Göttinger Predigten

Choose your language:
deutsch English español
português dansk

Startseite

Aktuelle Predigten

Archiv

Besondere Gelegenheiten

Suche

Links

Konzeption

Unsere Autoren weltweit

Kontakt
ISSN 2195-3171

Konfirmation, 2013

Gute Worte, verfasst von Marc Wischnowsky

Liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden, heute ist Euer Tag!

Und wir, liebe Festgemeinde, können stolz sein, dass wir die Konfirmandinnen und Konfirmanden an diesem Tag begleiten dürfen.

[Zu den Konfirmanden:] Heute werdet Ihr konfirmiert.

Anderthalb Jahre haben wir daraufhin gearbeitet. Wir haben gehofft, gestritten, diskutiert. Wir haben lustige Stunden miteinander verbracht und nachdenkliche. Wir haben gemeinsam gesungen und gebetet und Abendmahl gefeiert. Wir haben Louisa und Annika getauft. Wir haben mit dieser Gemeinde Gottesdienste gefeiert. Und wir haben vier Tage auf Burg Bodenstein miteinander gelebt.

Wir waren uns fremd am Anfang, ihr mir und ich euch mehr als die meisten von euch untereinander. Viele kannten sich aus der Schule, manche noch aus der Grundschule wie ihr nach und auch festgestellt habt, andere aus der Nachbarschaft. Manche aber kannten sich gar nicht. Spannend zu sehen, wie Ihr in dieser Zeit als Gruppe zusammen gewachsen seid. Ihr habt neue Freundschaften geschlossen, seid euch näher gekommen und habt viel übereinander und ich glaube, auch voneinander gelernt. Ihr habt euch auch selbst verändert, seid älter geworden, habt Euren eigenen Stil entwickelt oder weiter entwickelt. Ihr habt neue Ideen bekommen, neue Hobbies entdeckt, manche auch mal eine neue Frisur oder Haarfarbe …

In unserer gemeinsamen Zeit habt Ihr euch mit dem auseinander gesetzt, was christlicher Glaube bedeuten kann, habt in der Bibel gelesen, habt euch mit dem Vaterunser und dem Glaubensbekenntnis auseinandergesetzt. Ihr habt Menschen nach ihrem Glauben befragt – und Ihr habt Euren eigenen Glauben geprüft. Nun habt Ihr euch entschieden: Ihr wollt euch konfirmieren lassen und euch damit zum christlichen Glauben und zu dieser Kirche bekennen – mit allen Zweifeln und in all der Vorläufigkeit, die nun mal zum christlichen Glauben dazu gehört.

Mit der Konfirmation werdet Ihr zu Mitgliedern dieser Kirchengemeinde mit allen Rechten. Für die Kirche heißt das, Ihr seid jetzt erwachsen, Ihr dürft bei den Kirchenvorstandswahlen mitwählen und dürft das Patenamt übernehmen. Was das für euch heißt, dass werdet ihr selbst entdecken müssen. Ihr entscheidet selbst wie Ihr Euer Christsein gestaltet. Als Kirchengemeinde heißen wir euch herzlich willkommen und freuen uns über das, was Ihr in die Gemeinschaft der Kirche einbringt.

An der Leine dort hängen die Stoffbahnen, die Ihr zu Euren Konfirmationssprüchen bemalt habt.

Ihr habt euch diese Bibelverse selbst ausgesucht und ich entdecke euch darin wieder. Viele dieser Sprüche empfinde ich als eine Art Fazit oder Glaubensstandmeldung zum Ende der Konfimandenzeit, manche drücken Sehnsucht aus oder Hoffnung, manche Dank. Z.B. dieser:

Danket dem Herrn, denn er ist freundlich und seine Güte währt ewiglich. (Ps 118,29)

Diesen Vers aus Ps 118 hat Helena sich ausgesucht. Dankbarkeit fühle auch ich nach dieser Zeit mit euch. „Finde ich gut, dass sich auch mal einer bei Gott bedankt“ - hat jemand von euch dazu geschrieben. Und alle waren sich einig, dass die Freundlichkeit, die der Vers ausdrückt, sehr zu deinem freundlichen Wesen passt, liebe Helena. Dir selbst war an diesem Vers die Gewissheit wichtig, dass einer da ist, wenn man Sorgen hat.

