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ISSN 2195-3171

thematisch, 2017

Luther und wir - Ansprache an Konfirmanden, Ez. 36,26, verfasst von Friedrich Schmidt-Roscher

Gott spricht: Ich schenke euch ein neues Herz und lege einen neuen Geist in euch. Ez. 36,26

Liebe Konfirmanden, liebe Konfirmandinnen,

wenn ich von etwas begeistert bin, dann bin ich mit meinem Herzen dabei. Dann freue ich mich, wenn etwas gelingt. Mein Herz leidet, wenn es schief geht. Wenn ich mit ganzem Herzen Volleyball spiele oder Rad fahre oder ein Theaterstück spiele, dann bin ich wirklich dabei.

Wenn ich unlustig etwas mache oder mit meinem Geist ganz woanders bin, dann wird die Sache nichts. Das wisst ihr bestimmt.

Wer nur halbherzig etwas tut, dem wird das Vorhaben auch nicht gelingen.

Diese Erfahrung habt ihr bestimmt schon gemacht. Bei euren Hobbies oder auch in der Schule. Und das gilt natürlich auch für den Glauben.

Glauben geht nicht halbherzig. Um Gott zu vertrauen, braucht es das ganze Herz, ein neues Herz, ein Herz das sich nach Gott sehnt. Glauben lebt von der Begeisterung.

In den 18 Monaten eurer Vorbereitungszeit auf die Konfirmation, in denen wir hier immer wieder zusammen kamen oder uns im Gottesdienst getroffen haben oder beim Fußballturnier, beim Gemeindefest oder auch auf der Freizeit, da war das ganz unterschiedlich. Da gab es Zeiten, in denen viele begeistert waren und Zeiten in denen viele lustlos waren.

Aber vielleicht habt ihr auch bemerkt, dass es mit ein wenig Begeisterung, mit mehr Herz leichter geht. Dass die Zeit für euch mehr austrägt.

Natürlich seid ihr ganz verschieden, manche von euch sind neugierig auf das Leben als Christ, wollen mehr wissen, wollen ein Leben mit Jesus ausprobieren, begeistern sich für viele religiöse Fragen. Andere – na ja sagen wir mal , wollen damit nichts zu tun haben.

Es ist für euch auch nicht einfach, weil wir in einer Welt leben, in der religiöse Fragen nicht mehr so wichtig zu sein scheinen. Die Leute reden über neue technische Entwicklungen oder über Sport. Über den Glauben eher selten.

Das war in der Zeit Martin Luthers ganz anders. Da haben diese Fragen die Menschen wirklich bewegt. Als Luther den gnädigen Gott entdeckt hat und gegen den Ablass kämpfte, da war das Gespräch in den Gasthäusern in Deutschland. Als er von Wittenberg nach Worms zum Reichstag zog, da wollten ihn ganz viele Menschen sehen, da wurde er gefeiert wie ein Popstar. Seine Gegner sahen in ihm einen Teufel.

Ich gebe zu etwas mehr Begeisterung täte uns gut. Euch Jugendlichen und uns Erwachsenen. Denn der Glaube ist etwas, was im Leben eine große Hilfe ist.

Das Vertrauen zu Gott macht Menschen nicht klein, sondern gibt uns Kraft. Wer auf Gott vertraut, der lässt sich von den Stürmen der Zeit nicht so leicht umhauen. Der findet Wurzeln und kann seinen eigenen Lebensweg leichter gehen.

Aber um zu diesem Glauben zu finden, muss ich mich auf Gott einlassen. Das haben einige von euch auch erlebt.

Wenn ich skeptisch bleibe, wenn ich mit dem ganzen nichts zu tun haben möchte, dann werde ich mit Gott auch keine Erfahrungen machen. Es braucht schon Herz und Geist.

Vertrauen fängt damit an, dass ich Ja zu Gott sage. Das kann ruhig auch ein zögerliches Ja sein, sozusagen ein Ja auf Probe. Um zu sehen, was der mit mir und meinem Leben anfängt.

Dann kann ich erleben, wie mich Gott in meinem Leben begleitet. Wie er mein Herz stärken kann, wie er mir Mut zuspricht in schwierigen Zeiten. Einige von euch haben das ja schon erlebt. Schwierige Zeiten. In der Schule vielleicht. Oder auch Ärger mit Freunden. Oder auch eine schwere Krankheit. Oder auch, dass andere mich angreifen.

Dann ist es gut, wenn ich spüre, dass jemand an meiner Seite ist. Dann tut es gut, wenn mir jemand den Rücken stärkt oder an mich glaubt. So eine Rückenstärkung kann das Vertrauen zu Gott sein. Dann wird mein Herz fest und ich bekomme Mut. Lebensmut.

Aber Jesus verspricht mir noch mehr. Er verspricht eine Kraft, eine Art von Energie. In der Bibel heißt das Wort Geist. Das ist etwas, was mich von innen her stark macht. Da werde ich innerlich etwas größer. Das ist Gottes Geist, der mich belebt und mir die Sinne öffnet. Dann merke ich, dass ich mehr bin als nur das Kind meiner Eltern oder der Schüler oder der soundso. Ich bin auch noch ein Kind Gottes.

Ich wünsche euch, dass Ihr solche Erfahrungen macht, dass ihr so gestärkt euren Weg gehen könnt mit Gottes Hilfe. Denn das Leben ist kein Ponyhof.

Das hat ja schon Martin Luther erfahren. Angriffe durch seine Gegner. Selbstzweifel. Traurigkeit, Krankheit, der Tod lieber Menschen. Das sind alles Erfahrungen, die unser Leben belasten, die es schwer machen. DA ist es wichtig, Stärkung zu erfahren und vor allem Halt.

Ihr wachst in eine Welt hinein mit viel mehr Lebensmöglichkeiten als noch zu Martin Luthers Zeiten. Ihr könnte Schulen besuchen und die Aussichten sind gut, dass ihr eine Ausbildung machen könnt oder ein Studium.

Aber wir erleben auch, wie das Leben immer wieder gefährdet ist. Durch Schicksalsschläge aber auch durch gefährliche Entwicklungen in Europa. Ich bin selbst überrascht, wie schnell ein Nationalismus entstehen kann oder auch Konflikte zwischen Religionen.

Ihr habt nicht nur Möglichkeiten, ihr habt auch eine Verantwortung. Für ein friedliches Miteinander. Dass es vielen Menschen gut gehen kann. Auch dabei kann uns der Glaube helfen. Denn er bewahrt davor, maßlos zu werden. ER öffnet den Blick für das, was die Menschen neben uns brauchen. Und er macht, deutlich, dass wir Glück nicht im Geld finden.

Deshalb bitten wir Gott um ein neues Herz und seinen guten Geist für euch und auch für uns. Amen.

 



Pfarrer Dr. Friedrich Schmidt-Roscher
Hassloch
E-Mail: Pfr. Dr. Spfarramt.hassloch.4@evkirchepfalz.de

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