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ISSN 2195-3171

Konfirmation, 2013

Ein gutes Leuchtfeuer für eure Reise durchs Leben. Mk. 12,30, verfasst von Luise Stribrny de Estrada

Liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden,

liebe Schwestern und Brüder!

Erinnert ihr euch an das alte Segelschiff? Auf der Fahrt zur Konfirmandenfreizeit kamen wir durch Travemünde, und einige von euch entdeckten den Segler, der am Kai festgemacht hatte. Einer sagte: „Ey Leute, mit so einem Schiff würde ich gerne mal fahren!“ Vielleicht wird dieser Traum für einen von euch einmal wahr…

Wer mit so einem Segelschiff auf eine längere Reise geht, kann etwas erzählen. Er wird stürmische Tage erleben, an denen der Wind an der Takelage zerrt und es kaum möglich ist, die Segel zu setzen. Dann wieder wird er durch ruhigere Gewässer kommen, in denen er unter dem Sonnenschein dahinsegelt. Auch Flauten werden ihm nicht erspart bleiben, an denen alle tatenlos herumsitzen und auf Wind warten. Und dann wieder werden plötzliche Windböen das Schiff hin- und herwerfen, und der Steuermann wird seine ganze Kunst brauchen, um das Schiff auf Kurs zu halten.

So ähnlich wird es Euch Jugendlichen auf der Reise durch euer Leben gehen. Vieles von dem, was ich für die Fahrt mit dem Schiff beschrieben habe, gilt auch für euren Weg durchs Leben: Mal führt er euch durch ruhigere Gewässer, mal durch stürmische See.

Eure Reise hat mit eurer Geburt angefangen und durch die Taufe noch einmal neuen Wind unter die Segel bekommen. Am Anfang fuhrt ihr im Schlepptau der großen Schiffe, von Mutter und Vater, oder auch dem der Großeltern. Jetzt schwimmt ihr euch immer mehr frei und wagt euch alleine hinaus auf die See. Es macht Spaß, die Richtung und die Geschwindigkeit selbst zu bestimmen und zu entscheiden, wohin es gehen soll und mit wem ihr zusammen fahrt. Ihr sucht euch eure Freunde aus, entscheidet über eure Hobbys, und einige nehmen schon Kurs auf den Beruf.

Aber manchmal ist es auch schwierig, die Dinge richtig einzuschätzen, noch seid ihr keine erfahrenen Seeleute. Und wenn man mit großen Wellen zu kämpfen hat, wenn es nicht so klappt, wie Ihr es Euch vorgestellt habt und euch der Wind die ganze Zeit ins Gesicht bläst, kann man leicht verzweifeln. Da helfen manchmal Bojen, die die Fahrrinne anzeigen oder Leuchttürme, die an besonders gefährlichen Punkten aufgestellt sind. Orientierungspunkte wie die 10 Gebote, über die wir im Konfirmandenunterricht gesprochen haben. Sie sind Regeln für ein Leben in Freiheit. Und wem es schwer fällt, sie sich alle in der richtigen Reihenfolge zu merken (Hand aufs Herz: wer von den Erwachsenen kennt sie noch alle?), der kann sich an die Zusammenfassung halten, die Jesus selbst gegeben hat: „Du sollst Gott lieben von ganzem Herzen und deinen Nächsten wie dich selbst.“ (Mk. 12,30).

Gott lieben, das bedeutet, ihn immer wieder zu suchen, zu ihm zu beten und ihm zu sagen was mich beschäftigt. Gott lieben heißt auch, auf das zu hören, was er uns sagt: „Ich bin für dich da. Du bist für mich einmalig. Zu mir kannst du jederzeit kommen mit allem, was dich beschäftigt, auch wenn du Mist gebaut hast.“ Jesus fügt als zweites wichtigstes Gebot an: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“ Ich darf mich selbst lieben, obwohl ich nicht perfekt bin. Diese Liebe soll ich an meine Nächsten weitergeben. Der Nächste, das kann jemand aus der Familie sein oder eine Freundin. Aber das sind auch Menschen, die ich vielleicht noch nicht mal kenne wie der Flüchtling, der aus einem anderen Land hierher gekommen ist. Oder ein krankes Kind in Afrika, das Geld braucht, um sich operieren zu lassen. Schon mit 30 Euro, die ich spende, kann ich viel im Leben des Kindes verändern.

Wenn Ihr euch dieses Gebot „Du sollst Gott lieben von ganzem Herzen und deinen Nächsten wie dich selbst.“ zur Lebensregel macht und euch daran orientiert, habt ihr ein gutes Leuchtfeuer für eure Reise durchs Leben.

Ein Jahr lang haben wir uns jede Woche im Konfirmandenunterricht gesehen. Dazu fallen mir viele einzelne Situationen und Begegnungen ein: Stunden, in denen wir etwas miteinander geteilt haben, in denen einige erzählt haben von dem, was sie bewegt und die anderen zugehört haben und sich haben anrühren lassen. Gemeinsame Aktionen fallen mir ein, wie die Konfirmandenfreizeit oder die Konfitage. Manche Stunden waren nervig, und ich war froh, wenn sie zu Ende gingen (und Ihr wahrscheinlich auch). Aber ich habe viel von Euch mitbekommen, und ihr habt mich manchmal hineinschauen lassen in Dinge, die in der Familie passierten. Vertrauen ist gewachsen. So finde ich es richtig schade, euch jetzt nicht mehr regelmäßig zu sehen. Ich bin sicher, dass wir uns im Stadtteil über den Weg laufen werden, ich hoffe, auch mal in der Kirche, zum Beispiel beim nächsten Gemeindefest. Und ich freue mich, dass einige von euch Lust haben, bei der Kinderkirche mitzumachen.

Heute aber steht Euer Fest im Vordergrund. Ihr habt es zusammen mit euren Eltern schon lange geplant und vorbereitet, angefangen von der Frage „Was ziehe ich an?“ bis zu der Frage: „Was werden wir essen?“ Heute sind alle diese Fragen gelöst, und ich wünsche euch, dass ihr diesen Tag genießen könnt. Ihr steht heute im Mittelpunkt, es ist euer Tag, und alle Familienangehörigen und Freunde sind euretwegen hier! So hoffe ich, dass ihr eine wunderschöne Konfirmation erleben könnt, an die ihr noch lange zurückdenkt.

Ich möchte euch einen Segen mitgeben, der euch auf eurer Reise durch das Leben begleiten soll:

Möge Gott dein Schiff lenken,

wenn du durch Wind und Stürme gehst.

Er halte flach die Wellen

und zeige dir das andere Ufer.

Er sei deine Zukunft

und dein Licht auf hoher See.

Amen.



Pastorin Luise Stribrny de Estrada
Lübeck
E-Mail: pastorin.stribrny@gmx.de

Zusätzliche Medien:
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