Das zählte, glaube ich, auch für dich, Annika: Der Herr ist nahe denen, die zerbrochenen Herzens sind. (Ps 34,19)

Das steht so in Psalm 34 und wir alle haben wahrgenommen, dass sich in diesem Vers auch eine gewisse Traurigkeit ausdrückt. Der Psalmbeter weiß, dass Menschen manchmal auch das Herz bricht. Dass Traurigkeit und Verzweiflung Teil des Lebens sind; es ist nicht immer alles gut. Aber gut ist, dass Gott gerade dann nahe ist. „Wenn man traurig ist, ist Gott um einen herum,“ so hast du das ausgedrückt. Und jemand hat kommentiert: „Ich verstehe es so, dass er denen nahe ist, die Hilfe brauchen und das finde ich gut.“

Dieses Vertrauen und auch diese Sehnsucht, dass Gott immer da ist, sie verschafft sich auch in Deinem Vers Ausdruck, liebe Carina: Der Herr, dein Gott, ist ein barmherziger Gott; er wird dich nicht verlassen. (5. Mose 4,31)

Das wird im fünften Mosebuch dem Volk Israel zugesagt, bevor es sich auf das Abenteuer einlässt, ins Land Palästina einzureisen. Auch hier geht es also darum, dass Gott gerade die Wege mitgeht, die schwierig sind und unvorhersehbar. Das wünsche ich Dir!

Kim hat einen Vers aus Psalm 31 gewählt: Meine Zeit liegt in deinen Händen. (Ps 31,16)

Und interessanter Weise hat dich besonders angesprochen, dass Gottes Name hier gerade nicht genannt wird. Gott kann gemeint sein und ist es im Psalm sicher auch, aber man kann das eben auch so sagen – mit vorsichtiger Distanz, zwischen Abwägung und Hoffnung. Diese Offenheit ist dir wichtig, hast du gesagt, und eben auch die Offenheit, die in der Zeit liegt. Jede Zukunft ist offen.  Alles ist möglich und alles ist dir möglich!

Und alles ist Gott möglich. Das hat Niklas an seinem Vers fasziniert: Der Herr ist meine Macht und mein Psalm. (Ps 118,14)

Und wer zu diesem Herrn gehört, der hat eben Teil an dessen Stärke und Macht. „Der Vers bedeutet, dass Gott Kraft gibt“, hat jemand gesagt und jemand anderes: „Schön, du verlässt dich auf Gott.“

Gottvertrauen drückt sich auch im Vers von Adrian aus: Durch Gottes Gnade bin ich, was ich bin. (1. Kor 15,10)

Und Dir war daran besonders wichtig, dass man eben ist, wie man ist – und ich ergänze jetzt mal: dass das eben auch ok so ist, wie man ist. Paulus, der das im Korintherbrief geschrieben hat, hat sich im selben Zusammenhang als Geringsten unter den Aposteln bezeichnet – aber eben von Gott ausgestattet mit dem, was er kann, und von Gott an seinen Platz gestellt im Leben. So wie du, Adrian.

Vielleicht hat dich, Michelle, ein ähnlicher Gedanke bewegt: Ich habe dich immer geliebt, darum habe ich dich zu mir geholt aus lauter Güte. (Jer 31,3)

Manche von euch haben dabei an die Verstorbenen gedacht, die Gott zu sich holt. Im Jeremiabuch geht es darum, dass Menschen, die sich selbst Gott fern gefühlt haben, nun wieder von Gott zurück geholt werden. Und, Michelle, dich hat, glaube ich, der Gedanke berührt, dass Gott dich einfach immer lieb hat – und zwar so wie du bist und ohne irgendwas Bestimmtes zu erwarten oder zu erzwingen, eben – aus lauter Güte.

Um die Liebe geht es auch in Kiras Vers: Nun bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei, aber die Liebe ist die größte unter ihnen. (1. Kor 13,13)

Den kennen Sie alle. Ein bisschen kitschig ist das, hast du selbst gesagt, aber eben auch schön.

Ich finde das gar nicht kitschig, sondern wahr. Zum einen, weil tatsächlich Glaube, Hoffnung und Liebe nicht voneinander zu trennen sind. Vor allem aber, weil es Paulus hier im Korintherbrief darum geht, dass das Leben ohne Liebe unbarmherzig wäre. Und das gilt eben nicht nur für die emotionale  Liebe in der Familie, im Freundeskreis oder zwischen Paaren. Sondern das gilt in jeder Beziehung. Liebe bedeutet Respekt und Achtung voreinander. Liebe verurteilt nicht, auch wenn sie Kritik übt. Liebe erhebt sich nicht über den andern. Liebe kann auch mit Schwäche umgehen und verzeihen. Liebe stärkt.

