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ISSN 2195-3171

Katastrophen, 2011

Tröstet, Tröstet - nach den Anschlägen in Oslo, verfasst von Ulrich Nembach

Liebe Gemeinde,

Tröstet, tröstet mein Volk spricht euer Gott! (Jes. 40,1).

 Dieser Ruf gilt heute wie vor über 2.500 Jahren, als er zum ersten Mal erklang. Wir brauchen auch den Trost wie die Isareliten damals. Die Situation ist schlimm. Damals war Israel aus seiner Heimat vertrieben und lebte in einem fremden Land. Heute tötete ein Mensch zahlreiche Menschen, meist Jugendliche. Sie alle hatten keine Chance. Er schoss und schoss. Er selbst trug eine kugelsichere Weste. Er kam überraschend und war zudem verkleidet. Die getöteten Jugendlichen hatten keine Chance wie auch die ahnungslosen Passanten in Oslo. Ein Mörder, ein Massenmörder lässt anderen keine Chance und sich selbst sichert er. Ein elender Feigling mordet. Das ist schrecklich. Wir brauchen Trost.

Tröstet, tröstet – ruft Gott. Er vergisst uns nicht. Die Menschen in Oslo brauchen den Trost. Ganz Norwegen braucht ihn und auch wir, ja, die ganze Welt. Eben erhielt ich einen Anruf aus dem südlichen Afrika. Dort sind die Menschen genauso geschockt wie wir.

Redet mit Jerusalem freundlich, fährt der Bibeltext fort (Jes.40,2). Reden, reden müssen wir. Trauernde erzählen. Sie erzählen immer wieder, was sie erlebten. Sie müssen sich ihr Leid von der Seele reden. Und wir, die Zuhörenden? Was tun wir? Wir sollen freundlich reden. Die Wirkung des Erlebten soll gelindert werden. Wir lassen die Menschen in ihrem Leid nicht allein. Gott lässt uns nicht allein, die in Oslo und die Übrigen auf der Welt.

Wir können zusätzlich nachdenken, warum ein Mensch auf so eine absurde Idee kommen kann und dann die Idee noch in die Tat umsetzt. Die Polizei muss das tun. Uns hilft ein Nachdenken, ein Grübeln nicht weiter. Manche und mancher wird fragen, wie Gott so etwas Schreckliches zulassen kann. Die Antwort ist knapp: wir wissen es nicht. Unsere Aufgabe ist es, die Betroffenen zu trösten. Die Familien trösten ihre Kinder. Norwegen tröstet die Familie und wir die Norweger. Das Land, ein wohlhabendes Land mit schönen Küsten und einer kleinen, wunderschönen Insel. Sie wurde zur Todesfalle für Kinder. Zuvor riss eine Bombe in Oslos Innenstadt Menschen in den Tod. Andere ließ ich verwundet zurück. Der Sommer, Norwegens schönste Jahreszeit mit den Ferien wurde zum Alptraum.

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In diese Situation ist auch Jesu freundliches, tröstenden Wort zu hören: „Ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende( Matth. 28, 20b). Das ist wichtig. Wir singen: „Herr bleibe bei uns.“ Und Jesus selbst lässt uns nicht allein. Er redet freundlich zu uns. „Ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.“ Was auch geschieht, er ist bei uns. Uns, das sind die in Oslo, die in Norwegen, wir alle in der Welt. Zu trösten heißt, dabei zu sein, um freundlich zu reden. Das Entscheidende ist das Dabei-Sein, nicht weg zu gucken oder gar weg zu gehen.

Er bleibt bei uns „alle Tage bis an der Welt Ende“. Er ist bei uns jetzt, morgen, wenn die Toten zu Grabe getragen werden, und übermorgen, wenn die trauernden Eltern und Geschwister die tote Tochter, den toten Sohn vermissen. Das gilt für die Geburtstage, die sie gern zusammen mit ihr oder ihm gefeiert hätten. Die Endlosigkeit des Dabei-Seins-Jesu ist zeitlich unbefristet und räumlich ohne Grenzfahl.

Darauf können wir vertrauen in all dem Leid. Wir können ihn bitten, uns zu helfen, sich unser zu erbarmen. Wir singen:

Kyrie eleison.

Amen



Prof.i.R.Dr.Dr Ulrich Nembach
Göttingen
E-Mail: Ulrich.Nembach@theologie.uni-goettingen.de

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