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ISSN 2195-3171

Konfirmation, 2010

Predigt zur Konfirmation 2010 über 1. Tim. 6,12-16, verfasst von Dieter Koch

Predigt zur Konfirmation 2010 über 1.Timotheus 6,12(-16) unter Bezug auf die CD ‚Nichts passiert‘ von Silbermond

Erinnert ihr Euch noch an Lyndsey Vonn und Maria Riesch, an Didier Defago oder Axel Lund Svindal, die diesjährigen Goldmedaillengewinner bei den Olympischen Spielen in Vancouver, die Sieger in der Abfahrt, in der Kombination und im Super-G. Ich habe sie noch vor Augen, wie die Piste vor ihnen lag, wie sie am ganzen Leib hochgespannt waren, wie sie los stürzten, den Schneehang hinunter, dem Ziel entgegen. Sie gewannen, aber der Mut all der anderen, die mit am Start waren, war gleichermaßen hoch. Sie alle brachten Topleistungen in ihrem Sport, suchten, Talent, Ehrgeiz, Können und Entschlossenheit auf den einen Punkt zu konzentrieren, der sie zu Winnern machte. Das Gute an den Sporthelden ist, dass sie nicht Lüge und Gewalt brauchen, um an die Spitze zu kommen und in die Geschichte einzugehen.  Auch wenn man nicht sportlich ist, oder gar Sport überhaupt nur für doof hält, kann man an Ihnen abspüren, was Einsatz bedeutet. Auch ihr braucht Einsatzwillen, braucht Kraft, Mut, Zuversicht, dazu Liebe und Besonnenheit für das Leben, das vor Euch liegt.

Kämpfe den guten Kampf des Glaubens, so habt ihr es gehört im Wort aus dem Neuen Testament für den heutigen Tag. Engagiert euch, werdet wach, habt guten Mut. Heute stoßen wir eine Tür für euch auf, schicken euch eurer Zukunft entgegen, lassen euch los und geben euch frei. Ihr seid keine Kinder mehr, auch wenn wir euch von ganzem Herzen weiter begleiten, euch Ratgeber sein wollen und Zufluchtsort. Es liegt an euch, ob ihr aufrecht und dem Leben zugewandt in eure Zukunft geht. Es liegt an euch und Gottes gutem Geleit, ob ihr es durchstehen werdet, das Wagnis Leben, ob ihr immer wieder neu zurückfindet zu den Quellen des Glücks, des Trostes und des Friedens, um aufzubrechen und euch aufbrechen zu lassen für all die Wunder, die auf euch warten.  Das Leben ist ein großes Geheimnis, bisweilen rätselhaft, bisweilen tief beglückend. Ihr werdet den Schmerz entdecken und die Freude, die Liebe und den Hass, das Weinen und das Lachen, Einsamkeit und Zweisamkeit. Ihr werdet durch Ängste gehen müssen und durch manche Enttäuschung. Ihr dürft aber auch gewiss sein, es gibt Sonnenwege auch für euch, Pfade des Glücks. Es gibt Menschen, die euch zugetan sind, die euch mögen, denen ihr Freunde werden könnt. Es gibt Oasen der Erquickung, die grünen Auen der Ruhe und der Einkehr, den Segen der Stille und das Beten.  Und darin Gott - die Mitte aller Dinge, die Ruhe in allen Stunden, die Quelle und das Ziel. Um Gottes willen ist das Leben gut und schön, denn es ist sein Geschenk an euch, dieses eine euer Leben, das heute so weit offen vor euch liegt und das morgen wieder mit all den kleinen, alltäglichen Dingen zu bestehen sein wird, mit Mathe und Chemie, mit den Lehrern und uns Eltern, mit Chaten und Chillen - und mit all den Ängsten und all den Träumen, die euch nicht loslassen und die euch manchmal fragen lassen, wozu das alles? Was bringt‘s?

Kämpfe den guten Kampf des Glaubens, hören wir noch einmal auf dieses Wort, dann wollen wir nicht nur die Vorderseite des Kampfes sehen, die Rede von Einsatz, Mut und Entschlossenheit hören, sondern auch seine Rückseite beachten, den Segen des Glaubens, die Kraft des Guten vernehmen.  Der lebendige Glaube entfaltet sich im Zutrauen in Gottes Liebe, er öffnet sich in Geduld und Sanftmut, in Frömmigkeit und Güte. Man kann das Leben mit einer Blume vergleichen, sie blüht auf, sie erstrahlt, sie lebt vom Licht und von den unsichtbaren Gaben des Bodens. Doch ihre Frucht einst gehört nicht ihr selbst, sie wird zur Vorgabe neuen Lebens. Über die Frucht eures Lebens einst verfügt Gott. Er wird alles Gute verwandeln in die Ewigkeit. Aber das ist so weit hin, dass wir heute nur an das eine denken wollen: Wisst: alles Gute liegt vor euch. Alles Gute liegt vor Dir. Vielleicht erinnert euch dies an ein Lied von Silbermond, Musik, die ihr kennt, die ihr mögt oder für abgedreht haltet - Geschmäcker sind verschieden, über den Geschmack richten wir nicht - ein Lied, das ich euch anspielen will:  

