Göttinger Predigten im Internet
hg. von U. Nembach, Redaktion: C. Dinkel und I. Karle

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5. Sonntag nach Trinitatis, 16. Juli 2006
Predigt zu Genesis 12, 1-4, verfasst von Isolde Karle
(-> zu den aktuellen Predigten / www.predigten.uni-goettingen.de)


Liebe Universitätsgemeinde,

Glauben heißt aufbrechen und ein Segen für andere werden.

Aufbrüche sind für die Studentinnen und Studenten unter uns nichts Ungewöhnliches. Das Umziehen weg vom Elternhaus hin zur ersten eigenen Wohnung im neuen Studienort oder auch der Aufbruch von einer Unistadt in die andere, von einem Land in das andere gehört zum Studentenleben dazu. Gerade das macht das Studentenleben bunt und spannend und anregungsreich.

Aber nicht nur für die Studentinnen und Studenten unter uns hat es schon fast Seltenheitswert, wenn man sein ganzes Leben an einem Ort verbringt. Ohne Mobilität und Flexibilität kommt man heute kaum mehr durchs Leben. Aufbrüche an andere Orte bringen uns neue Erfahrungen und erweitern unseren Horizont. Wir sehen, wie Menschen an anderen Orten leben und arbeiten. Viele vertraut gewordene Gewohnheiten werden plötzlich als solche sichtbar und wir stellen verblüfft fest, dass es auch anders geht. Nur wenn wir Altes loslassen, können wir uns Neuem öffnen – dies kann eine sehr beglückende und segensreiche Erfahrung sein.

Die Kehrseite des Aufbrechens ist allerdings ein gewisses Gefühl von Heimatlosigkeit. Sie haben dieses Gefühl vorher in Ihren Statements (s. Anhang) sehr anschaulich beschrieben. Die Offenheit der Zukunft hat nicht nur etwas Verheißungsvolles, sondern auch etwas Bedrohliches an sich: Was wird aus mir werden? Welchen Beruf werde ich am Ende tatsächlich ergreifen? Wo und wie werde ich leben? Die Offenheit der Zukunft und das Nicht-Festgelegtsein bedeuten nicht nur Freiheit, sondern auch Ungewissheit und Zweifel. Wo gehöre ich hin? Wo sind meine Wurzeln? Was ist das Ziel meines Lebens? Wie kann mein Leben gelingen?

In der Bibel wird uns viel von Aufbrüchen erzählt. Der Glaube selbst wird als Aufbrechen, als ein ständiges Unterwegssein beschrieben. Zum Beispiel beim Auszug des Volkes Israel aus Ägypten und dem jahrzehntelangen Marsch durch die Wüste. In Erinnerung daran nennt der Hebräerbrief die christliche Gemeinde das wandernde Gottesvolk, das hier noch keine bleibende Statt hat, sondern eine zukünftige sucht. Und der Psalmist spricht davon, dass wir nur Gäste auf Erden sind und benennt damit sehr deutlich die Erfahrung von Heimatlosigkeit. Unser heutiger Predigttext führt uns Abraham als das biblische Urbild des Glaubens und des Aufbrechens vor Augen.

Glauben heißt aufbrechen und ein Segen für andere werden. Das können wir an Abraham lernen. Nach der verheerend verlaufenden Urgeschichte, die uns in den ersten Kapiteln der Bibel erzählt wird, will Gott mit Abraham eine Segensgeschichte beginnen. Gottlosigkeit, Ungerechtigkeit, schlimme Verfehlungen selbst des auserwählten Noah, Großmannssucht und Überheblichkeit prägen die ersten Kapitel der Bibel. Die Sintflut zerstört fast alles Leben und hat die junge Menschheitsgeschichte eigentlich schon an ihr Ende gebracht hat. Beim Turmbau zu Babel verfolgen größenwahnsinnig gewordene Menschen ein unmögliches Projekt und es kommt dann auch, wie es kommen musste: Sie scheitern an ihren hochfliegenden überdimensionierten Ambitionen. Die Vision eines gelingenden Lebens löst sich auf in einer realitätsblinden Selbsttäuschung über die eigenen Möglickeiten.

