Göttinger Predigten im Internet
hg. von U. Nembach

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Heiliger Abend, 24. Dezember 2005
Predigt über Jesaja 9, 1-6, verfasst von Ondrej Prostrednik (Slowakei)
(-> zu den aktuellen Predigten / www.predigten.uni-goettingen.de)


Der heutige Abend ist voll von Überraschungen. Bevor wir in die Kirche gingen, haben wir sicher, unbeobachtet die Geschenke für unsere Liebsten unter den Weihnachtsbaum gelegt. Gespannt erwarten wir auch, was wir abends für uns selbst unter dem Weihnachtsbaum finden werden. Was ist es eigentlich, was wir heute Abend für uns erhoffen? Vielleicht sind wir, Erwachsene auch ein wenig neidisch gegenüber den Kindern. Die wissen es, wie man sich auch von Kleinigkeiten riesig freuen kann. Es kann sein, dass wir heute Abend zu denen Gehören, die sagen: „Wenn ich mir eine Überraschung wünschen sollte, dann müsste es etwas viel ernsteres und wichtigeres sein als nur irgendein Paket unter dem Weihnachtsbaum. Mehr Gerechtigkeit in der Welt, mehr Ehrlichkeit unter den Menschen, mehr Liebe, mehr gegenseitigen Verständnisses, mehr Gesundheit, mehr Unterstützung von den Nächsten, mehr Sozialsicherheit in der Gesellschaft…..“

Diese Wünsche sind seit Jahrtausenden die Sehnsucht der Menschheit. Immer haben sie die Menschen begeistert. Gleichzeitig aber sind sie auch mit der Geschichte des menschlichen Versagens verbunden. Die Sehnsucht nach großen Veränderungen wird in der Geschichte mit großen Enttäuschungen begleitet. Bedeutsame Bewegungen mit der Verheißung einer besseren Gesellschaft werden mit Kriegen und Erscheinungen von Egoismus und Gewalt begleitet. Auch deswegen haben vielleicht viele resigniert und erwarten keine großen Sachen. Eine Kleinigkeit unter dem Weihnachtsbaum ist genug für sie. Mindestens ein Moment des Glücks.

Und doch sind wir gekommen heute Abend das Wort Gottes zu hören. Das ist ein Zeichen, das wir doch große Sachen erwarten. Noch gibt es Raum in unseren Herzen für große Sachen. Wir sind gekommen um die Überraschung die uns Gott vorbereitet hat zu empfangen. Wir wollen die Weihnachtsbotschaft über die Geburt von Jesus Christus empfangen.

Der Prophet Jesaja druckt die Sehnsucht der Menschheit sehr prägnant aus. Bis Heute halten uns seine Worte in Aufmerksamkeit. „ Das Volk das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht….“ Das ist es wonach sich die Welt sehnt und was auch die Sehnsucht jeden von uns ist. Das ist unser Weihnachtswunsch – dass in der Finsternis unserer Welt das licht des Himmels erscheint, dass Himmel auf Erden wird. Und das ist zu Weihnachten auch geschehen. Gott bringt in Christus Himmel zur Erde. Wem? Wie? und Wann? – das wollen wir jetzt hören.

Wem? Dem Volk das im Finstern wandelt. Denen die in Dunkelheit leben. Finsternis ist ein Synonym für Übel. Gott also bringt den Himmel zu allen, die vom Übel umringt sind und nicht weiter wissen.

Es gibt Menschen unter uns, die ihre Ehe mit einer großen Liebe angefangen haben. Heute ist das eheliche Leben für sie eine Hölle. Entfremdet, gefühllos, ohne ein gutes Wort füreinander zu haben. Am liebsten möchten sie allem ein Ende setzen. Können es aber nicht. Trotz der emotionellen Leere sind sie materiell aneinander hingewiesen. Ein Leben, das dem Wandelen in Finsternis gleicht.

Es gibt Menschen unter uns, denen ihr Traumleben zusammengebrochen ist weil sie durch eine Krankheit oder eine Tragödie heimgesucht wurden. Zum Bett gefesselt. In jeder Kleinigkeit an andere hingewiesen. Die Hoffung auf eine Heilung verloren. Ihre Gedanken sind nur vom Warten auf den Tod erfasst. Ein Traumleben, das zur einen Finsteren Hölle geworden ist.

Es sind Menschen unter uns, die ohne jedes Schimmern der Hoffnung leben. Gerade für sie kommt das große Licht, über das Jesaja spricht. Die Herrlichkeit des Herrn kommt, die die Hirten im Bethlehem überrascht hat, kommt auch zu uns. Das Wort des Engels, der damals sagte: „Fürchtet euch nicht….“ das selbe Wort gilt auch uns Heute. „Euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der HERR.”

Zu Weihnachten sind viele Lichter um uns herum. Wir beschmücken die Weihnachtbäume mit viel Licht, unsere Häuser, Dörfer und Städte sind voll von Licht in diesen Tagen. Die Finsternis, die uns oft überwältigt, wollen wir mindestens auf diese Weise überwinden. Es ist als ob diese Weihnachtlichter allen die durch eine innere Finsternis gequält werden, sagen möchten: „Haltet an für ein Moment. Denkt nach. Es gibt ein Licht das die Finsternis endgültig überwältigt hat. Es gibt jemanden, der stärker als alle Werke der Finsternis ist. Es gibt einen, der unsere Gefühle der Angst und Enttäuschung kennt. Jemand, der alles das, was wir durchkommen müssen auch durchgemacht hat. Es gibt hier einen, der es mit uns gut meint und unsere Herzen ermutigen will.

