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ISSN 2195-3171

Konfirmation, 2008

Konfirmationspredigt zu Sprüche 3, 1-6 (BigS), verfasst von Antje Marklein

Liebe Konfirmanden/liebe Konfirmandinnen, liebe Festgemeinde!

Nun ist unsere gemeinsame Konfirmandenzeit zu Ende. Gott sei Dank, werdet ihr sagen, und euch freuen, dass ihr sonntags wieder ausschlafen und den Dienstag wieder selbst gestalten könnt. Gott sei Dank, das sage ich auch, nicht, weil ich euch jetzt los bin, sondern tatsächlich: Gott sei Dank; ich danke Gott, dass er euch, uns diese gemeinsame Zeit geschenkt hat, eine Zeit, in der wir die Chance hatten, eine Menge miteinander zu erfahren. Gott sei Dank, dass wir diesen Weg behütet miteinander gehen konnten, dass wir viel von einander erfahren konnten, dass wir Unterrichtende von euch und ihr von uns etwas lernen konntet.

 

Wenn ich zurückblicke, dann habe ich viele Bilder aus dieser gemeinsamen Zeit vor Augen. ...

Bei allem, was wir gemeinsam erlebt haben, wird mir wohl eure Offenheit am Meisten in Erinnerung bleiben; schonungslos und zugleich verwundbar offen seid ihr miteinander und mit euren Unterrichtenden gewesen. Sicher habe nicht nur ich manche schlaflose Nacht hinter mir in den letzten 1 ½ Jahren, sondern auch viele Eltern, Nächte, wo wir uns Gedanken, ja Sorgen gemacht um euer Wohlergehen. Ich erlebe euch so, wie ihr es beim Vorstellungsgottesdienst mit der Geschichte vom Verlorenen Sohn dargestellt habt: Ihr sagt gleichzeitig: Lass mich los - und halt mich fest. ...Das ist eure Gemütsverfassung, das Hin- und Her zwischen Freiheitsdrang und Nähebedürfnis.

Wir lassen euch heute los, an diesem Tag, wo ihr Gottes Segen bekommt; zugleich aber halten wir euch weiterhin fest, wenn ihr es wünscht, wir bieten euch die bergenden Arme der Eltern an, der Verwandten, die bergenden Arme Gottes und seiner Kirche.

Ihr werdet nach diesem Gottesdienst auseinandergehen, ihr Jugendlichen, jede und jeder seinen eigenen Weg gehen, der uns als Gruppe nie mehr so eng zusammenführen wird wie in dieser Zeit. Zu diesem Anlass, zu diesem Übergang am Ende der Konfirmandenzeit möchte ich euch etwas mitgeben, einen Text aus dem Alten Testament, aus dem Buch der Sprüche Salomos.

Dort heißt es:

 

Meine Tochter, mein Sohn, vergiss meine Lehre nicht! Dein Herz soll meine Gebote halten, denn viele Tage und Lebensjahre und viel Glück schenken sie dir. Liebe und Treue werden dich nicht verlassen: Hänge sie dir um den Hals und schreibe sie auf deine Herzenstafel! Wohlwollen sollst du finden und Einsicht in das Gute in den Augen Gottes und der Menschen!

Vertraue Gott von ganzem Herzen und verlass dich nicht auf deinen Verstand! Erkenne Gott in allem, was du tust, dann wird Gott deinen Weg bahnen!

 

Dieser Text gefällt mir, weil er von Ausdauer und Hartnäckigkeit erzählt. Bleibt dran am Glauben, bleibt dran an der Kirche, vergesst nicht, was der Glaube eurem Leben gibt. Liebe und Treue, Hängt sie euch um den Hals und schreibt sie auf eure Herzenstafel. Bleibt dran, bewahrt Ausdauer und Hartnäckigkeit.

