein bisschen mehr JA, damit ein wenig mehr vom Himmel auf Erden spürbar/erlebbar wird.

Vor allem im Advent, in der Vorbereitung auf Weihnachten … dem Fest des Friedens, das es für viele noch immer ist, auch wenn sie mit der biblischen Botschaft von Weihnachten kaum noch etwas anzufangen wissen, oder sie gar nicht mehr kennen … aber dieser Wunsch nach Frieden, der Wunsch nach dem JA für diese Welt und für uns Menschen hat sich eingebrannt in unsere Herzen.

c) Warum eigentlich: Fest des Friedens?
Die Umstände damals waren alles andere als friedlich und menschenfreundlich … Volkszählung … diktiert von oben … reisen um der Obrigkeit zu gehorchen … hochschwanger … ohne angemessene Unterkunft …
Ich hätte nicht mit Maria tauschen wollen.
Und trotzdem hören wir das Loblied wie in der Lesung.
… in allen widrigen Umständen, die sie erlebt, in allem NEIN lässt sie sich vom grundsätzlichen JA nicht abbringen … denn Neues geschieht … neben dem JA und NEIN der Welt, wird das eindeutige JA neu geboren.

3. Paulus
Genau davon schreibt Paulus.
Es ist unruhig geworden in der Gemeinde, die er gegründet hat. Die Menschen dort sind zerstritten.
Eigentlich wäre jetzt ein Besuch fällig … zusammensitzen, miteinander reden, vermitteln, klären …
Paulus entscheidet sich dagegen, stattdessen schreibt er:

18 Gott ist mein Zeuge, dass unser Wort an euch nicht Ja und Nein zugleich ist.
19 Denn der Sohn Gottes, Jesus Christus, der unter euch durch uns gepredigt worden ist, durch mich und Silvanus und Timotheus, der war nicht Ja und Nein, sondern es war Ja in ihm.
20 Denn auf alle Gottesverheißungen ist in ihm das Ja; darum sprechen wir auch durch ihn das Amen, Gott zum Lobe.
21 Gott ist's aber, der uns fest macht samt euch in Christus und uns gesalbt
22 und versiegelt und in unsre Herzen als Unterpfand den Geist gegeben hat.

4. In Jesus war JA
… das JA Gottes zu uns und der Welt mit all ihrem JA und NEIN …
Hier gibt es keine Einschränkung, kein JA, aber; kein uneindeutiges JEIN.

Wir selbst scheitern oft an dieser Eindeutigkeit … oftmals können wir das einfach nicht.
Wir haben Bedenken, Zweifel, schlechte Erfahrungen …
Uneingeschränktes Vertrauen können wir nur sehr selten schenken … es könnte ja ausgenutzt werden … es könnte völlig unbegründet sein … mir zum Nachteil gereichen.

Ich habe schon manchmal gedacht, vielleicht war es der einzige Weg, auf dem Gott uns sein uneingeschränktes JA zeigen konnte, indem er Mensch wurde … ein kleiner Mensch … ein Baby, wie es jede/r von uns einmal war (oder ist … oder wird).

5. Das JA eines Kindes
Wohl kaum sonst in unserem Leben gibt es soviel JA, wie bei einem neugeborenen Kind.
Gewiss, gibt es dieses JA auch, weil jedes Baby angewiesen ist auf Schutz, Hilfe und Liebe. Aber ich behaupte – so weit denkt ein Neugeborenes nicht.
In ihm ist JA … Annahme dessen, der an meiner Seite ist.

Wie hätte Gott uns besser sein uneingeschränktes JA zeigen können? … nach all den NEINs, die er von uns schon gehört und erlebt hat.
Wie hätte Gott sich uns besser zeigen können, als erneut nach einem Weg zu suchen, als erneut zu wagen sein JA erlebbar werden zu lassen in diesem Kind in der Krippe, das seinen Weg des JA in unserer Welt des JA und NEIN bis zum Kreuz zu ging?

Daran erinnert Paulus heute mit seinen Worten:
In ihm war JA.
In diesem Kind in der Krippe und dem Mann am Kreuz drückt er sein Siegel auf den von ihm immer wieder erneuerten Vertrag, an das von ihm immer wieder neu geschenkte Versprechen, dass er bei uns ist – uneingeschränkt, bejahend.
Das gilt heute und in den Zeiten, die kommen.

6. AMEN
Das JA ist gesprochen, geboren, gestorben und hat neues Leben und neue Hoffnung geschenkt.
Sein JA hat nicht die Ambivalenz unseres JA. Es ist uneingeschränkt, ohne Zweifel, voll Liebe und Vertrauen in uns fehlbare Menschen.

So sei es – das ist gewisslich wahr – das gilt für mich/uns … unsere Antwort darauf: AMEN


7. Dieses JA und AMEN ist anders als unseres .
Das JA ist uns gesagt, das AMEN ist unsere Antwort!

AMEN
 
Anne Töpfer
Evangelische Gemeinde Deutscher Sprache/
German Speaking Lutheran Congregation
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Kenya
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