Göttinger Predigten

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ISSN 2195-3171





Göttinger Predigten im Internet hg. von U. Nembach

1. Sonntag nach dem Christfest, 28.12.2008

Predigt zu Lukas 2:22-24.25-38 und (39-40), verfasst von Friedrich Schleinzer

Das Warten ist in Erfüllung gegangen...

Liebe Mitchristinnen und Mitchristen,

Advent heißt Warten, oder aber auch „Erinnern" (wie wir später sehen werden). Und das Warten ist in der heiligen Nacht in Erfüllung gegangen.

Das Warten spielt auch im heutigen Evangelium eine wichtige Rolle: Simeons ganzes Leben war vom Warten geprägt, war sozusagen Advent, bis ins hohe Alter. Er lebte darauf hin den Messias zu sehen. Das war sein Lebensziel. Er durfte das Kind dann nicht nur in Händen halten und das Ritual der Beschneidung vollziehen, sondern er durfte auch über Jesus weissagen, eine Prophetie geben. (Prophetie bezieht sich normalerweise nicht auf das, was morgen oder übermorgen geschehen wird, d.h. welche Lottozahlen gezogen werden, oder mit wem man ausgehen sollte, sondern es geht um Lebensinhalte, um Essenzen des Lebens von Jesus.) Er war so glücklich, dass er dies erleben durfte, dass sein Leben aus diesem einen Augenblick heraus seinen Sinn erfuhr. Er war so vom Glück, von der Freude überwältigt, dass dieses aus seinem Mund hervorsprudelt: „Herr, ich habe dein Heil gesehen!" Das Warten ist in Erfüllung gegangen. Alle Sehnsucht war gestillt. Sein Dank: Der alte Mann segnet die junge Familie, segnet den Knaben, denjenigen, von dem aller Segen, das Heil der Welt ausgeht.

Nun folgt die Prophetie: „Dieser ist dazu bestimmt, dass in Israel viele durch ihn zu Fall kommen und viele aufgerichtet werden, und er wird ein Zeichen sein, dem widersprochen wird." An Jesus scheiden sich die Geister. Er wird zum neuen moralischen Maßstab für Gut und Böse, richtig und falsch. Das Leben Jesu - und das will Simeon auch damit sagen - ist ein Angebot, eine Orientierungshilfe. Diese gilt für uns nicht minder als für die Menschen damals. Richten wir uns danach...

Das Warten ist in Erfüllung gegangen, aber was machen wir jetzt damit? Es ist jetzt eben nicht so, dass wir sagen können: „Nach der EM (Europa Meisterschaft) ist vor der EM.", sondern für uns gilt „Nach dem Warten ist nach dem Warten!" Gott ist damals, vor mehr als 2000 Jahren, ein für allemal in die Welt gekommen, für uns. Wir müssen uns nun an seinem Leben orientieren. Die Botschaft Jesu, das, für das er in seinem ganzen Leben gestanden ist, gilt aber nicht nur für uns Christen, sondern für die ganze Welt, für alle Menschen guten Willens: Die Liebe. Sie ist das, was das Leben Christi ausmacht. Sie sollen wir als Essenz seines Lebens nehmen und ihr einen Platz in dem unseren einräumen. Liebe kann man auf zwei Weisen verstehen: Zum einen die Liebe zu sich selbst, zu seinem eigenen Körper, Geist und zu seiner Seele. Zum anderen bedeutet sie Nächstenliebe („Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!"), ohne Bedingungen.

Das Warten ist in Erfüllung gegangen, vor mehr als 2000 Jahren. Advent heißt in diesem Zusammenhang eigentlich vielmehr „Erinnern" als Warten. Denn jetzt warten wir auf die zweite Ankunft, die Wiederkehr Jesu. Dann wird klar, was wir aus der ersten Ankunft - der Liebeserklärung Gottes an uns Menschen - gelernt haben, wie wir sein Gebot der Liebe gelebt haben.

Amen!



Prof. Dr. Friedrich Schleinzer

E-Mail: Friedrich.Schleinzer@sbg.ac.at

Zusätzliche Medien:
exegese_zur_perikope-lk2.pdf


Bemerkung:
Exegese zur Predigt, s. Download unter "Zusätzliche Mediendateien"


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