Göttinger Predigten

Choose your language:
deutsch English español
português dansk

Startseite

Aktuelle Predigten

Archiv

Besondere Gelegenheiten

Suche

Links

Konzeption

Unsere Autoren weltweit

Kontakt
ISSN 2195-3171

Predigtreihe: Passionsandachten 2008, 2008

Das sollt ihr, Jesu Jünger, nie vergessen, verfasst von Alexander Völker

Anlässe aus dem Leben des Dichters (o.ä.) sind nicht bekannt, die zu
diesem "Wunschlied" Veranlassung gegeben hätten, das im Optativ (Wenn, 2,1; würden, 2,3; müsse, 3,1; werde, 3,4) bzw. Kohortativ (sollt ... nie, 1,1) formuliert ist. Geht es Ihnen nicht auch so, dass beim Auf-ruf an alle Christen und bei dem einmal nicht ausgeblendeten Abendmahlsbezug ein geistli-ches Defizit spürbar wird, dem mit wohlmeinenden Worten (oder kirchlich-korrekter Formel) kaum beizukommen ist? Es könnte ein Beweggrund für Johann Andreas Cramer gewesen sein, im Schleswig.-Holsteinischen Gesangbuch von 1780 sprachlich recht behutsam von der Liebes- und Friedensgemeinschaft der Christen mit Christus und untereinander zu sprechen. Eifrige Nachbesserer haben zu Str. 1 "1. Kor 10,16.17"angemerkt. Gleichwohl: Das biblische Hauptwort (,Leib'; Mk 14,22) wird nur indirekt durch Jesu Glieder (1,3) genannt, praktisch erfahrene Abendmahlsgemeinschaft jedoch der Sache nach unter verschiedenen Aspekten beschrieben. Die durch Jesus begründete Jüngerschaft (1,1) lebt von ihm: Darum das so starke wir sind (1,2), sogleich mit (original. Alle Brüder; jetzt Jesu Glieder, 1,3) bzw. mit Z. 1,4 zu verbinden. Ist Mk 14, 12-16 ausgewählt (die Passamahlfeier selbst ausgespart), wird eine Gemeinde bei ihrer Passionsandacht zu fragen haben, was ein Auftrag an die Jünger zur Vorbereitung und diese selbst für Glauben und Leben heute bedeuten mag. Hier kann unser Lied vom Klima, der Atmosphäre des Ganzen her bis zum ,harten Kern' der Gemeinschaft am Tisch des Herrn Klärendes beitragen: Dass er, leidend, geopfert, erweckt, uns in dieser Dank-sagungsmahlzeit in sein Geschick hineinzieht, Erkenntnis- und Liebeskraft mitteilt ... Es genügte doch, einen Satz wie etwa im Frieden beieinander wohnten (2,1) gemeinsam durchzubuchstabieren (Beim Stichwort wohnen: Wo sind wir - mit anderen - zu Hause? Bildet unser Abendmahl ein Stück in Frieden ab?). Beim letzten heilgen Willen ist wohl an Mk 14, 27 und Joh 10,16; 13,34 (Strophe 3,3f.) zu denken. Zu "Abendmahl und Einheit" gibt es einen vielzitierten Luthertext (Anhang). Schließlich: EG 221 war nicht in erster Linie als Lied zum Abendmahlsunterricht gedacht, es ist notwendigerweise Gebet (Strophe 3,2) - darum auch die Behutsamkeit in seiner sprachlichen Form.

"Wir werden all ein Kuchen. Wenn man Brot macht, so zerreibt man und zermahlt die Körner, so wird dann jeg-lich Korn des andern Korns Mehl, wird also untereinander gemenget, dass man in einem Sack voll Mehl sieht, wie die Körner so ineinander gestoßen sind, dass jegliches des andern Mehl ist worden und behält keins seine Gestalt, sondern gibt je eins dem andern sein Mehl und verliert jegliches seinen Leib, also dass vieler Körnlein Leibe eines Brotes Leib werden. Desselben gleichen, wnen man Wein macht, mengt jedes Weinbeerlein seinen Saft in der andern Beere Saft und verliert jeglichs sein gestalt, dass also Ein Trank draus wird. Also soll es mit uns auch sein, wenn ich mich gemein mache und diene dir, dass du mein genießest, wozu du mein bedarfst, so bin ich deine Speis ... Darum wenn ich dir in aller Not helfe und diene, so bin ich auch dein Brot. Wiederum bist du auch ein Christ, so tust du auch wieder also, dass du mit allem, was du hast, mir dienst, dass mir's alles zugute kommt und ich desselben genieße wie der Speise und des Trankes"
(Martin Luther, Sermon am grünen Donnerstage, 2. April 1523; WA 12, 489,9).

Alexander Völker

E-Mail: asvoelker@teleos-web.de

(zurück zum Seitenanfang)