Wie sollen wir also auf das kommende Licht der Weihnachten reagieren? Halten wir an. Öffnen wir unsere Herzen für das Wort des Evangeliums. Darin ist die Macht die Finsternis in unseren Herzen zu überwältigen. Darin ist die Macht aus der Hölle unseres Lebens uns in den Himmel zu führen.

Wie? Ganz andres als wir uns denken. Einige stellen sich den Himmel so vor, dass sie eine Fülle von allen Sachen, die sie wollen, haben. Andere erwarten vom Himmel, dass sie die Macht über andere haben. Andere wieder, dass sie nichts tun müssen und einfach in Bequemheit das Leben genießen.

Gott erfüllt unsere Sehnsüchte in ganz anderen Weise. Er wird zu Mensch. Kommt aus der Vollkommenheit des Himmels zu uns auf die Erde. Der Erhöhte Gott spricht die verständliche Sprache der Liebe. So singen wir das auch in einem Slowakischen Weihnachtslied: „In Christkind lächelt Gott uns liebvoll zu, der Engel verkündigt: Friede sei mit euch. Der Heiland ist uns Heute gegeben. Christus, der Herr ist gekommen.“

Jesaja spricht über das Kind das uns geboren ist. Auf seiner Schulter wird die Herschafft sein. Sein Name ist „Wunderbar Rat“. In Jesus wird Gott unser Bruder. Er begleitet uns. Auf eine wunderbare Weise berät er uns. Nicht allgemeine Ratschläge, die niemanden nutzen. Er betritt die Herzen deren, die Ihn empfangen. Er lebt mit ihnen, damit er sie voll versteht in allen Leiden und Schwierigkeiten. So wird sein Rat vertrauenswürdig und wirksam.

Die Kralizer Bibelübersetzung spricht an dieser Stelle über das Licht für die, die in der Gefangenschaft der Schatten des Todes leben. Das ist die zentrale Hoffung für die Gläubigen. Die Hoffung gegen den Tod. Christus bringt sie so, das er an sich das Kreuz nimmt. Schon nach der Geburt gibt er sich in die Hände deren die ihn verfolgen. Auf Golgatha besiegt er schließlich den Tod. So bringt er Himmel auf die Erde.

Wann? Vielen klingen diese Worte wie leere Worte. Sie fragen: Wann ist schon so etwas geschehen? Selbst viele Menschen die zu Jesu Zeiten lebten, konnten in Ihm den Erlöser sehen. Im laufe der Geschichte konnten viele nicht glauben, dass Christus und Seine Kirche etwas in der Welt wirksam ändern konnte – in die Finsternis der Welt das Licht des Himmels zu bringen. Viel nicken nur mit Ironie im Gesicht zu und sagen: Ja das ist alles schön, aber was habe ich davon, wenn das alles erst in der Zukunft kommen soll? Andere wiederum in ihrer Ungeduld nahmen den Lauf der Dinge in ihre Hände und versuchten das Himmelreich selbst nach ihren Vorstellungen einzusetzen. Auch Heute versuchen das viele im Umfeld verschiedener Sekten und extremen religiösen Bewegungen.

Wann also wird Himmel auf Erden sein? Das Kommen des Reiches Gottes ist nicht in unseren Händen. Es ist nicht in unserem Terminkalender festgelegt. Weihnachten ja. Die haben einen festen Termin. Aber auch hier wissen wir, dass wahre Weihnachten nur dort sind, wo Menschen bereit sind sie zu feiern. Denn wir können alles bereit haben, wenn unsere Herzen nicht bereit sind es in Liebe zu empfangen, Weinachten finden nicht statt. Aus erhoffter Oase wird nur ein zusätzlicher Stress.

So ist es auch mit dem Kommen des Himmelreiches. Christus hat durch seine Menschwerdung alles auf das Regieren Gottes unter den Menschen vorbereitet. Aber er will es nicht mit Gewalt durchsetzen. Das, was er brachte, steht als ein Angebot da. Wir können es nur im Glauben empfangen. Dort, wo wir es schaffen, dort ist ein Stück Himmel auf Erde. Dort, wo Menschen Christus in ihre Herzen empfangen, dort regiert er. Jeden Tag aufs neue nimmt er sich der Regierung an und beseitigt die Sünde aus unserem Herz. So hat uns das Luther im Kleinen Katechismus gelehrt. Himmel auf Erden ist darin, dass wir die Macht des Gotteswortes akzeptieren und im Glauben Seine Gegenwart in der Kirche durch Sein Abendmahl erleben. Überall dort, wo Seine Liebe unter uns regiert, regiert auch Frieden und Gerechtigkeit. Das ist die Hoffnung für die Welt schon Heute, nicht nur in der entfernten Zukunft.

Wir sprachen über die Weihnachtwünsche. Gott hat auch Heute für uns eine große Überraschung. Er bringt Himmel zur Erde schon Heute dort wo Glaube in Christus ist. Amen.

Ondrej Prostrednik
Bratislava, Slowakei
prostrednik@ekumena.sk

 

 


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