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ISSN 2195-3171

Predigtreihe: Fußball-Weltmeisterschaft, 2014

Es geht um den Sieg!, verfasst von Matthias Rein

Predigttext: Ps 118,14-16

Der HERR ist meine Macht und mein Psalm und ist mein Heil.
Man singt mit Freuden vom Sieg in den Hütten der Gerechten:
Die Rechte des HERRN behält den Sieg!
Die Rechte des HERRN ist erhöht;
die Rechte des HERRN behält den Sieg!

 


„Hast Du diesen herrlichen Pass gesehen? Aus dem Nichts, absolut präzise in den freien Raum gespielt. Die gegnerische Mannschaft - verblüfft. Sie konnten gar nicht so schnell denken.

Und dann der perfekte Doppelpass und der Volleyschuss ins Tor. Absoluter Wahnsinn.

Besser geht es nicht."

 

Fußball ist ein schönes Spiel. Es gibt Spielzüge, Kombinationen und Einzelleistungen, die einfach wunderschön sind. Präzises Kurzpassspiel, schnelles Umschalten, packende Laufduelle, perfekte Raumaufteilung. Herrlich. So sieht es jedenfalls derjenige, der Fußball spielt oder gespielt hat. So sieht es der Experte im Stadion und am Fernseh-Gerät.

 

Schön ist es, in einer Mannschaft mitzuspielen und den Zusammenhalt zu erleben: das gegenseitige Anspornen, das Zusammenspiel, das gegenseitige Helfen bei Fehlern.

 

Schön ist, einen tollen Fußballer in der eigenen Mannschaft zu haben.

 

Und schön ist natürlich auch das Zuschauen, das Mitfiebern, die Dramatik pur, das Hin und Her, der Kampf und dann - das Siegtor in der Schlussminute. Superschön.

 

Manchmal zieht das auch Menschen in den Bann, die mit Fußball wenig anfangen können. Manchmal lassen sich davon auch sehr nüchterne und reservierte Menschen anstecken, wie z.B. Angela Merkel.

 

Schön am Fußball sind natürlich auch die alten Geschichten: Weißt du noch, damals, als wir zwei null hinten lagen und dann die Aufholjagd - unglaublich.

Oder weiß du noch, als Bayern zu Hause gegen Chelsea die Championsleague gewinnen wollte. Und dann diese beiden Tore kurz vor Schluss. Millionen Fans erstarrten vor dem Fernseher. Die Riesenparty fiel aus. Was für ein Drama!

 

Fußball ist schön, wegen der schönen Spielzüge, wegen der Dramatik, wegen den Überraschungen, so oder so.

Aber, am schönsten ist es, zu siegen. Es geht im Fußball nicht allein um Schönheit, es geht um den Sieg.

Mein schönster Sieg als Fußballer? Kreismeister in der Altersklasse 11 bis 12 Jahre. Meine höchste Punktspielniederlage? 1: 10 gegen die Mannschaft der benachbarten Kleinstadt. Die waren einfach besser als wir vom Dorfverein. Wirklich erfolgreich waren wir damals nicht, aber es ging immer erneut um den Sieg. Egal, ob dafür ein einziges Tor reichte.

 

Es gibt nicht viele Fußballer, die in ihrem Fußballer-Leben eine Meisterschaft oder einen Pokal gewinnen, geschweige denn Deutscher Meister oder Championsleague-Sieger werden. Trotzdem spielen sie weiter. Oft jahrelang, mit großem Aufwand und vollem Einsatz. Das ist schon ein Phänomen. Und jedes Spiel beginnt mit der Hoffnung auf den Sieg.

 

II.

Alte Geschichten, davon lebt Israel.

„Wisst Ihr noch, wie es war, als unsere Väter und Mütter in Ägypten saßen, in der Gefangenschaft.

