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ISSN 2195-3171

Predigtreihe: Fußball-Weltmeisterschaft, 2014

Wer wird der Sieger sein?, verfasst von Mira Stare

Predigttext: 1. Kor. 15, 57

 

Liebe Glaubende,

die Fußballweltmeisterschaft 2014 in Brasilien ist voll im Gang. 32 Nationalmannschaften nehmen an diesem weltumfassenden Ereignis teil. Insgesamt stehen 64 Spiele auf dem Programm. Viele von ihnen sind bereits erfolgt. Alles läuft nach dem WM-Kalender mit den schon längst bestimmten Spielzeiten und Spielorten ab.

Wer wird der Sieger, der Gewinner, sein? Das ist die Frage, welcher in diesen Tagen unendlich viel Zeit und Aufmerksamkeit gewidmet wird. Wer wird der Sieger sein? Der eventuelle Sieger wird gewettet, diskutiert, prognostiziert. Mit jedem Spiel werden der Sieger wie auch die Verlierer einen Schritt deutlicher sein. Zuerst wird in acht verschiedenen Gruppen gespielt. Danach folgt das Achtelfinale mit 8 Spielen und 16 Mannschaften, wobei nur der Erste und der Zweite jeder Gruppe für das Achtelfinale qualifiziert sind. Das bedeutet zugleich, dass bereits die Hälfte der Mannschaften ausscheiden muss und zu den Verlierern wird. Nach dem Achtelfinale bleiben nur noch 8 Mannschaften, die anderen acht müssen sich verabschieden. Diese acht spielen im Viertelfinale. Vier von ihnen müssen ausscheiden, vier gehen weiter in das Semifinale. Dort werden zwei ausscheiden und zwei weiter ins Finale gehen. Am 13. Juli um 21.00 Uhr findet in Rio de Janeiro das Finale statt. An diesem Abend wird es endgültig klar sein, welche Mannschaft der Sieger ist. Angesichts dieses Siegers werden alle andere Mannschaften in bestimmter Weise zu den Verlierern dieser Weltmeisterschaft zählen. Die Logik dieser Spiele ist eine Logik der Konkurrenz und des Ausscheidens. Am Schluss kann nur einer der Sieger sein. Alle andere sind Verlierer.


Die Sport- und die Wettkampfthematik ist auch der Bibel nicht fremd. Einer, der sich in seinen Schriften mit dieser Thematik intensiv auseinandersetzt, ist der Apostel Paulus. Er weiß, dass der Lebensstil der Sportler mit Anstrengung und Disziplin verbunden ist. Er bringt den Lebensstil der Athleten mit dem der Christen/innen in Verbindung. Weiter geht er auch auf die Frage nach dem Sieg und dem Sieger mehrmals ein und bringt in seinen Gedanken verschiedene Aspekte zur Sprache. Im ersten Brief an die Korinther schreibt er zunächst:

„Wisst ihr nicht, dass die Läufer im Stadion zwar alle laufen,

aber dass nur einer den Siegespreis gewinnt?

Lauft so, dass ihr ihn gewinnt." (1 Kor 9,24)

Das Ausscheidungskriterium beim Sport ist Paulus bekannt. Nur einer kann den Siegespreis gewinnen. Paulus versucht die Christen so zu motivieren, dass sie diejenigen werden, die den Siegespreis gewinnen. Sie sollen ausgezeichnet auf ihr Ziel hin laufen. Es geht ihm jedoch nicht um den Sport. Er verfolgt ein anderes Ziel:

„Jene tun dies, um einen vergänglichen,

wir aber, um einen unvergänglichen Siegeskranz zu gewinnen." (1 Kor 9,25)

Das Besondere am Ziel, nach dem Paulus und die Christen streben, ist die Unvergänglichkeit. Diese kann weder mit Sport noch mit menschlicher Leistung erreicht werden.


