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ISSN 2195-3171

Predigtreihe: Monatliche Liedpredigten zur Lutherdekade, 2012

, verfasst von Richard Hartmann

Lesung: 1 Kor 15, 1-20

Liedtext:

Christ ist erstanden

Von der Marter alle;

Des soll´n wir alle froh sein,

Christ will unser Trost sein.

Kyrieleis.

 

Wär er nicht erstanden,

So wär die Welt vergangen;

seit dass er erstanden ist,

so freut sich alles was da ist.

Kyrieleis.

 

Halleluja, Halleluja, Halleluja!

Des soll´n wir alle froh sein,

Christ will unser Trost sein.

Kyrieleis.

 

„Wär er nicht erstanden“ - eine solche Perspektive passt kaum zu den Fanfarentönen unseres uralten Osterrufs, liebe Schwestern und Brüder. Der starke erste Ton dieses Rufs muss ja bei der 2. Strophe schon verdoppelt werden. Und doch ist diese Annahme, er könne vielleicht nicht erstanden sein, dieses Gegenbekenntnis: „Er ist nicht erstanden“, heute aktueller denn je. Meinen nicht viele, dass Er, dass Jesus Christus, nicht erstanden sei und vor allem, dass wir selber nicht auferstehen werden. Schließen nicht etliche das Zentrum christlichen Glaubens für sich aus, seine Kraft und Zusage, dass der Tod nicht das Ende ist, sondern der Durchgang zum neuen, zum bleibenden Leben bei Gott. „Wir haben noch keinen gesehen, der wiedergekommen ist!“

Ich möchte mit Ihnen das Bekenntnis dieses alten Osterrufs genauer anschauen. Und dann will ich das Lied mit Ihnen singen, gemeinsam, damit wir einander im Glauben stärken.

Wahrscheinlich stand am Anfang des Liedgebrauchs nur der Ruf der ersten Strophe. Das Volk hat die lateinisch gesungene Sequenz – Victimae paschali laudes (Weihet dem Osterlamm, Christen, Gesänge des Lobes! Gotteslob 217) - mit der Kurzfassung in angelehnter Melodie bestätigt: Das Kreuz wurde aus dem in der Kirche aufgebauten Grab des Karfreitags erhoben und das Bekenntnis gesungen - kraftvoll gesungen. Auch Martin Luther bestätigt das: „Alle Lieder singt man sich mit der Zeit müde, aber das ‚Christ ist erstanden‘ muss man alle Jahr wieder singen“.
Aber es bleibt nicht der Ruf: „Christ ist vom Tod erstanden“, sondern „er ist von der „Marter alle“, von Qual und Folter, Leid und Elend aller Welt, aller Zeit, aller Menschen „erstanden“. Ostern gibt es nicht als Ostern nur damals für Christus, Ostern gibt es für immer und nur für alle Welt. Ostern gibt es für uns gemeinsam, nicht nur individuell: Der Tod spricht nicht das große Amen, sondern das Leben!

Wenn das Menschen unserer Tage hören, packt viele der Zweifel. Kann das stimmen? Kann es wirklich so sein, dass nach aller menschlichen Kunst der Lebensgestaltung und Lebenserhaltung noch mehr kommt? Die Hoffnung und Sehnsucht darauf haben viele. Doch der Zweifel bremst sie. Sie wissen nicht, ob die Osterbotschaft nur Vertröstung ist. Schon Paulus kämpft mühsam um dieses Bekenntnis: im 1. Korintherbrief, Kap. 15 ist sein Bekenntnis. Auch er ist Empfänger des Glaubens und er weiß: Wäre Christus nicht auferstanden, dann wäre unser Glaube sinnlos…(1 Kor 15, 12-14). Unser Lied ist noch radikaler: die Welt würde vergehen, sinnlos, spurlos vergehen ohne Gottes Ja zum Menschen, ohne sein Einstehen für das Leben.
An Ostern, an die Auferstehung von der Marter alle, die Auferstehung von uns allen kann ich glauben, weil er mir zugesagt ist, weil ich mich darauf einlasse, anderen zu glauben.

Darum stimme ich ein in die Fanfarenstöße dieses Liedes, und darum können wir nicht aufhören, an Ostern Halleluja zu singen, den Lobpreis Jahwes oder das zurückhaltende Kyrieleis: den Lobpreis des Gottes, der sich uns zärtlich zuwendet und sich unser erbarmt. Darum wächst aus dem gemeinsamen Lied die Freude: Wir wollen alle froh sein: Denn der Trost Gottes ist das vollendete Leben.

Amen



Pater Prof.Dr. Richard Hartmann
Fulda
E-Mail: Hartmann@thf-fulda.de

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