Wisst ihr noch, wie Mose den Auftrag bekam, das Volk zu sammeln, wie sie loszogen in der Nacht, wie die Feuersäule vor ihnen herzog, wie die Angst über sie kam, als sie die Verfolger hörten, wie sie verzweifelten am Schilfmeer, wie sich auf einmal das Meer teilte, absolutes Drama, absoluter Wahnsinn.

Erinnert Ihr Euch an das Gefühl, gerettet zu sein, gerettet vor dem sicheren Tod, dem Untergang, gerettet vor dem Feind.

Könnt Ihr die Freude fühlen, die sich langsam einstellte: Wir sind gerettet, wir haben es geschafft. Wir haben überlebt, wir sind heil rausgekommen, wir ziehen in die Freiheit."

Israel lebt von dieser Geschichte. Es geht um Rettung. Es geht um den Sieg.

 

Dieser Sieg bedeutet mehr als ein Pokal und ein Titel, dieser Sieg bedeutet Leben.

Es geht um den Sieg im Kampf um Leben oder Tod.

 

Davon erzählt Israel immer wieder, an jedem Sabbat und jedes Jahr zu Passah.

Am Sabbat erleben die Isareliten in jeder Woche die Erfahrung des Wechsels von der Knechtschaft zur Freiheit nach. Das Wunder des Auszugs aus Ägypten, das Wunder der Erlösung, das Wunder des Auszuges aus der Finsternis ins Licht. Das Wunder des Sieges des Lebens über die Todesmacht. Das wird erinnert und vergegenwärtigt.

 

„Der HERR ist meine Macht und mein Psalm und ist mein Heil.

Man singt mit Freuden vom Sieg in den Hütten der Gerechten:

Die Rechte des HERRN behält den Sieg!

Die Rechte des HERRN ist erhöht;

die Rechte des HERRN behält den Sieg!"

 

So sagt es das Psalmwort und erinnert:

Wisst ihr noch, damals in Ägypten?

Es ging um Leben und Tod und Gott und der Herr hat gesiegt.

Und wir sind durch ihn Sieger.

Er hat für uns gesiegt und wir leben.

 

Israel kennt noch mehr Geschichten vom Sieg. Mir fallen drei ein:

Elia und 450 Baalspropheten treten zum Wettkampf an. Welcher Gott ist mächtiger? Welcher Gott herrscht über das Feuer, den Wind und den Regen? Auf dem Karmel findet der Wettkampf statt. Die Baalspropheten rufen zu ihrem Gott - nichts geschieht. Elia, der einsame Prophet, betet zu Gott. Und dann fällt Feuer vom Himmel und setzt das Brandopfer in Brand. Und kurz darauf fällt Regen auf das verdorrte Land. Gott siegt und Elia mit ihm.

 

Die zweite Geschichte: Gott wettet mit dem Satan über die Frömmigkeit seines Knechts Hiob. Und Hiob wird versucht. Hiob ringt - mit sich, mit dem Widersacher, mit der Versuchung, sich von Gott abzuwenden. Hiob ringt mit Gott selbst und hält doch an ihm fest. Ein großer Sieg des frommen Mannes Hiob.

 

Und die dritte Geschichte: Der halbwüchsige David steht dem riesigen Soldaten Goliath gegenüber. David ist chancenlos und versucht es dennoch - mit seinem Mitteln. Er schleudert den Stein und landet einen Wirkungstreffer. Goliath fällt um und ist geschlagen.

Das ganze Heer, ganz Israel jubelt. Was für eine Geschichte - David besiegt Goliath.

Klar ist und das gehört zu diesen Geschichten - Gott siegt, er gibt die Kraft und das Vermögen zum Sieg. Siegen können Menschen nicht ohne oder gegen Gott.

 

III.

Und Jesus? Wie steht es da mit Sieggeschichten?

