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ISSN 2195-3171

kirchenjahreszeitlich, 2010

Erntedank 2010, Predigt im Gehörlosengottesdienst, verfasst von Christiane Neukirch

Vorbemerkung:

Diese Predigt ist für Gehörlose verfasst worden und wird in Gebärdensprache vorgetragen. Dies erfordert eine spezielle, sehr elementare Formulierung der Predigt, damit diese in Gebärden übersetzt werden kann.

Die genannten Blumen sind im Handel auch als Stoffblumen erhältlich.

Die Predigt kann im Wechsel vorgetragen werden.

 

Liebe Gemeinde!

Immer reden wir Menschen im Gottesdienst - der Pastor/ die Pastorin oder unsere lieben Lektoren. Aber heute sollen auch mal andere reden dürfen!

Wir sehen den schön geschmückten Erntedankaltar mit Früchten und Blumen und Zweigen. Und da können wir gleich mal eine Rose bitten: Erzähle uns von Deinem Wachsen und Blühen!

Die Rose: Ich bin eine englische Rose! Meine Schwestern wachsen wirklich in englischen Gärten. Wir loben Gott mit aller Kraft und zeigen allen: das Leben ist herrlich. Im frischen Wind und wärmendem Sonnenschein recken wir uns nach oben. Ganz langsam und still wachsen wir - ab und zu kommen Menschen und bleiben stehen und schauen auf uns. Sie betrachten uns genau und freuen sich über unsere Knospen. Und dann kommt der Tag, da gehen die Knospen auf. Das ist wunderbar! Da fühlen auch wir erst richtig, wie voll wir sind, wie viele kleine zarte Blätter in unseren Knospen gewachsen sind. Dann kommen die Bienen und krabbeln in unsere Blüten hinein. Und die Menschen beugen sich zu uns herab und atmen unseren Duft ein.

Pastor/Pastorin: Liebe Rose! Du machst uns Mut! Du weißt, wie herrlich das Leben ist! Du bist so offen für das Leben! Du bist geduldig und bescheiden und gar nicht stolz?! Du streckst Dich der Sonne entgegen, Du genießt die Liebe von Menschen und Bienen. Du zeigst uns, was Glauben ist: genauso offen zu sein, so voller tiefem, geduldigem Vertrauen zu Gott - so viel Sorge haben wir, die gar nicht nötig ist! Gott sorgt für uns! Das ist ein wichtiger Grund für das Erntedankfest: wir feiern, dass Gott für uns sorgt!

Hier kommt die Lampionblume.

Die Lampionblume: Ich bin die Lampionblume. Ich habe viele Blüten! Und richtig rot sind sie! Dann sieht sie jeder. Deshalb denke ich: ich bin auch richtig hier beim Erntedankfest! Die Kirche braucht Blumen wie mich! Die Kirche braucht Farbe! Aber meine Blüten sind geschlossen wie kleine Lampions. Das seht Ihr ja! Ich finde: Geheimnisse müssen bleiben. Wie es in meinen Blüten aussieht, das bleibt mein Geheimnis. Ich mache einfach gern anderen Freude mit meinem Anblick und danke Gott dafür, dass er mir so ein fröhliches Leben und Wachsen schenkt!

Pastor/Pastorin:  Liebe Lampionblume! Schön, dass Du da bist! Du zeigst uns, was Segen ist! Ich habe schon immer gestaunt über Blumen wie Dich! Deine schönen Blüten erinnern mich immer an meine schönen Erlebnisse: Begegnungen mit Menschen oder schöne Bilder von Landschaften und Städten in meinem Kopf .. Jede und jeder von uns hat hoffentlich auch viel schöne Erlebnisse gehabt auf seinem Lebensweg. Sie - die Lampionblume - sagt uns: die schönen Erlebnisse geben unserem Leben Mut und Kraft und helfen mit, dass unser Leben gut wird, dass Freude wächst wie Früchte wachsen! Mit den schönen Erlebnissen segnet uns Gott - auch für diesen Segen zu danken - das ist ein Grund, das Erntedankfest zu feiern.

Hier meldet sich noch ein Zweig!

Eichenzweig: Ich bin nun keine Blume! Ich bin auch keine so schöne Frucht wie die Früchte auf dem Erntedankaltar. Bin nicht so leuchtend und saftig. Aber ich gehöre heute auch hierher, denn ich habe Euch Wichtiges zu sagen! Z.B. mit meinen Blättern - zuerst sind sie grün, aber jetzt, im Herbst, bekommen sie warme Farben: braun und rötlich! So gebe ich euch Wärme für die Augen. Aber die Blätter halte ich nicht fest! Das muss ich nicht! Wenn der Wind sie haben will, lasse ich sie los, denn ich bin ganz sicher: nächstes Jahr bekomme ich neue! Ihr seht dann im Winter nur meine Äste, meine Hoffnung und meine Wurzeln seht ihr nicht! Aber darüber müsst ihr auch mal nachdenken am Erntedankfest!

Pastor/Pastorin:  Ja, das stimmt, lieber Eichenzweig. Du gibst uns deine schönen Farben, wenn es jetzt kalt wird. Und Du zeigst uns, was Hoffnung ist und kann: sie gibt Gelassenheit und Verstehen: Was ist wirklich wichtig? Dass wir Wurzeln haben: unseren Glauben an Gott, den Schöpfer des Himmels und der Erde! Dass wir Hoffnung haben auf Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn, der uns neues Leben schenken wird. Und dass der Heilige Geist uns festhält wie der Boden die Eiche festhält - auch wenn es stürmt. Weil wir diesen Glauben haben, können wir Erntedank feiern.

Amen.



Pastorin Christiane Neukirch
Hannover
E-Mail: cn@neukirch-online.de

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