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ISSN 2195-3171





Göttinger Predigten im Internet hg. von U. Nembach

9. Sonntag nach Trinitatis, 09.08.2009

Predigt zu Matthäus 25:14-30, verfasst von Peter Huschke

„Darum wachet! Denn ihr wisset weder Tag noch Stunde, in der der Menschensohn kommen wird."
Liebe Gemeinde,
mit diesen aufrüttelnden Worten endete das Gleichnis Jesu, das vor unserem heutigen Predigttext steht.
Darum, dass wir als Christinnen und Christen wach sind, geht es also im heutigen Predigttext. Jesus erzählt mit seinem Gleichnis davon, wie unser Wachsein in den Augen Gottes aussehen soll, wie wir unseren Glauben verantwortlich leben können.
Jesus erzählt von seinem und unserem Vater, der uns ganz viel anvertraut und zutraut, der aber auch böse wird, wenn sein Vertrauen keine Folgen in unserem Leben hat.
Hören wir die Verse 14 bis 30 aus dem 25. Kapitel des Matthäusevangeliums:
(Textverlesung)

Gott traut uns viel zu. Er vertraut uns in der langen Zeit, in der wir in dieser Welt ohne seine leibliche Anwesenheit leben, sehr viel an. Fünf Zentner Silber, drei Zentner Silber oder ein Zentner Silber ... alles drei irre hohe Beträge, die ein normaler Mensch damals im Laufe eines ganzen Lebens nicht annähernd zu Gesicht bekommen hat.
Gott vertraut uns sein Vermögen an. Dessen dürfen wir sicher sein, wenn wir unser Warten auf Gott wach gestalten, wenn wir unseren Glauben verantwortlich leben.

Und liebe Gemeinde, es ist doch auch toll, was Gott uns alles von seinem Vermögen anvertraut:
Wie schlau, wie geduldig, wie schön sind mache von uns!
Wie viel jugendliche Begeisterung, wie viel Weisheit des Alters, wie viel Gelassenheit zeigen manche von uns!
Wie viel Freundlichkeit, wie viel Liebe, wie viel fachliche Kompetenz strahlen manche von uns aus!
Was können wir nicht alles handwerklich oder im Umgang mit Menschen oder in der Verwaltung von Geld und Häusern!
Fünf Zentner Silber, drei Zentner Silber oder ein Zentner Silber ... Ganz viel von seinem Vermögen hat Gott uns anvertraut. Damit können wir auf Gott wach warten, mit Gott rechnen und unseren Glauben verantwortlich leben.


Als Zweites gibt uns Jesus die Sicherheit:
Wo wir mit Gottes Pfunden wuchern, bleibt das nicht ohne Folgen. Der uns von Gott anvertraute Segen wird wieder Segen bringen. Sein uns anvertrautes Vermögen vermag viel bei uns zu bewirken.
Die beiden ersten Knechte machen sich auf den Weg. Sie können das ihnen Anvertraute erfolgreich einsetzen. Wo wir uns im Vertrauen auf Gott auf den Weg machen, da werden wir wach sein im Glauben, da können wir unseren Glauben verantwortlich leben. Für Gott steht das außer Frage. In dieser Sicherheit will Jesus uns wiegen.

Und, liebe Gemeinde, denken Sie einmal an Ihr eigenes Leben. Wie oft hat es sich gelohnt, dass Sie im Vertrauen auf Gottes Gaben für sich etwas riskiert haben?
Ganz unterschiedlich sah der Erfolg aus: Manche kann heute auf einen erfolgreichen Lebensabschnitt oder einfach nur auf einen schönen Urlaub zurückblicken. Mancher befindet sich gerade auf einem guten schulischen oder beruflichen Weg. Manche denkt gerne an mehr als einen lieben Menschen, mit dem er lange Wegstrecken gehen durfte, die einfach schön waren. Mancher erinnert sich an Lob aus dem Mund der Nachbarin, der Lehrerin, der Ehefrau, der Trainerin, der Chefin, der Kinder oder der Eltern.
Es ist uns doch an mehr als einem Punkt unseres Lebens gelungen, eine tüchtige und treue Magd, ein tüchtiger und treuer Knecht für andere mit dem uns von Gott anvertrauten Vermögen zu sein.
Die Sicherheit, die Jesus uns mit seinem Gleichnis für unser Wachsein, für unseren Glauben schenken will, hat sich bewährt.

Jesus erzählt in diesem Teil seines Gleichnisses freilich auch sehr nüchtern:
Wir Menschen sind ganz unterschiedlich von Gott mit Begabungen ausgestattet: Fünf, drei, ein Zentner Silber ... da gibt es große Unterschiede. Es gibt welche, die viel mehr können und haben als ich. Es gibt, welche, die viel weniger können und haben als ich.
Gottes Lob fällt aber völlig gleich für den  mit fünf und drei Zentner Silber aus. In Jesu Gleichnis ist das Lob Gottes ohne Berücksichtigung des anvertrauten Vermögens mit denselben Worten ausgedrückt. Jeder soll eben genau mit dem ihm Anvertrauten wachsam sein und seinen Glauben verantwortlich leben. Das reicht.