Gott sei Dank überlässt Gott die Menschen in dieser ausweglosen und heillosen Situation nicht sich selbst. Gott will der Zerstörungswut der Menschen seine Wohltaten, seinen Segen entgegensetzen und fängt gleichsam noch einmal von vorne an. Deshalb ruft er Abraham, einen Einzelnen, heraus. Er will mit Abraham eine neue Geschichte in der Geschichte beginnen, eine Geschichte, die nicht Unheil und Zerstörung, sondern Heil und Segen verbreiten soll.

Ganz knapp und bestimmt fordert Gott Abraham dazu auf, sein Land, seine Verwandtschaft, sein Elternhaus – kurz alles, was der Rede wert ist, zu verlassen, und in ein Land zu ziehen, dass er ihm zeigen will. „Geh los, ohne zurückzublicken“ – so kann man die hebräische Wendung an dieser Stelle auch übersetzen. Lass dich nicht durch die Vergangenheit, nicht durch Sitte und Gewohnheit, nicht durch das Vertraute und bislang Geltende davon abhalten. „Geh los, ohne zurückzublicken!“ Eine starke Aufforderung, ein unglaublich wirkende Zumutung.

Doch wohin soll Abraham gehen? „In ein Land, das ich dir zeigen will“ heißt es im Text – unbestimmter könnte der Zielort kaum sein, den Gott nennt. Abraham weiß nicht, wohin ihn sein Weg führt, aber er geht – ohne den Ruf Gottes mit auch nur einem einzigen Wort zu kommentieren, ohne einen Moment zu zögern, ohne zu bilanzieren. Abraham geht. Abraham geht in eine offene Zukunft ohne zurückzublicken.

Schon Abrahams Vater hat sich auf den Weg gemacht. Aufbrüche waren Abraham insofern nicht gänzlich fremd. Aber in seinem hohen Alter lagen so grundsätzliche Aufbrüche nicht mehr im Bereich des Zumutbaren und Erwartbaren. Abraham hatte sich überdies vermutlich längst abgefunden mit seiner unscheinbaren und perspektivlosen Existenz. Seine Frau Sara war unfruchtbar, an Nachwuchs war nicht mehr zu denken. Insofern bedeutet der Ruf Gottes für Abraham eine ganz unerwartete Öffnung seiner Lebensgeschichte. Sollte es wirklich noch einmal eine Wende geben in seinem Leben? Sollte er wirklich noch einmal von vorne beginnen können?

Abraham geht, weil Gott ihm eine großartige Verheißung mit auf den Weg gibt: „Ich will dich zum großen Volk machen und will dich segnen und du sollst ein Segen sein... und in dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter auf Erden.“ In Abraham sollen gesegnet werden alle Völker auf Erden. Abraham glaubt dieser unglaublichen Vision. Er lässt alle Resignation hinter sich und vertraut dem Wort Gottes. Er lässt sich auf das große Versprechen Gottes ein, das sein eigentlich schon abgeschlossenes Leben noch einmal öffnet und in eine große Zukunft hinein weitet.

Der Aufbruch Abrahams hat nichts mit der Angst vor Verbindlichkeit oder mit der Lust am Abenteuer zu tun. Das unterscheidet Abraham grundsätzlich von Odysseus, dem anderen antiken Prototypen des Aufbruchs. Odysseus wird zum Symbol dafür, wie es dem Menschen gelingen kann, sich angesichts der Gefährdungen durch die Natur und die Launen der Götter schließlich doch erfolgreich behaupten und selbst durchsetzen zu können.

Abrahams Aufbruch ist von ganz anderer Art. Was Abraham antreibt aufzubrechen und sich auf den Weg zu machen und seine Heimat und seine Verwandtschaft zu verlassen, ist nicht Abenteuerlust und Heldenmut, sondern der Ruf Gottes. Er verlässt, was ihm lieb und vertraut ist und wird ein Fremder im fremden Land. Abrahams Aufbruch ist deshalb viel weniger spektakulär und in gewisser Hinsicht auch viel bescheidener als der der einsamen Helden, die sich selbst durchsetzen müssen. Im Vertrauen auf die Verheißung und den Segen Gottes macht sich Abraham auf in ein Land, das er nicht einmal kennt. In der Hoffnung auf Gottes Begleitung wird Abraham schutz- und heimatlos. Anders als Odysseus wird Abraham am Ende auch nicht als gefeierter Held in seine Heimat zurückkehren: Er ist auf einem Weg ohne Rückfahrkarte, immer nach vorne, auf das Heute und Morgen konzentriert und dem Segen Gottes vertrauend.

