Göttinger Predigten im Internet,
hg. von Ulrich Nembach und Johannes Neukirch
Sonntag/Feiertag: 2.
Sonntag nach Weihnachten
Datum: 4. Januar 1998
Text: 1. Johannes 5, 11-13
Verfasser: Heinz Janssen,
Heidelberg
(SEHN-)SUCHT NACH
LEBEN Predigttext 11 Und das ist das Zeugnis, daß uns Gott das ewige Leben
gegeben hat, und dieses Leben ist in seinem Sohn. Predigt Liebe Gemeinde! Gott, so schreibt Johannes, hat uns das ewige Leben gegeben, und es ist in seinem Sohn, Jesus Christus. "Das Leben ist erschienen", heißt es am Anfang des Briefes im ausdrücklichen Bezug auf ihn, den Gottessohn. Heute, am 2. Sonntag nach dem Christfest, hören wir diesen Ausspruch noch als weihnachtliche Botschaft. I. die Freude, den Genuß am Leben Die guten Erfahrungen im Leben wecken in uns den Wunsch nach Wiederholung, Dauer, Ewigkeit. Beständiges Glück, auch über den Tod hinaus - ist das mit "ewigem Leben" gemeint? II. Hören wir noch eine andere Stimme der Bibel über Leben und Tod: Der Apostel Paulus spricht von dem Mysterium der Verwandlung (1.Korinther 15,51). Der Tod - Station auf dem Weg zu Gott? Von Dietrich Bonhoeffer kennen wir seine letzten Worte auf seinem Weg zur Hinrichtung: "Dies ist das Ende - für mich ist es der Anfang zu einem neuen Leben". Es ist ein Geheimnis des Glaubens, das diese Gewißheit schafft. III. Wer den Sohn hat, der hat das Leben. - Haben wir denn Jesus wie einen Besitz? - Nein. "Jesus haben" bedeutet bei Johannes: sich auf ihn einlassen, auf seine Lehre achten, Vertrauen fassen zu ihm, ihm glauben und ihm nachfolgen. Johannes bringt damit eine innige Beziehung zum Ausdruck - wie Liebende sich darüber freuen können, einander zu "haben". Wer den Sohn hat, der hat das Leben - jetzt bekommen diese Worte einen wohltuenden Klang. "Wohl mir, daß ich Jesum habe", heißt der Choral einer Bach-Kantate (Nr. 147). [Hier kann der Choral "Wohl mir, daß ich Jesum habe" chorisch oder instrumental erklingen.] "Das habe ich euch geschrieben, damit ihr wißt, daß ihr das ewige Leben habt, die ihr glaubt an den Namen des Sohnes Gottes." - Um Zuspruch an die an Jesus Glaubenden ging es damals Johannes. Es war damals nicht anders als heute. Wie die jungen christlichen Gemeinden damals in einer Welt lebten, in der vieles - bis hin zur Perversion des Lebens - im Argen lag (1.Johannes 5,19), so ist es doch auch heute nötig, sich immer wieder neu zu orientieren und Zuspruch für das Leben zu suchen. Mit Jesus ist die Liebe Gottes erschienen. ["Laßt uns
lieben, denn er hat uns zuerst geliebt", ruft Johannes den
Gemeinden mit seinem Brief zu (4,19) und bringt damit auch uns heute
auf den Geschmack des wahren, ewigen Lebens. Ähnlich legt es uns
die Jahreslosung für dieses Neue Jahr 1998 (Epheser 5,2) ans
Herz: Lebt in der Liebe, wie auch Christus uns geliebt hat.] Wie
bedingungslos und voller Liebe hat sich Jesus den Menschen zugewandt!
Diese Zuwendung dauert an, sie trägt, hier im Leben und über
dieses Leben hinaus - in alle Ewigkeit. Amen. Heinz Janssen |
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