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ISSN 2195-3171

kirchenjahreszeitlich, 2010

Musikalisch-literarische Passionsandacht an Gründonnerstag 2010, verfasst von Ulrike Voigt

Prof. Christof Voigt (Orgel), Dr. Ulrike Voigt (Sprecherin)

Grundidee: Orgelmusik zu Passion und Ostern, die einerseits die Melodien bekannter Passionslieder aufgreifen, andererseits mit Tönen und Harmonien das Leiden und die Auferstehung Christi bildhaft darstellen (zum Beispiel bei Dupré) werden ergänzt durch Lesungen von Gedichten bzw. Choraltexten zu Passion und Auferstehung - ohne Kommentar oder Auslegung wirken die Texte selbst. Auch wenn die Andacht an Gründonnerstag stattfindet, fehlt nicht der Ausblick auf die Osterfreude zum Schluss. Dauer ca. 1 Stunde.


Johann Sebastian Bach (1685-1750)             Präludium und Fuge f-moll
Marcel Dupré (1886-1971)                            Kreuzweg Station 3:
Jesus fällt unter der Last des Kreuzes
Johann Sebastian Bach (1685-1750)

-O Lamm Gottes unschuldig -- Orgelchoral
-Christe, du Lamm Gottes -- Choral I/II - Orgelchoral

LESUNG: Choraltext „Christus, der uns selig macht" (EG 77, 1.8)

Christus, der uns selig macht, kein Bös' hat begangen,
ward für uns zur Mitternacht wie ein Dieb gefangen.
Eilend zum Verhör gebracht, und fälschlich verklaget,
verhöhnt, verspeit und verlacht, wie denn die Schrift saget.

O hilf, Christe, Gottes Sohn, durch dein bitter Leiden,
dass wir dir stets untertan, Sünd und Unrecht meiden,
deinen Tod und sein Ursach fruchtbar nun bedenken,
dafür, wiewohl arm und schwach, dir Dankopfer schenken.

Johann Sebastian Bach: Orgelchoral: Christus, der uns selig macht

LESUNG: Choraltext „O Mensch, bewein dein Sünde groß..." (EG 76)

O Mensch, bewein dein Sünde groß, darum Christus sein's Vaters Schoß
äußert und kam auf Erden;
von einer Jungfrau rein und zart für uns er hier geboren ward,
er wollt der Mittler werden.
Den Toten er das Leben gab und tat dabei all Krankheit ab,
bis sich die Zeit herdrange, dass er für uns geopfert würd,
trüg unsrer Sünde schwere Bürd wohl an dem Kreuze lange.

So lasst uns nun ihm dankbar sein, dass er für uns litt solche Pein,
nach seinem Willen leben.
Auch lasst uns sein der Sünde feind, weil uns Gotts Wort so helle scheint,
Tag, Nacht danach tun streben,
die Lieb erzeigen jedermann, die Christus hat an uns getan
mit seinem Leiden, Sterben.
O Menschenkind, betracht das recht, wie Gottes Zorn die Sünde schlägt,
tu dich davor bewahren!


J.S Bach: O Mensch, bewein dein Sünde groß -- Choral - Orgelchoral

LESUNG: Rudolf Otto Wiemer: Der Hahn (nach EG 95)

Verdammter Hahn. Jede Nacht
hör ich ihn krähn und schmecke
den Rauch des Wachtfeuers
auf der Zunge.

Und höre die pockennarbige Magd,
die mit den Haarzotteln:
Warst du nicht bei ihm? Und höre mich
sagen: Nein.

Und seh bei der Glut die Soldknechte
würfeln. Und sehe die Hände, die
mich befreiten,
gefesselt.


LESUNG: Edith Stein: Was ist das Kreuz? (s.u.)
Aus: © Geistliche Texte II, S. 48f. Bearbeitet von Sophie Binggeli (= Edith Stein Gesamtausgabe Bd. 20). Herder, Freiburg/ Basel/ Wien 2007.

Was ist das Kreuz?
Das Zeichen tiefster Schmach.
Wer es berührt, ist ausgestoßen aus der Menschen Reihen.
Die einst ihm zugejubelt,
Sie wenden scheu sich ab und kennen ihn nicht mehr.
Den Feinden ist er schutzlos preisgegeben.
Auf Erden bleibt ihm nichts mehr
Als Schmerzen, Qual und Tod.

Was ist das Kreuz?
Das Zeichen, das zum Himmel weist.
Hoch ragt es über Erdenstaub und -dunst und damit
Empor ins reine Licht.
Was Menschen nehmen können, lass es fahren,
Öffne die Hände und schmiege dich ans Kreuz:
Dann trägt es dich hinauf
Ins ew'ge Licht.