Liebe Gemeinde, mir ist auch noch aufgefallen, dass Jesus ebenso nüchtern erzählt, dass von uns Rechenschaft verlangt wird. Gott will, dass wir uns verantworten für die Gaben, die er uns in Liebe anvertraut hat. Da erzählt Jesus von Gott in all seiner Liebe als einem durchaus eifersüchtigen Gott, wie das ja auch sonst in der Bibel oft der Fall ist.

Beachtenswert erscheint mir auch, wie die Belohnung und das Lob der Knechte aussehen: Beide bekommen wieder etwas von Gott anvertraut. Gott bestätigt ihnen sein Vertrauen.
Vielleicht ein wichtiger Hinweis für manchen von uns, der meint: „Lieber Gott, jetzt reicht es. Ich mag nicht mehr. Ich will meine Ruhe." Das erzählt Jesus anders. Beide Knechte bekommen wieder etwas anvertraut. Dieses ihnen neu Anvertraute ist freilich zugleich ein Vorgeschmack auf die Freude, die ihnen ihr Herr immer neu bereiten wird.
So dürfen auch wir immer wieder damit rechnen, dass Gott zu uns sagt: „Du warst wachsam. Du hast Deinen Glauben verantwortlich gelebt. Recht so, du tüchtiger und treuer Knecht, du bist über wenigem treu gewesen, ich will dich über viel setzen; geh hinein zu Deines Herrn Freude!"
In dieser von Gott geschenkten Zuversicht und in dieser Vorfreude auf Gottes Zukunft für uns können wir dann den nächsten Abschnitt unsres Lebens anpacken.

Nun habe ich aber anfangs gesagt: Jesus erzählt von seinem und unserem Vater, der uns ganz viel anvertraut und zutraut, der aber auch böse wird, wenn sein Vertrauen keine Folgen in unserem Leben hat.
Dieser letzte Inhalt wird in dem deutlich, was Jesus vom dritten Knecht erzählt, besonders in den Worten des Herrn an diesen Knecht:
Auch der dritte Knecht hat ein irre hohes Vermögen von Gott anvertraut bekommen. Der Knecht aber hat Angst. Er kann sich nicht einfach so beschenken lassen. Er will sich gegenüber dem Herrn gleich ins rechte Licht setzen und nicht dankbar sein müssen. Er begibt sich nicht hinaus in den Alltag des Lebens, um sich mit dem  ihm Anvertrauten dort zu bewähren. Er verbirgt das ihm von Gott Anvertraute vor der Öffentlichkeit. Er vergräbt das ihm Anvertraute und damit sich selber lieber.
Ja und jetzt erzählt Jesus von seinem und unsrem Vater: Der Herr reagiert genau so, wie es der dritte Knecht erwartet hat. Er reagiert als harter Mann. Für unsere Ohren klingt die Reaktion überhart, unbarmherzig.

Liebe Gemeinde, Jesus scheint das aber wichtig gewesen zu sein, dass wir auch das in aller Deutlichkeit und Härte hören:
Wo wir uns Gottes Sicherheit und Gottes Vertrauen nicht schenken lassen, da bleibt das auch nicht ohne Folgen. Wo wir Gott in unserem Glauben zu einem harten und unbarmherzigen Herrn machen, wie dieser Knecht, da begegnet uns Gott genauso.
Wo wir Gott Vorschriften machen, wie er uns Menschen für welche Taten bestrafen muss, da müssen wir damit rechnen, dass Gott uns genau so begegnet. Wer meint, im Namen Gottes richten zu dürfen - und sei es nur über sich selber, der hat auch mit einem entsprechenden Urteil Gottes über sich zu rechnen - wie der dritte Knecht. Jesus erzählt auch davon über die Maßen anschaulich.

Jesus wirbt so dafür, dass wir Menschen Gott für uns sein lassen, wie der Herr den ersten beiden Knechten gegenüber ist. Mir kommt es wie der verzweifelte um uns Menschen ringende Wunsch Jesu vor, den er im Namen Gottes vorträgt:
„Ihr werdet doch nicht wie der dritte Knecht sein!
Ihr könnt doch darauf vertrauen: Wo Ihr mit Gottes Pfunden wuchert, bleibt das nicht ohne Folgen. Der Euch von Gott anvertraute Segen wird wieder Segen bringen. Sein Euch anvertrautes Vermögen vermag viel bei Euch zu bewirken. Traut Gott das zu!"
So also will Gott uns Menschen, liebe Gemeinde, im Glauben wachsam sein lassen, weil wir eben weder Tag noch Stunde wissen, wo unser Herr, der uns so viel anvertraut und zutraut, wieder kommt.
Aus diesem Gottvertrauen dürfen wir unseren Alltag gestalten.
Und der Friede Gottes, der höher ist als unser Glauben und Handeln, kommt über uns und bewahrt uns in Jesus Christus. Amen



Dekan Peter Huschke
Erlangen
E-Mail: peter.huschke@elkb.de

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