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Mit Episode 40 vom 26.5.2023 («Pfingsten ist eine politische Geschichte») geht «Erleuchtung garantiert» in die Sommerpause. Im September 2023 melden wir uns mit der 5. Staffel zurück. Bis dahin möchten wir Ihnen die bisher aufgezeichneten Folgen ans Herz legen – die meisten Episoden haben bis heute nicht an Aktualität verloren. Gerne halten wir Sie zudem auf unserem Instagram-Kanal auf dem Laufenden. Wir freuen uns, wenn Sie uns ab September wieder Ihr Ohr leihen, alle zwei Wochen am Freitag.
Was unterscheidet Menschen von Cyborgs? Was passiert, wenn wir sterben? Was hat Rap mit Religion zu tun? Gibt es Schuld und einen freien Willen? Was steht wirklich in der Bibel und wie ernst nehmen Muslime den Koran? In der Theologie und Religionswissenschaft der Universität Zürich wird zu diesen Fragen, zu Spiritualität und verschiedenen Religionen geforscht. Jeden zweiten Freitagabend spricht Dorothea Lüddeckens mit Kolleg:innen und Gästen über ihre Forschung, ihre Perspektiven auf Spiritualität, Religion und die Welt.
Was ist an Pfingsten eigentlich passiert? Ist der Heilige Geist als Feuerflamme auf die Menschen herabgekommen oder haben lediglich ein Dutzend betrunkener Männer am jüdischen Pilgerfest Schabuot randaliert? Stefan Krauter, Professor für Neues Testament, spricht über wesentliche Elemente der Pfingstgeschichte und ordnet sie ein. Er erklärt, was der Heilige Geist mit heisser Atemluft zu tun hat, worum es sich bei «Zungenrede» handelt und inwiefern Pfingsten die Umkehrung der Geschichte des Turmbaus zu Babel zu ist. Gelesen als politischer Text überbietet die Pfingstgeschichte nicht nur die römische Ideologie der Prinzipatszeit, sondern hat mit ihren charismatischen Elementen auch innerhalb der heutigen Kirche noch Sprengkraft. – Aber was hat das alles mit Karate zu tun?
Ohne die Kenntnis von Evangelikalismus kann man die heutige Welt nicht mehr verstehen: Ob es sich um die Entwicklungen in der US-Geschichte der letzten 50 Jahre handelt, um afrikanische Pfingstkirchen oder auch um den Erfolg Bolsonaros in Brasilien – all diese Phänomene sind eng mit dem politischen Einfluss von evangelikalen Kreisen verknüpft. Das sagt der Theologe und Profi-Podcaster Thorsten Dietz. Er erklärt den Unterschied zwischen Evangelikalen, Links-Evangelikalen und Post-Evangelikalen und zeigt auf, wieso der Autoritätsglaube in evangelikalen Kreisen so ausgeprägt ist. Dietz spricht ausserdem über die liberale Theologie als «Endgegner» des Evangelikalismus und über die Aktualität und Sinnhaftigkeit des Teufels.
Queere Identitäten und neue, alternative Beziehungsformen stellen die traditionellen, im Christentum verankerten Vorstellungen von Zweigeschlechtlichkeit und Monogamie in Frage. Was verbirgt sich hinter den Buchstaben LGBTQI? Was gilt wann als normal? Hat Gott die Menschen wirklich als Mann und Frau erschaffen? Der Theologe und Ethiker Michael Coors geht darauf ein und erklärt, zu welchen existenziellen Problemen soziale Normen führen können. Coors äussert sich ausserdem zur Debatte über die Anerkennung polyamorer Beziehungsformen und ihr Verhältnis zur traditionell monogamen Ehe und spricht sich mit Nachdruck dafür aus, die rechtliche Änderung der Geschlechtsidentität zu vereinfachen.
Weitere Informationen rund um das Thema trans finden Sie auf der Website von Transgender Network Switzerland: https://www.tgns.ch
Ein breites Spektrum an Beratungsangeboten insbesondere für junge Menschen bietet auch das Programm du-bist-du. Informationen dazu erhalten Sie unter https://du-bist-du.ch
Achtsamkeit, konsequente Gewaltlosigkeit und Verzicht sind zentrale Werte im Jainismus. Sehr viele Jains sind Vegetarier:innen, immer mehr leben vegan und einige sind ökonomisch sehr erfolgreich – ziemlich aktuell sollte man meinen. Dennoch ist diese alte, aus Indien stammende Religion nur wenigen bekannt. 6–7 Millionen Menschen zählen sich weltweit zum Jainismus. Johannes Beltz, stellvertretender Direktor und Leiter der Sammlung des Museums Rietberg erklärt, was es mit dem Sterbefasten auf sich hat, wieso Wissen in der Ethik der Jains so eine grosse Rolle spielt und warum sich der Jainismus nicht viel mehr verbreitet hat. Beltz führt uns durch die Ausstellung zum Jainismus im Museum Rietberg, erläutert wie Verzicht und Reichtum zusammenpassen können und zeigt Unterschiede und Gemeinsamkeiten zum Buddhismus auf.
Die Ausstellung «Jain Sein – Kunst und Leben einer indischen Religion» läuft noch bis zum 30. April 2023 im Museum Rietberg in Zürich.
