Das Bußlied aus früher Barockzeit geht mit noch älterer (urspr. gregorianischer) Melodie einher, gebaut nach dem Schema :a-b: c-d-b und durch Silbendehnung im Stollenteil (Zeilen 1-4) einprägsam. Wer den ersten Teil des Siebenzeilers singt, findet Zeile 2 in Zeile 7 wieder; er bemerkt vielleicht, dass eine charakteristische Tonfolge (d'-c'-a) viermal vorkommt (Zeilen 1, 3, 4, 7). Unbegleitetes Vor- und Nachsingen erleichtert das problemlose Hineinfinden! Zur biblischen Thematik der Andacht gibt es reichlich Bezüge im Text. Kränken, eine altherge-brachte Wortbildung (EG 67,5, 361,3; 91,10) signalisiert den Totalschaden, den die Macht der Sünde im/am Menschen anrichtet. Strophe 2 schon besingt das Wunder, den ‚seligen Tausch' (Luther): „Christus leidet wegen und anstelle des Menschen, um die göttliche Strafe hinweg-zunehmen, aber gleichzeitig auch für ihn, um ihn zu erlösen" (so ein Kommentartext). Strophen 6f. weisen die beliebten Doppelausdrücke auf (Kreuz/ Plagen; Schmach/ Spott; Herr/ Gott; Eigennutz/ Heuchelschein) und nimmt sich Jesus zum Exempel der Nachfolge (6,6f.). Ausdrücklich jedoch soll dem (andern) Nächsten zugute kommen, was du an mir ge-tan (7,1f.). Wie sinnvoll, dass sich üben auf lieben reimen darf - in der Liebe kann und soll man sich üben! Strophe 7 scheint im Abgesang (Zeilen 5ff.) ‚nachhaltig', vielleicht etwas penetrant zu wirken. Schon die Kompilation der jeweiligen Endzeile (die sich hier reimt!), ergibt Sinn: auf dích genommen hast (1,7), gegében in den Tod (2,7); das dú mir vorgestellt (6,7); aus reíner Lieb allein (7,7): Warum nicht einmal die Gemeindeglieder auch auf diese Weise Liedstrophen ‚abschmecken' lassen? Den Fragehorizont von heute, ob es Sühne, ob es Versöhnung stellvertretend überhaupt geben kann (oder darf), könnte die Andacht anhand der Stophen. 6f. thematisieren.