Ihr habt in den letzten Monaten bewiesen, dass ihr Ausdauer und Hartnäckigkeit habt!. 1 ½ Jahre lang seid ihr dran geblieben an den Themen des Glaubens und der Kirche. Woche für Woche wart ihr da - die meisten sehr regelmäßig - und habt mit diskutiert, euch eine Meinung gebildet, gefragt, hinterfragt, kritisiert. Da waren die, die hartnäckig nachgefragt haben, wenn ihnen etwas nicht eingeleuchtet hat. Einige haben ausdauernd geschwiegen und sich ihren Teil gedacht, wieder andere haben hartnäckig gestört, weil sie nicht genug vorkamen im Unterricht. - Aber sie waren dabei, regelmäßig und ausdauernd. Ihr habt Ausdauer bewiesen im Gottesdienst, zu dem ihr euch manches Mal hingequält habt - kein Wunder, muss ich selbstkritisch sagen, wenn so wenig Jugendgemäßes dort stattfand. Ich erinnere mich an die Projekte, den Besuch etwa im Seniorenwohnstift Albertinum, in der Jugendkirche, ich denke an unsere beiden Freizeiten; ich denke an einen besonderen Höhepunkt: die Taufen in der Osternacht. Ihr alle habt Geduld und Ausdauer bewiesen in dieser Zeit . Und das in eurem Alter, wo doch eigentlich auch Anderes wichtig ist. Neben dem Konfirmandenunterricht war da so vieles, auch Belastendes, was einige von euch verarbeiten mussten. Krankheit, Schulstress, Trauer in der Familie, Probleme der Eltern, Konflikte im Freundeskreis, Schulwechsel, ja auch Krisen in der Konfirmandengruppe und vieles mehr hat euch bewegt.

Gerade deshalb, weil so viel anderes noch wichtig ist, gerade deshalb kommt von mir die Aufforderung: Bleibt dran, bleibt hartnäckig und ausdauernd dran am Glauben. Vergesst nicht, was ihr hier gelernt habt. Das Doppelgebot der Liebe etwa und dass vor Gott keine Leistung zählt. Vergesst auch nicht, was ihr hier erlebt habt. Etwa, dass bei Gott niemand rausfliegt, was auch immer er Schlimmes getan hat. Etwa, dass bei Gott nicht alle gleich behandelt werden, sondern jeder so, wie er es braucht. Bleibt dran an diesen Themen, denn sie werden euch helfen, eure Wege zu gehen. Eure Hartnäckigkeit wird belohnt werden. Das sagt diese alte Sprüchesammlung.

 

Ein Satz daraus ist mir noch besonders wichtig und euch vielleicht besonders fremd: Vertraue Gott von ganzem Herzen und verlass dich nicht auf deinen Verstand! Erkenne Gott in allem, was du tust, dann wird Gott deinen Weg bahnen!

Sicher ist damit nicht gemeint, dass du als Christ oder Christin deinen Verstand an der Kirchentür abgeben musst. Natürlich ist es für euch - für uns alle wichtig, dass wir unseren Verstand gebrauchen - nicht nur für die nächste Mathe-Arbeit, sondern auch für unser ganzes Leben, für die Wege, die wir einschlagen möchten, für den Beruf, für die Wahl unserer Freunde, uvm. Zugleich ist eben mit unserem Verstand nicht alles erschöpfend zu erfassen, was es zwischen Himmel und Erde zu erleben gibt. Nicht mein Verstand, sondern mein Glaube sagt mir, dass Gott um mich ist auf allen Wegen. Nicht mein Verstand, sondern mein Vertrauen hilft mir, Krisen im Leben zu bewältigen. Nicht mein Verstand sondern mein Glaube gibt mir ethische Orientierung für mein Handeln in dieser komplizierten und friedlosen Welt.

Davon habt ihr eine Menge mitbekommen in der letzten Zeit, und nun seid ihr dran, es zu wagen, euch auf den Weg zu machen mit dem Glauben im Gepäck. Wir haben euch eine Notration mitgegeben, und für alles Weitere werdet ihr selbst sorgen.

Bleibt dran! Euer gemeinsames Ja zum Glauben heute ist ein erster Schritt. Ein zweiter kann sein, dass ihr das Kreuz, das wir euch schenken, auch wirklich um den Hals hängt - damit zeigt ihr, dass euch die Liebe und Treue Jesu Christi für euer Leben wichtig ist. Ein dritter Schritt wird sein, dass ihr auch weiterhin dazu steht, dass ihr konfirmiert seid und zu dieser Gemeinde gehört. Viele weitere Schritte können folgen. Vielleicht wird der eine oder die andere ehrenamtlicher Mitarbeiter/in in der Jugendarbeit. Vielleicht findet oder gründet ihr einen Kreis in der Gemeinde, der euren Erwartungen entspricht. Vielleicht taucht ihr nach ein paar Jahren wieder auf und macht wieder mit. Vielleicht begegnen wir uns mal in einem Jugendgottesdienst oder bei einem unserer Feste. Auf jeden Fall sind wir, die Haupt- und Ehrenamtlichen dieser Gemeinde, auch weiter für euch da, wenn ihr uns braucht. Komme was wolle.

Heute lassen wir euch los, lassen euch getrost ziehen, mit Gottes Segen.

 



Pastorin Antje Marklein
Hannover
E-Mail: antje.marklein@evlka.de

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