Fotos und Kurzvideos zum Gespräch in der Ausstellung und zu den erwähnten Exponaten finden Sie auf unserem Instagram Kanal
Die Johannespassion von Johann Sebastian Bach ist, wenn man genau hinhört, stellenweise sowohl in Moll als auch in Dur geschrieben. Dieser musikalische Widerspruch ist kein Zufall, sondern Bachs Interpretation vom Geschehen am Karfreitag – er zeigt eindringlich die Gleichzeitigkeit von Grauen und Hoffnung in der Passion Jesu. Der Dirigent, «Musiktheologe», Komponist und Ehrendoktor Rudolf Lutz erzählt auch davon, warum und wie Menschen, die weder mit Kirche noch mit «klassischer» Musik etwas anfangen können, von Bach fasziniert sein können. Ausserdem denkt er über musikalischen Zeitgeist nach, erläutert die unterschiedlichen Jesusbilder in den Passionen und spielt und singt vor, wie Judas sich anhört. Ganz zum Schluss spielt Rudolf Lutz noch ein paar Takte seiner eigenen Markuspassion, die im März 2024 an der Universität Zürich uraufgeführt wird – eine Weltpremiere!
Wir danken der J.S. Bach-Stiftung, dass wir den Anfang von Bachs Johannespassion im Podcast verwenden dürfen, und dem Musikzentrum der Migros Klubschule in St. Gallen für die Möglichkeit, in einem ihrer Räume aufzuzeichnen.
The Jedi religion from the Star Wars saga has hundreds of thousands of followers today, down from the hundreds of thousands who said they were Jedi in the 2001 and 2011 England and Wales Censuses. But do they really believe in Darth Vader and the Death Star? And what connections can be established between pop culture and religious ideas in general? Beth Singler, Assistant Professor of Digital Religion(s) - and not, as Chat GPT has suggested, a member of the Health and AI steering committee at the Turing Institute - talks about science fiction-inspired religions, animism in vernacular Christianity and the fact that we think Chat GPT is intelligent just because it is linguistically eloquent. She also addresses ethical issues surrounding the Metaverse, asks whether artificial intelligence could found a religion and presents some specimens from her robot collection.
Die Jedi-Religion aus der Star-Wars-Saga hat heute hundertausende von Anhänger:innen – glauben diese wirklich an Darth Vader und den Todesstern? Und welche Zusammenhänge lassen sich zwischen Popkultur und religiösen Ideen ganz allgemein feststellen? Beth Singler, Assistenzprofessorin für Digital Religion(s) – und nicht, wie Chat GPT suggeriert, Mitglied im Steuerungsausschuss am Turing Institut – spricht über Science-fiction-inspirierte Religionen, Animismus im volkstümlichen Christentum und die Tatsache, dass wir Chat GPT für intelligent halten, nur weil er sprachlich eloquent ist. Ausserdem geht sie auf ethische Fragen rund um das Metaverse ein, fragt ob Künstliche Intelligenz eine Religion gründen könnte und stellt einige Exemplare ihrer Robotersammlung vor.
Diese Episode von «Erleuchtung garantiert» erscheint ausnahmsweise in englischer Sprache. Feedback dazu oder zum Inhalt der Folge ist sehr willkommen – auch auf unserem brandneuen Instagram-Kanal!
Staatliche Institutionen haben oft ein diffiziles Verhältnis zu Religionsgemeinschaften, zumal sie ihnen gegenüber stets neutral sein sollten. Nationalstaaten zeigen aber auch selbst religiöse Züge: Zum Beispiel wenn hierzulande neue Bundesrät:innen vereidigt oder die Bevölkerung am 1. August auf den Mythos Schweiz eingeschworen werden. David Atwood, seit dem 1. Februar Professor für Religion und Öffentlichkeit am Zentrum für Religion, Wirtschaft und Politik (ZRWP), ist nicht nur Religionswissenschaftler, sondern hat auch lange als Koordinator für Religionsfragen beim Kanton Baselstadt gearbeitet. Im Podcast spricht er über konkrete staatliche Herausforderungen wie die Seelsorge in öffentlichen Institutionen oder Radikalisierungsprävention, geht aber auch auf die religiösen Aspekte von Fussball und Bergsteigen ein und darauf, wie eine indischstämmige Heidi die Schweiz verändern kann.
Wurde 9/11 von Reptiloiden inszeniert, die heimlich die US-Regierung kontrollieren und Menschenblut trinken? Solche Erzählungen muten für viele absurd an, andere halten sie für plausibel oder zumindest möglich – auch in der Schweiz. Der Religionswissenschaftler Loïc Bawidamann hat untersucht, wie ein spiritueller Blogger und eine religiöse Gemeinschaft mit Verschwörungserzählungen umgehen, wie sie sie untereinander verknüpfen, mit religiösen Überzeugungen verbinden und weiterverbreiten. Im Podcastgespräch geht er auf die bekanntesten Narrative ein, zeigt auf, weshalb sie gerade in den USA so erfolgreich sind, und erläutert, weshalb bestimmte Erklärungen überhaupt als Verschwörungserzählungen einzustufen sind. Als Religionswissenschaftler spricht sich Bawidamann zudem dafür aus, auf eine vorschnelle Bewertung der Narrative zu verzichten und den Leuten zuzuhören.