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ISSN 2195-3171

Konfirmation, 2013

Perlen des Glaubens, Matthäus 13. 46, verfasst von Elisabeth Tobaben

Das Gleichnis von der kostbaren Perle

 

Liebe Konfis, liebe Eltern und Paten, Freunde und Verwandte unserer Konfis, liebe Gemeinde!

 

Jetzt ist der große Tag also da, der Tag, auf den wir uns so lange vorbereitet haben,
für den so viele geplant und überlegt haben,
ihr selbst, und andere für euch!
Ich glaube, die Aufregung hat jetzt ihren Höhepunkt erreicht,
und ihr könnt euch noch mal einen Augenblick ganz entspannt zurücklehnen und einfach in Ruhe zuhören. (ggf. nachher nachlesen)

 

Man sieht das schon hier in der Kirche:

  1. Es geht um PERLEN

  2. Wir haben es mit einer ausgesprochen kreativen Gruppe zu tun!

 

Wer beim Vorstellungsgottesdienst dabei war, hat das garantiert gemerkt, und auch heute erkennt man es vor allem an dem bunten Tuch hier vorn im Altarraum, das die Jugendlichen gemalt haben.

Ein bisschen angeregt durch eine Ausstellung in der St.-Petri-Kirche in Hamburg, die wir auf unserer Freizeit gesehen haben, aber auch ganz anders.

Die Regenbogenfarben haben wir aufgenommen, als Zeichen der Hoffnung.

Aber wir haben eben auch unser Thema eingebaut, das Stichwort von der „Perle".

Aber wieso jetzt eigentlich „Perle"?

 

Neulich bei eurem Vorstellungsgottesdienst schon von Bischof Lönnebo aus Schweden erzählt, der wegen eines Sturmes auf einer griechischen Insel festsaß.

Und als er da den Perlenfischern bei der Arbeit zuguckte,

da begriff er plötzlich, dass diese Perlen eine ganz vielschichtige und aufregende Symbolik für unser Leben und Glauben haben können.

Perlen entstehen ja, wenn ein Fremdkörper eindringt in eine Muschel,

ein Sandkorn, ein Splitter oder sowas.

Eigentlich liegt also eine Verletzung zugrunde,

ein Schaden, den die Muschel kompensiert.

Sie versucht, sich zu retten, zu heilen, was sie getroffen hat.

Das ist etwas, was die menschliche Seele übrigens auch kann.

Das ist bis heute nicht hundertprozentig erforscht, wie das geht,

dass Menschen schlimme Erfahrungen,

seelische Verletzungen überwinden können,

und sogar daran wachsen.

Es gibt Beobachtungen, was hilfreich gewesen sein könnte,

das ist sehr verschieden, aber fast immer gehört ein Mensch dazu,

ein Lehrer, eine freundliche Nachbarin...

Das verbindet uns also mit der Muschel...

Bei ihr so entsteht etwas ganz kostbares, in der freien Natur sehr Seltenes: eine Perle.

Das verletzende Teil wird eingehüllt, rund und glatt gemacht, damit es das empfindliche Muscheltier nicht mehr treffen kann.

 

Bischof Lönnebö hat damals so was wie einen Rettungsring aus Perlen entworfen.

Jeder Perle teilte er eine Bedeutung zu.

So ähnlich haben wir es auch gemacht im letzten Jahr. Aber auch ganz anders.

Für alle Themen - für alle gelernten Texte- habt ihr eine Perle auf ein Band gezogen.

Sie liegen hier vorn - inzwischen mit dem Konfirmations-Kreuz dazwischen;

Wie gesagt: Kreativ!

 

Und diese Perlen sollen euch also auch später erinnern an die wichtigen Bereiche unseres Lebens / und Glaubens:

 

Ich möchte die einzelnen Perlen, die vorgekommen sind, noch mal kurz mit euch angucken und auch ein bisschen sichtbar machen:

(Luftballonperlen aufziehen)


1. Da haben wir als erstes die „Vaterunserperle"

Ein vertrauter, ganz wichtiger Text, den ihr ja schon in unserem evangelischen Kindergarten gelernt habt.

Da steckt eine ganz wichtige Frage der Jünger an Jesus dahinter: sag uns doch mal, Jesus, wie können wir beten lernen? -wie geht das?

Wie können wir Gott sagen, was uns beschäftigt, was für Fragen wir haben,

was quält oder begeistert? Und antwortet Gott eigentlich auch?

Und dann gibt Jesus ihnen diesen Text als Beispiel und sagt:

Wenn ihr Gott anredet, dürft ihr „Vater" sagen zu Gott, er will für euch so was sein wie ein guter Vater.

Übrigens vergleicht die Bibel an anderer Stelle Gott auch mit der Mutter - ein weniger bekanntes Bild.

Es ist jedenfalls eine Frage der Beziehung - man könnte also auch drauf schreiben: Perle der Liebe.

 

2. Bekenntnisperle „Credo"

wir haben das apostolische Glaubensbekenntnis gelernt und auch etwas erstaunt festgestellt:

Oh, es gibt auch noch ganz viele andere! Wieso das denn?

Alle sind in heftigem Streit entstanden!

Wie kann man sich denn Gott vorstellen? Haben die Leute damals schon gefragt.

Was für Bilder gibt es, die uns dabei helfen?

Wie ist Gott denn, wie ein Adler, der uns auf seinen Flügeln trägt?

Wie eine Hebamme?

Wie ein Bäcker?

Ein Hirte?

Eine sprudelnde Quelle mit frischem Wasser?

Wir müssen immer wieder neue Bilder suchen und entdecken, und ihn oder sie nicht festschreiben!

