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ISSN 2195-3171

Predigtreihe: Passionsandachten 2008, 2008

Ach Gott, vom Himmel sieh darein , verfasst von Alexander Völker

Der Gefangennahme-Bericht ist durch einen Gegensatz gekennzeichnet: einerseits die mittels einer perfide vorgetäuschten Meister-Jünger-Begegnung („Gruß und Kuß") durch „einen der Zwölf" herbeigeführte Verhaftung Jesu (Mk 14,43 ff.), andererseits dessen (Gerichts-) Rede (14,48f.). Diese Polarisierung durchzieht das Luther-Lied in allen hier vorgeschlagenen Stro-phen Aus seiner Vorlage, dem Klagepsalm 12, behält es bei: die direkte Anrufung (Ach Gott; 1,1 längster Ton im ganzen Lied!), die wörtliche Rede (Str. 3,3ff.), eine Art von „unver-söhnlichem" Schluss (Strophe 6 später hinzugesetzt; im Siebenerschema wie EG 341, auch 299 „reimt sich auf Zeile 7 nichts mehr").- Christen klagen - wie Jesus - vor Gott; sie klagen nicht an. Sie stellen fest - wie Jesus - : Ihre Aussagen, besonders in melodisch abwärts geführter Bewegung wie Zeilen. 2/4, auch 5, bes. 6 aller Strophen, zeigen: Ihr Glauben und Hoffen versandet nicht resignativ in Selbstgenügsamkeit. Vielmehr geben sie frei, ja österlich klar Auskunft über  ihr Geschick mit Gottes Wort (Strophen 1,5ff.; 5,3f. 5ff.). Für sie gilt - wie für Jesus - dass Gottes, nicht ihr Wille geschieht (Mk 14,49 ‚Schrift erfüllt'). Zu Beginn das Hauptmotiv ‚Klage' Strophe 1,1: nach kleiner Kreisbewegung um den Zentralton a steigt sie im Quintsprung auf (vgl. 1,7!); die kurze Auftaktigkeit ab Zeile 5 (Achtelnoten wie EG 341; 25) dient der fortgesetzten Argumentation, in der sich das Lied bewegt.  Diese liebt die Bildworte, vergleicht Wort Gottes mit Silber (Redewendungen assoziiert?), gelangt aber dann rasch hin zum glaubensgründenden Kreuz (3,1ff.). Bis in den Wort-„Gleichklang" schlägt sich die Klage über den Unglauben nieder (wie wenig, 1,3; verlassen 1,4; verloschen,1,6; wolle weh-ren,3,1; Wer will ... wehren, 3,4; wer ist, 3,7). Die Sperrigkeit, Sprödigkeit in seiner Sprachgebung und die erst ungewohnte, doch rasch aufnehmbare Melodie (Vor- und Nach-singen bewährt sich immer) machen die Kraft und die Unmittelbarkeit dieses Gesanges aus.



Alexander Völker

E-Mail: asvoelker@teleos-web.de

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