(Wir hören in das Lied ‚Alles Gute‘ von Silbermond)

„Irgendetwas fehlt, du lässt dich taumeln Tag für Tag. ... Du sehnst dich so nach diesem einen Atemzug, der dich am Leben lässt und dir sagt, dass alles hier vergessen ist".

 Kennt ihr dieses Gefühl, diese Stimmung? Manchmal scheint alles leer und umsonst. Doch dann kehrt Gottes guter Geist wieder ein, ruft euch nach vorn, nimmt euch die Last von der Seele. Einer macht euch wieder Mut oder es beginnt einfach in euch wie von selbst. Ihr wacht in einen neuen Morgen auf.

Silbermond singt euch entgegen: „Lass Wind in deine Segel, lauf auf zu neuen Wegen... Alles Gute liegt vor dir... Alles wird anders sein, und deine Wunden heilen auch, gib dir ein bisschen Zeit, Sie legt Zuversicht darauf". Das Lied benennt auf seine Weise, was das Neue Testament euch zuruft und zumutet: Ergreife das ewige Leben, wozu du berufen bist. Stell dich deinem Leben. Es ist Gottes Ruf an dich. Auch du bist gesegnet, bestimmt zu leben. Glaube nur, und dann liebe und hoffe.

Ihr glaubt mir nicht? Ich kann es euch nicht beweisen, aber ich kann euch versichern, dass inmitten des Glücks wie der Schmerzen, ohne die es Leben für niemanden gibt, dass inmitten von Lachen und Weinen, Frust und Lust, der Glaube an Gott mir Halt gibt. Ihr fragt mich: Kann ich mich darauf verlassen? So vieles heute spricht doch eine andere Sprache. Die Unruhe eures Fragens klingt für mich wieder in einem zweiten Lied von Silbermond:

(Wir hören in das Lied ‚Irgendwas bleibt‘ von Silbermond)

Ja, die Welt ist schnell geworden. Es gibt wenig Beständigkeit. Vieles scheint so willkürlich, so arm an Verlässlichkeit. Ihr werdet in die Hast der Tage geworfen. Unendliches prallt auf euch ein. Allein schon die tägliche Flut an Bildern, dazu dieses Gefühl, nur ein Rädchen in einem unbekannten Spiel zu sein, die Ungewissheit, werden Freundschaften halten, werden Beziehungen wirklich tragen, kann man sich überhaupt auf irgendetwas wirklich einlassen. Ich kann euch nur sagen: Ergreife das ewige Leben, wozu du berufen bist. Stell dich deinem Leben. Es ist Gottes Ruf an dich. Auch du bist gesegnet, bestimmt zu leben. Glaube nur, und dann liebe und hoffe. Der Glaube an Gott gibt Halt. Der Glaube an die Güte und Liebe des himmlischen Vaters, den Jesus uns bezeugt hat, der Glauben, für den er sein Leben hingegeben hat, er ist die wirkliche Mitte in unserem Leben, der Ort der Ruhe, die Quelle der Kraft. Er lebt im Segen der Stille und des Betens wie in der  frei sich verströmenden Güte.

Fleht ihr bisweilen in eurem Herzen in den Worten von Silbermond: „Gib mir n' kleines bisschen Sicherheit in einer Welt, in der nichts sicher scheint... gib mir irgendwas, das bleibt", so hört auch die Antwort, die wir euch geben: Um Gottes willen ist das Leben gut und schön, denn es ist sein Geschenk an euch, dieses eine euer Leben, das heute so weit offen vor euch liegt - in den Worten von Silbermond:  „Das bleibt, auch wenn die Welt den Verstand verliert, das hier bleibt unberührt": Um Gottes willen ist das Leben gut und schön, denn es ist sein Geschenk an euch, dieses eine euer Leben, das heute so weit offen vor euch liegt. Darum kämpft den guten Kampf des Glaubens! Denn Gott hat euch nicht den Geist der Furcht gegeben, sondern den Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit.



Pfarrer Dr. Dieter Koch
Stuttgart-Riedenberg
E-Mail: dieter-k-koch@web.de

Zusätzliche Medien:
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