Der Weg des Glaubens von Abraham und Sara ist denn auch keine geradlinige Erfolgsgeschichte. Er ist durch viele Zweifel und Anfechtungen, durch Verletzlichkeit und auch durch manche Verirrung geprägt. So wissen wir, dass sich die Sehnsucht und die Hoffnung von Abraham und Sara auf Nachkommenschaft lange nicht erfüllt haben. Als Abraham aufbricht, ist er der Erzählung nach schon 75 Jahre alt. Gott verheißt Abraham und Sara trotzdem noch einen Sohn. Und beide warten und warten. Sie warten viele Jahre. Abraham und Sara brauchen den langen Atem der Hoffnung. Immer wieder verweist Gott Abraham an den Sternenhimmel und verspricht ihm so zahlreiche Nachkommen wie Sterne am Himmel stehen.

Gerade weil Abraham und Sara gegen alle Wahrscheinlichkeit auf die Zukunft Gottes hoffen, werden sie für Paulus zum Vorbild des Glaubens. Sie vertrauen der Verheißung Gottes durch alle Unwahrscheinlichkeit, Unsicherheit und Gefährdung hindurch.

Dieses Vertrauen geht weit und hat erhebliche Konsequenzen. Im nächsten Kapitel hören wir von Lot und Abraham. Lot und Abraham hatten so viele Schafe und Rinder, dass es regelmäßig zum Streit um die Wasserstellen unter den Hirten kam. Abraham macht Lot daraufhin den Vorschlag, sich zu trennen und bietet seinem Neffen an, den Teil des Landes zu wählen, den er bevorzugt. Lot wählt selbstverständlich die fruchtbare Jordanebene und überlässt Abraham das unfruchtbare Bergland. Im Vertrauen auf Gottes Verheißung kann Abraham Lot das weitaus bessere Land überlassen. Abraham muss sich nicht selbst durchsetzen, er muss sich nichts beweisen und hat es auch nicht nötig, anderen seine Überlegenheit zu demonstrieren. Das Vertrauen auf den Segen Gottes macht ihn gelassen, offen und großzügig.

Glauben heißt aufbrechen und ein Segen für andere werden. Glaubende leben in der Hoffnung und in der Sehnsucht nach dem gelobten Land. Sehnsucht und Hoffnung können nur Menschen haben, die noch etwas erwarten und nicht selbstzufrieden und satt vor sich hinleben oder die umgekehrt völlig deprimiert und resigniert sind und deshalb jede Erwartung aufgegeben und jeden Mut begraben haben.

Glaubende begreifen ihr Leben nicht einfach als Schicksal oder als ein Spielball der Launen der Natur wie bei Odysseus. Glaubende haben einen Blick für die schmerzliche Seite des Lebens und das Leiden in der Welt. Sie können sich deshalb in der Welt, wie sie ist, nie ganz zu Hause fühlen. Wer das Leiden anderer wahrnimmt und mit ihnen mitleidet, der hofft auf das Land der Verheißung, der vertraut auf den Segen Gottes und wird dabei selbst zum Segen für andere. Glaubende setzen dem Leiden die Hoffnung auf Gottes leben- und heilschaffenden Segen und die Sehnsucht nach Gottes Reich entgegen. Jesus hat in phantastischen Bildern von diesem Reich Gottes gesprochen. Alle Ungerechtigkeit wird über­ wunden sein. Frieden und Versöhnung werden über Krieg und Gewalt triumphieren. Alle sitzen an einem Tisch und werden satt. Krankheit und Dämonen werden besiegt.