Was der unvergängliche Siegeskranz bzw. Sieg bedeutet, erklärt Paulus im vorletzten Kapitel des ersten Briefes an die Korinther. Die Tatsache, dass in Korinth einige Gemeindemitglieder die Auferweckung der Toten leugnen, veranlasst ihn, zur Auferweckung Jesu und der Christen ausführlicher zu schreiben. Er ist überzeugt: Christliche Existenz steht und fällt mit dem Osterglauben. Mit Jesus und seiner Auferstehung beginnt die allgemeine Totenauferweckung. Wird die Auferweckung der Toten und damit auch die Auferweckung Jesu geleugnet, so sind die Verkündigung und der Glaube „leer" und sinnlos. Das ist jedoch für Paulus nicht der Fall. Er sagt:

„Nun aber ist Christus von den Toten auferweckt worden

als der Erste der Entschlafenen." (1 Kor 15,20)

Wie durch einen Menschen, nämlich Adam, der Tod gekommen ist und in ihm alle sterben, so kommt durch einen Menschen, Jesus Christus, die Auferweckung der Toten und werden in ihm alle lebendig gemacht.

Paulus zeigt, dass der letzte Feind der Menschen der Tod und die mit ihm verbundene Sünde ist. Nun ist auch dieser Feind durch Jesus und seine Auferweckung besiegt. Er sagt:

„Verschlungen ist der Tod in den Sieg.

Wo ist, Tod, dein Sieg?

Wo ist, Tod, dein Stachel?" (1 Kor 15,54-55)

Angesichts der Auferstehung Jesu bleibt der Tod ohne Sieg und ohne Stachel. An dem Sieg werden alle, die an Jesus und seine Auferstehung glauben, partizipieren. Dieser wird ihnen geschenkt.

„Gott aber sei Dank,

der uns den Sieg gibt durch unseren Herrn Jesus Christus." (1 Kor 15,57)

Der Sieg wird nicht nur einem Menschen gegeben, sondern allen, die sich Jesus Christus und seiner Auferstehung öffnen. Durch Jesus Christus können alle zum Sieger werden.


Liebe Glaubende, unser Leben ist jeden Tag neu einem Wettkampf ähnlich sowohl im privaten als auch im beruflichen und gesellschaftlichen Leben. Die Logik der Konkurrenz bestimmt nicht nur die Fußballweltmeisterschaft, sondern auch die Plätze in Schulen, die Arbeitsstellen, die Plätze in Einrichtungen wie Kindergärten, Krankenhäuser, Seniorenheime. Die Reichen setzten sich oft auf Kosten der Ärmeren und Schwachen durch. In dieser Logik der Welt gibt es wenige Sieger, aber viele Verlierer. Auch die Fußballweltmeisterschaft in Brasilien ist von vielen Demonstrationen begleiten, die ein Schrei der Hilflosen und Armen in diesem Land sind. Denn diese Menschen sind wieder diejenigen, die aufgrund dieses Ereignisses benachteiligt oder sogar aus ihren Häusern vertrieben worden sind.

Der Apostel Paulus öffnet uns die Augen für einen anderen Wettkampf und einen anderen Sieg. Er lädt uns ein, sich Jesus Christus und seiner Auferstehung in unserem Leben zu öffnen. Dann werden wir erkennen, dass der Tod seinen Stachel und seine Kraft bereits verloren hat. Unser Leben kann nun von der Angst vor dem letzten Feind befreit werden. Ja, wir können schon jetzt am unvergänglichen Leben partizipieren und unser Sterben nur als Schwelle zur Fülle des Lebens in Jesus Christus begreifen. Und wer wird dann der Sieger in diesem Wettkampf vom Leben und Tod sein? Paulus gibt uns die Antwort: In Jesus Christus und durch ihn können wir alle den Sieg des unvergänglichen Lebens empfangen und dadurch die beschenkten Sieger sein.



Dr. Mira Stare
Innsbruck, Österreich
E-Mail: mira.stare@uibk.ac.at

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