All eure Dinge lasset in der Liebe geschehen (1. Kor 16,14) -

schreibt Paulus deshalb im selben Brief etwas später. Und das hat sich Leonie ausgesucht. Nicht nur weil sie den Vers vom Grabstein ihrer Oma kannte – wobei ich schon das einen sehr guten Grund finde – sondern weil es ihr so sehr entspricht. „Was man tut, sollte man mit Liebe machen,“ hast du erklärt. Und wir alle haben sofort verstanden, dass das so nur von dir kommen kann. Was du anfasst, das machst du zu deiner Sache und du tust es mit Sorgfalt und Leidenschaft – sogar wenn es darum geht, Vogelküken großzuziehen.

Und auch beim folgenden waren wir uns wieder alle sehr einig, wie gut das passt. Friedrich mit:

Vertrau auf den Herrn und tu das Gute, bleib wohnen im Land und bewahre die Treue. (Ps 37,3)

Psalm 37 – eine Art guter Tipp für ein gelingendes Leben. Manche von euch fanden das irgendwie streng. Und ja: Hier wird eine klare Ansage gemacht. du selbst hast das so ausgedrückt, Friedrich, dass es eben wichtig sei, Gott zu vertrauen und nichts Falsches zu machen. Ein deutlicher Hinweis, dass eben zur Gemeinschaft mit Gott auch die Gemeinschaft mit den Menschen gehört – das Wohnen im Land. Und dass diese Gemeinschaft nur funktionieren kann, wenn wir verantwortlich und fair miteinander umgehen.

Selig sind die Friedfertigen, denn sie werden Kinder Gottes heißen.(Mt 5,9)

So hat Jesus das in der Bergpredigt ausgedrückt und das ist der Vers von Jonas. Und wiederum ist das sehr stimmig: Weil wir dich immer als jemanden erlebt haben, der Frieden ausstrahlt und schlichtend in die Gruppe hineinwirkt. „Es ist eben gut, wenn man friedlich lebt“ – so einfach hast du das auf den Punkt gebracht. Als „Kinder Gottes“ ist uns sozusagen die Friedfertigkeit in die Wiege gelegt - auch wenn wir wissen, dass wir darum immer wieder neu ringen müssen.

Dazu passt das folgende: Schaffe in mir Gott, ein reines Herz. (Ps 51,12)

So hat Louisa ein Gebet aus Psalm 51 aufgenommen. Ein kurzer Vers, eine prächtige und farbenfrohe Interpretation dort auf dem Stoff. Vielleicht ist ein reines Herz die Voraussetzung dafür, friedlich sein zu können, sich ohne Hass zu begegnen, ohne Missgunst oder Neid. Aber die unaufgebbare Wahrheit dieser Psalmenbitte liegt eben darin, dass wir das nicht selbst wirken können. Nur Gott sieht bis ins Herz und mit sich selbst im Reinen sein – oder nach einem belastenden Erlebnis wieder ins Reine zu kommen – das ist ein Geschenk, das sich kein Mensch selbst bereiten kann.

Und damit komme ich – last but not least – zu Jan-Philipp. Das ist noch ein Gebet, diesmal aus Psalm 139, der uns ja lange beschäftigt hat: Und siehe, ob ich auf bösem Wege bin, und leite mich auf ewigem Wege. (Ps 139,24)

Auch hier haben mich Eure Kommentare beeindruckt: Das bedeutet, „dass Gott immer bei einem ist und auf einen aufpasst.“ Oder – fragend - : „Das heißt doch, wenn er etwas falsch macht, dass Gott ihn auf den richtigen Weg bringen soll, oder?“ Und jemand meinte einfach, das sei ein guter Spruch für die Konfirmation, „denn er blickt in die Zukunft“. Und das tut er ja in der Tat – sogar bis in die Ewigkeit ...

Und so kann ich mich dieser Bitte nur anschließen: Bis in alle Ewigkeit möge Gott euch auf Euren Wegen geleiten und begleiten, auch und besonders in schwerem Gelände, wenn Herzen zu brechen drohen oder Wege unwegsam werden. Gottes Liebe und die Liebe der Menschen soll immer um euch sein, damit auch Ihr Eure Dinge in der Liebe geschehen lassen könnt.

Alles das wollen wir euch gleich im Konfirmationssegen zusprechen.

Und Gottes Friede, der höher ist als unsere Vernunft, bewahre uns alle in Jesus Christus. Amen



Pastor Dr. Marc Wischnowsky
Göttingen
E-Mail: mwischnowsky@arcor.de

Zusätzliche Medien:
medien


(zurück zum Seitenanfang)