Glaubende brechen auf und werden zum Segen für andere. Sie wagen sich auf neue Wege. Sie überwinden die Hoffnungslosigkeit und mindern das Leid. Der Blick in den Sternenhimmel erinnert sie dabei immer wieder an die Verheißungen Gottes und hilft ihnen zum Warten und Ausharren auch in schweren und ungewissen Zeiten. Glaubende haben den langen Atem der Hoffnung. Mitten in den Unsicherheiten und Gefährdungen des Lebens vertrauen sie auf Gottes Zukunft und werden in diesem Vertrauen zum Segen für andere. Amen.

Prof. Dr. Isolde Karle
Lehrstuhl für Praktische Theologie
D-44780 Bochum
Tel.: 0049 (0) 234 / 3222399
Fax: 0049 (0) 234 / 3214398
E-Mail: Isolde.Karle@rub.de
http://www.ruhr-uni-bochum.de/praktheolkarle/

Anhang: Studentinnen der Ruhr-Universität zu 1. Mose 12,1-4

Liv Bornemann:

Wenn ich das höre, dass einer, einer wie Abraham auf eine „bloße Verheißung“ hin einfach so geht, überkommt mich Zweifel. Geht er wirklich so einfach? Oder war das nicht doch noch etwas anders? Wie muss ich mir das vorstellen, dass er sofort, fast überstürzt, auf Gottes Aufforderung hin, seine Sachen nimmt und geht?

Im gleichen Augenblick denke ich daran, ob ich auch einfach so gehen würde? Wenn ich ganz ehrlich zu mir bin und auf meine sofort ertönende innere Stimme höre, wahrscheinlich wohl eher nicht.

Ich weiß zwar, dass es ganz wichtig ist, zu lernen loszulassen, oder, dass ich selbst manchmal schon davon geträumt habe, wie es wohl wäre, wenn ich einfach so ginge, um woanders zu leben… doch dieses unterschwellige Gefühl des Unbehagens bleibt bei konkreterem Nachdenken dann doch bestehen.

Nun, Abraham hat zwar als Nomade gelebt, aber erklärt das damit alles?
In meinem Leben werde ich mich wohl auch noch mehrfach auf den Weg machen. Sei es noch einmal für einen anderen Studienort, sei es später für (m)eine Arbeitsstelle. Vielleicht letztlich auch auf eine „bloße Verheißung“ hin. Wer weiß’ schon, was kommen wird?

Das wusste Abraham zwar auch nicht und bei ihm ist ja auch alles gut geworden, nur dieser Mut und das absolute Gottvertrauen – irgendwie beeindruckt es mich, macht mir aber dennoch auch ein wenig Angst.

Hier in Bochum, hier, wo ich jetzt wohne, wo ich zum Studieren hin gezogen bin, bin ich zwar auch nicht aufgewachsen, aber gerade hier habe aber mein erstes eigenes Zuhause gefunden. Rein materiell gesehen in meiner kleinen, wie ich finde, besonders schönen Wohnung. Aber auch sonst. Im Unibetrieb und privat fühle ich mich recht wohl hier.

Und bei dem Gedankenspiel, in Anlehnung an Abraham, denke ich irgendwie daran. Was macht ein Zuhause aus und, was macht es mir so schwer, mir vorzustellen, einfach zu gehen?

Vielleicht muss ich mir ja nun sagen lassen, ich sei nicht flexibel, ich solle mich nicht so abhängig machen, gerade in der heutigen Zeit, oder vielleicht noch schlimmer, mir fehle das Vertrauen in die Zukunft…

Ja, ja, je länger ich darüber nachdenke… Es ist letztlich gar nicht so einfach zu beantworten. Ginge ich oder bliebe ich? Wovon hängt es schließlich wirklich ab? Im Moment jedenfalls bin ich erst einmal froh, dass sich mir diese Frage gar nicht in Wirklichkeit stellt…

Stefanie Hoffmann:

Als ich mich heute Morgen auf den Weg gemacht habe, wurde mir zum ersten Mal so wirklich bewusst, dass ich Pfarrerin werden möchte. Nicht, dass ich bisher studiert habe, ohne Pfarrerin werden zu wollen; aber heute Morgen wurde mir klar, dass ich eigentlich nichts anderes machen möchte.

