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ISSN 2195-3171

Katastrophen, 2015

Trost, verfasst von Ulrich Nembach

„Der Tröster, der Heilige Geist, den mein Vater senden wird in meinem Namen, der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe“ (Joh. 14,26).

Gottes Geist selbst tröstet. Das sagt Jesus zu, als er sich vor seinem Tod von seinen Jüngern verabschiedet. Dem Wort dürfen wir vertrauen. Es gibt viele Zeugnisse für diesen Trost. Darum können und sollen wir als Gemeinde auch die Franzosen jetzt trösten. Frauen, Männer wurden getötet, andere sind verletzt, zum Teil schwer verletzt worden. Ob alle überleben werden, weiß niemand.

All diese Nachrichten sind selbst für uns schwer zu ertragen, wenn wir sie in den Nachrichten hören. Was sollen die Angehörigen der Toten sagen? Was fühlen die Frauen, Männer, Schwestern, Brüder, die zu den Verletzten in die Krankenhäuser eilen?

 

Wir fühlen mit ihnen. Als in der Nacht des 9. November 1989 die Berliner Mauer fiel, riefen uns französische Freunde aus Angers an. Sie freuten sich mit uns in Göttingen, während Menschen in Berlin auf der Mauer tanzten. Sollten wir da nicht jetzt mit ihnen fühlen? In Paris Betroffene haben Freunde, Verwandte im Norden, Osten, Süden und Westen Frankreichs. Das ganze Land ist betroffen und wir mit ihnen.

Dieser Tage zeigte das Fernsehen ein Gespräch zwischen Helmut Schmidt und Valéry d´Estaing Giscard. Sie erzählten offen von ihrer engen Zusammenarbeit in Europa und für Europa. Heute haben wir die EU. Es gibt Städte-Partnerschaften und Schüleraustausch zwischen Deutschland und Frankreich. Da können wir nur mitfühlen, trösten.

 

Zum Trösten fielen mir spontan 3 Worte ein. Es gibt noch mehr, erheblich mehr Trostworte. Diese fielen mir ein Es ist erstaunlich, wie reichlich die Bibel, der Glaube trösten.

„Die Nacht ist vorgedrungen, der Tag ist nicht mehr fern.

So sei nun Lob gesungen dem hellen Morgenstern!

Auch wer zur Nacht geweinet, der stimme froh mit ein.

Der Morgenstern bescheinet auch deine Angst und Pein“.

 

Jochen Klepper dichtete so 1938. Er ging 1942 in den Tod, weil er sich von seiner jüdischen Frau und deren Tochter nicht trennen wollte. Wir singen das Lied zur Adventszeit, also in wenigen Tagen.

Morgen werden wir den Volkstrauertag begehen. Es ist erstaunlich, wie viele Menschen in Kriegen starben. Wikipedia hat Kriegsgräberstatten aufgelistet. Es ist eine erschreckend lange Liste. Die Toten von gestern in Paris werden dabei dort nicht aufgelistet werden. Am übernächsten Sonntag begehen wir den Toten-, auch Ewigkeitssonntag genannt. Wir ringen seit langem darum, den Sonntag am Ende des Kirchenjahres Ewigkeitssonntag zu nennen. Wir denken lieber an die Toten als an die Zukunft von ihnen und auch von uns.

Dabei bekennen wir im Glaubensbekenntnis:

               „Ich glaube an die Auferstehung der Toten.“

Das Bekenntnis sprechen wir in jedem unserer Gottesdienste.

Um das alles begreifen zu können und damit getröstet zu werden, schließe ich mit dem Kanzelsegen, dem Segen, den wir Prediger nach der Predigt von der Kanzel spenden:

               „Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft,

               bewahre eure Herzen und Sinne in Christus“.

Amen

 

 

 

 



Pfarrer, Prof.a.D. Dr. Dr. Ulrich Nembach
Göttingen
E-Mail: ulrich Nembach@theologie.uni-goettingen.de

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