Schau auf zum Kreuz:
Es breitet seine Balken,
Wie einer seine Arme öffnet,
Als wollt' er alle Welt umfassen:
Kommt her, ihr alle, Mühsel'ge und Belad'ne,
Auch ihr, die ihr mir rieft: ans Kreuz mit ihm.
Es ist das Bild des Gottes, der am Kreuz erblich.
Es steigt vom Erdengrund hinauf zum Himmel
Gleich Ihm, der auf zum Himmel fuhr,
Und tragen möcht' es alle mit hinauf.
Umfasse nur das Kreuz, so hast Du Ihn,
Der Wahrheit, Weg und Leben ist
Trägst Du Dein Kreuz, so trägt es Dich
Und wird Dir Seligkeit.

Max Reger (1873-1916)                                O Haupt voll Blut und Wunden

Marcel Dupré (1886-1971)                            Herzlich tut mich verlangen

Joh. Seb. Bach (1685-1750)                          Herzlich tut mich verlangen

LESUNG: Paul Gerhardt: O Welt, sieh hier dein Leben (EG 84, 1.2.5.7.8)

O Welt, sieh hier dein Leben
Am Stamm des Kreuzes schweben!
Dein Heil sinkt in den Tod
Der große Fürst der Ehren
Lässt willig sich beschweren
Mit Schlägen, Hohn und großem Spott.

Wer hat dich so geschlagen,
mein Heil, und dich mit Plagen
so übel zugericht't?
Du bist ja nicht ein Sünder
Wie wir und unsre Kinder,
Von Übeltaten weißt du nicht.

Du nimmst auf deinen Rücken
Die Lasten, die mich drücken
Viel schwerer als ein Stein.
Du wirst ein Fluch, dagegen
Verehrst du mir den Segen:
Dein Schmerzen muss mein Labsal sein.

Nun, ich kann nicht viel geben
In diesem armen Leben;
Eins aber will ich tun:
Es soll dein Tod und Leiden,
Bis Leib und Seele scheiden,
Mir stets in meinem Herzen ruhn.


Joh. Seb. Bach (1685-1750)                          Christ lag in Todesbanden

Marcel Dupré (1886-1971)                            Erstanden ist der heilig Christ


LESUNG: Lothar Zenetti (nach EG 113)

Ich fragte:
Wer wird mir den Stein wegwälzen
von dem Grab
meiner Hoffnung
den Stein
von meinem Herzen
diesen schweren Stein?

Mir ist ein Stein
vom Herzen genommen:
meine Hoffnung
die ich begrub
ist auferstanden
wie er gesagt hat
er lebt er lebt
er geht mir voraus!


Joh. Seb. Bach (1685-1750)                          Christ ist erstanden

LESUNG: Karl Krolow: Licht(s.u.)
Licht (Aus: Die Handvoll Sand © Insel Verlag, Frankfurt/ Main und Leipzig 2001).

Als bliebe es so für immer:
das Licht und wieder das Licht,
wie es leuchtet in jedem Gesicht,
leuchtet mit einem Schimmer

aus einer helleren Welt
als der uns'ren mit ihrem Dunkel:
Licht, das mit seinem Gefunkel
die irdischen Schatten erhellt,

noch einen Abschied wie Sterben.
Es leuchtet als Überleben.
Ich seh' es, sehe sein Schweben
über allen irdischen Scherben.


Joh. Seb. Bach (1685-1750)                          Christ ist erstanden



LESUNG: Johannes Bobrowski: Ostern (s.u.)

Ostern (Aus: Gesammelte Werke Bd. 1, Die Gedichte, S. 136 © Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1987)

Dort noch Hügel,
die Finsternis, aber
die Steige sind recht, aus der Ferne
die Ebenen nahn, mit dem Wind
herüber ihr Schrei.

Über den Wald. Der Fluß
kommt, die Birkenschläge
gehn an die Mauer, Türme,
Gestirn um die Kuppeln, das goldne
Dach hebt an Ketten ein Kreuz

Da
in die finstere Stille
Licht, Gesang, wie unter
der Erde erst, Glocken, Schläge,
der Stimmen Hähnegeschrei

und Umarmung der Lüfte,
schallender Lüfte, auf weißer
Mauer Türme, die hohen
Türme des Lichts, ich hab
deine Augen, ich hab deine Wange,
ich hab deinen Mund, es ist
erstanden der Herr, so ruft
Augen, ruft, Wange, ruf, Mund,
ruf Hosianna.

Theo Wegmann (geb. 1951)              Toccata alla Rumba über "Gelobt sei Gott"


 (Die Vervielfältigung und gewerbliche Nutzung der Texte ist nicht gestattet).



Dr. Ulrike Voigt
Stuttgart
E-Mail: dr.u.voigt@web.de

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