Denn schwierig wird es, wenn wir eines Tages sagen: So. Ich hab's! Jetzt weiß ich endgültig wie Gott ist. Das heißt übrigens: „Du sollst dir kein Bildnis machen..."

Schon die Menschen im alten Israel stellten erstaunt fest: „Hey, Gott ist ja auch ganz anders, der geht ja mit, sogar durch die Wüste!"

Geschichte von Gagarin, dem ersten Menschen im All.

Zum Präsidenten der USA: „...sie ist schwarz!"

 

3. Taufperle

Gestern haben wir Taufe gefeiert hier in der Kirche.

„ Ich bin getauft" - eine schöne Legende erzählt, Martin Luther habe sich das auf den Tisch geschrieben in Zeiten großer innerer Konflikte. „Ich bin getauft!"

Wir haben uns die beiden Seiten der Taufe gestern noch einmal vor Augen geführt:

1.die Zusage, die von Gott kommt, und

2. unsere eigene Zustimmung. Heute feiern wir euer eigenes selbständiges „Ja" zu eurer Taufe.

 

4. Die Perle der 10 Gebote / „Anweisung zum Leben"

Anweisung zum Leben.

So könnte man diese kurzen Sätze auch nennen.

Es ist eigentlich alles drin enthalten, was das Leben schützt,

das Miteinander gestaltet.

Jemand hat die 10 Gebote auch mal mit einem Treppengeländer verglichen.

Man hat was zum Festhalten.

Manche empfinden die Anweisung ja als reine Schikane -

Da muss man sich dann allerdings mal fragen, was da schon schief gelaufen ist.

Man baut ja auch nicht das Treppengeländer ab und sagt: „Brauch ich nicht, ich fall auch so nicht runter."

 

5. Abendmahlsperle

Die „Einsetzungsworte zum Abendmahl" habt ihr gelernt.

Jesus und seine Jünger sitzen zusammen, sie feiern wie alle Juden einmal im Jahr- das Passahfest zur Erinnerung an die Befreiung aus der Sklaverei in Ägypten;

Und Jesus deutet die alten Texte um.

Er weiß schon, dass sein Leben bald zu Ende gehen wird,

er bittet sie, zusammen zu bleiben, zu seiner Erinnerung immer wieder gemeinsam zu essen und zu trinken, wie schon immer, als sie zusammen unterwegs waren...

Und er sagt: „Es wird genauso sein, als wäre ich dabei."

 

 

6. Klangperle

Auf diese Perle seht ihr einen Violinschlüssel und Noten, eine Klangperle.

Sie steht für das Lied „Lobe den Herren", das wir gelernt haben,

aber auch für die andern Lieder, die wir gesungen haben.

„Mehr als Worte sagt ein Lied..." Und dazu kommt

 

7. Psalm 23

Auch ein Lied. Die Psalmen sind das Gesangbuch der Bibel. Man weiß heute nicht mehr, wie man sie früher gesungen hat - Noten gab es noch nicht, und zum Erinnern ist es zu lange her.

Den 23. Hab ich ausgesucht, weil darin das wohl berühmteste Bild für Gott enthalten ist: der Hirte!

In unseren Breiten kennt man den Beruf kaum noch - manchmal sieht man noch eine Hirtin, die mit ihren Schafen über den Elbdeich zieht.

Schutz und Bewahrung drückt das Bild aus, Begleitung und Zuwendung.

 

So - das waren die Perlen, die auf eurer Kette sind.

Ich möchte heute noch zwei weitere hinzufügen:

 

Das erste ist die Perle der Frage.

Antworten, die man findet auf Fragen des Glaubens, verändern sich im Laufe der Zeit. Darum ist es wichtig, weiter zu suchen, sich nicht zufrieden geben mit den Erkenntnissen von heute!

Die Frageperle soll euch einladen, dranzubleiben.

Glaubensfragen kann man auch nicht delegieren,

nach dem Motto: Das überlass ich mal den Fachleuten, der Pastorin, vielleicht noch den Kirchenvorstehern...

Nein, jeder und jede muss seine eigenen Antworten finden.

Das ist übrigens typisch evangelisch.

 

Die andere neue Perle ist die Perle der Gemeinschaft.

Das Suchen (und Finden) geht am besten immer noch gemeinsam.

Natürlich kann auch jeder für sich „im stillen Kämmerlein" fragen und suchen - aber man muss sich ja nicht unnötig das Leben schwer machen!

 

 

Anfangs habe ich überlegt, ob ich die Perlen auf der Gottesdienstordnung noch mit einem Punkt als Loch versehen soll.

Es kam mir so vor, als hätten sie eine zu große Ähnlichkeit mit Seifenblasen!

Aber das ist gar nicht so schlecht - auf dem Schild draußen an der Kirche und bei den Kugeln mit euren Fotos sieht es ja auch so ähnlich aus.

Zerbrechlich, durchsichtig, empfindlich - das ist der Glaube ja auch.

Aber auch bunt und schillernd, zauberhaft!

So wie Pic, der Clown vom Zirkus Roncalli mit seinen Riesenseifenblasen die Menschen verzaubert hat.

 

Jetzt haben wir eine ganze Perlenkette vor uns.

Ausgangspunkt war das Gleichnis von der einen kostbaren Perle.

Die Geschichte vom Händler, der alles verkauft, um diese eine kostbare Perle zu besitzen zu können.

So wichtig, sagt Jesus, mit dieser Geschichte, ist das Evangelium

(auf deutsch) die Gute Nachricht der Liebe Gottes zu seinen Menschen.

 

Macht weiter aufregende Entdeckungen damit!

Amen.

 



Elisabeth Tobaben
Insel Juist
E-Mail: Tobaben.Juist@t-online.de

Zusätzliche Medien:
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