Da gibt es nur ein Problem:
Momentan stehen meine Chancen hier in Westfahlen recht schlecht. Rein statistisch ist es wahrscheinlicher, dass ich keine Stelle bekomme, als dass ich eine bekomme.

Und rein praktisch wollen wahrscheinlich fast alle, die später mit mir Examen machen ebenso Pfarrerin oder Pfarrer werden, wie ich.

Wie geh ich diesen Weg also weiter?

Geh ich über Leichen, um die Beste zu sein, versuche, alle anderen auszubooten um am Ende übrig zu bleiben? Um mir am Ende nicht sagen zu müssen „…hättest du mal“?

Oder vertrau ich allein auf Gott? Immerhin will ich Ihm dienen; in Seiner Kirche. Da muss Er doch dafür sorgen, dass alles gut wird. Für uns alle, die wir hier studieren…

Aber muss er dass?

Ich befürchte, so einfach ist das nicht. Uns so lauf ich weiter jeden Morgen zur Uni. Manchmal hab ich das Ziel klar vor Augen; manchmal weiß ich gar nicht, wohin der Weg mich führt; gebe mein Bestes und zweifle…
und hoffe…

Anna Püllen:

„Wer aufbrechen will, muss zurücklassen, sonst kommt er nicht weit.“

„Nur wenn man etwas aufgibt, ist überhaupt Platz für etwas anderes da!“

Für diese eigentlich schlichte Erkenntnis musste ich selber einige Kilometer hinter mich bringen und einen alten Text neu hören.

Ich hatte mich dafür entschieden, nach der Zwischenprüfung eine Zeit in der Schweiz zu verbringen. Alles, was im Vorhinein schon organisierbar war, war wunderbar geregelt. Vom Wohnen über den Studienplatz bis hin zu den Finanzen.

Trotzdem konnte ich mich die ganze Zeit nicht auf den Aufenthalt freuen. Der Abschied lag mir wie Steine im Magen, und bei allem, was ich tat, lief in meinem Kopf der Countdown – fürchterlich!

Erst als ich schließlich angekommen war, ging es etwas besser, aber ich war mit dem Herzen einfach nicht dabei.

Ich habe jeden Tag vorm Computer gesessen und e- mails und sms verschickt, damit der Kontakt zu meinen Freunden zuhause auch ja nicht abreißt.

Mit dem Weggehen habe ich mich noch nie leicht getan, aber diesmal war es besonders schlimm, und das, obwohl ich mich bewusst dazu entschlossen hatte und meine Erwartungen sogar erfüllt worden waren!

Und dann hatte ich ein Schlüsselerlebnis:
in einer Vorlesung ging es um Abraham - die bekannte Stelle: Abraham soll aufbrechen, er soll Eltern, Freunde und zuhause verlassen und von allem Vertrauten weggehen- plötzlich konnte ich so gut verstehen was das bedeutet!

Genau das hatte ich auch gemacht! Genau das war meine Situation!

Ganz gebannt hörte ich weiter zu: eigentlich ging es gar nicht um das Weggehen; eigentlich ging es um das, was dann erst eintreten soll: Gottes Segen! Und die Zukunft, die er damit schenkt. Aber die ist an eine Bedingung geknüpft: Aufbrechen, Abschied nehmen, Zurücklassen.

Und ohne dieses Verlassen, tut sich kein neues Land vor mir auf.
Nach diesem Tag habe ich angefangen, meinen Aufenthalt anders zu sehen.
Endlich hatte sich vor mir etwas geöffnet, es gab nicht mehr nur das, was hinter mir war.

Und es hatte einen andern Sinn bekommen: war das, was ich tat und erlebte nicht vielleicht gerade die Zukunft, die Gott mir geschenkt hatte, und die er für mich gewollt hatte? Und war das alles Teil seines Segens, den ich erfuhr?

Ich glaube, dass Gott bei den verschiedensten Arten von Aufbruch dabei ist und mit seinem Segen schon auf der Seite des Neulands steht.
Im Vertrauen darauf bekommt Fortgehen eine neue Blickrichtung.

Dass Abschied auch weh tut lässt sich nicht vermeiden, aber einen neuen Raum kann man nun mal nur betreten, indem man den alten verlässt.

 


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