Jesus stellt sich auf die Seite der Verlierer, auf die Seite des blinden Bartimäus, auf die Seite der Frau, die des Ehebruchs angeklagt ist, auf die Seite des Betrügers Zachäus, auf die Seite des verzweifelten Vaters, der für seinen kranken Sohn bittet.

Und Jesus kämpft und siegt gegen die Dämonen und bösen Mächte, gegen die Verurteilung der Menschen, gegen die Macht der Krankheit, gegen den Tod.

Dafür steht die schöne Geschichte des Kampfes zwischen Jesus und dem Versucher. Dreimal versucht der Satan, Jesus zu verführen. Er soll sich selbst an Gottes Stelle setzen - das ist die Verführung. Jesus durchschaut die Verführung und pariert den Angriff souverän. Er geht als Sieger vom Platz und die Engel dienen ihm.

Und sein größter Sieg findet natürlich am Ostermorgen statt. Er steigt aus dem Grab als Sieger über den Tod.

„Der Tod ist verschlungen vom Sieg Christi. Tod, wo ist dein Sieg? Tod, wo ist dein Stachel? Gott aber sei Dank, der uns den Sieg gibt durch unsern Herrn Jesus Christus!"

So jubelt Paulus, so spottet er über die Niederlage des großen Feindes, des Todes.

 

Der HERR ist meine Macht und mein Psalm und ist mein Heil.

Wir singen mit Freuden vom Sieg Gottes in den Hütten der Gerechten:

Die Rechte des HERRN behält den Sieg!

Die Rechte des HERRN ist erhöht;

die Rechte des HERRN behält den Sieg!

 

So stimmen wir in den Freudengesang Israels ein,

glücklich über die Rettung,

glücklich über den errungenen Sieg über Knechtschaft und Tod,

selig wie ein Fußballfan, dessen Mannschaft nach hartem Kampf in letzter Minute das Siegestor schießt.

 

IV.

Fußball ist ein schönes Spiel. Aber am Ende geht es um den Sieg. Dafür kämpfen Fußballer, dabei unterstützen die Fans.

Hilft ihnen Gott dabei? Natürlich schicken die Spieler ihre Gebete gen Himmel. Jeweils aus beiden Mannschaften. Gott müsste nun entscheiden, für wen er Partei ergreift. Manchmal scheint er das auch zu tun. Jedenfalls scheint uns das so.

 

Ich habe ein schönes Gebet von Mario Götze gefunden, Top-Stürmer bei Bayern München und in der Nationalmannschaft. Er betet: „Lieber Gott, ich möchte mir eine Minute Zeit nehmen. Nicht, um Dich um irgendwas zu bitten. Sondern einfach, um Danke zu sagen für alles, was ich habe."

Mario Götze hat da etwas richtig verstanden. Es ist ein Geschenk, das er auf diesem Niveau spielen kann. Es ist ein Geschenk, das er in solch tollen Mannschaften spielen kann. Und wir freuen uns an seinen Ballkünsten.

 

Wenn dann unsere Lieblingsmannschaft siegt, sollten wir daran denken, dass solche Siege neben aller Arbeit und allem Können auch Geschenke sind, über die wir nicht verfügen können. Und wir sollten an die großen Siege denken, die Gott damals in Ägypten und damals am Ostermorgen errungen hat.

 

Fußball ist ein schönes Spiel.

Übrigens - haben Sie das Tor gesehen vom niederländischen Stürmer van Persie in der 44. Minute im Spiel Spanien gegen Niederlande? Eine weite Flanke von der Mittellinie in Richtung auf das spanische Tor und van Persie lenkt den Ball direkt mit einem Flugkopfball ins Tor. Unhaltbar für Torwartlegende Iker Casillas. Wahnsinn! Ja, da war wohl ein bisschen göttliche Hilfe im Spiel!

 

Amen



Dr. Matthias Rein
Senior des Evangelischen Kirchenkreises
Erfurt
E-Mail: matthias.rein@evangelischer-kirchenkreis-erfurt.de

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