Göttinger Predigten

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ISSN 2195-3171





Göttinger Predigten im Internet hg. von U. Nembach

14. Sonntag nach Trinitatis, 13.09.2009

Predigt zu Lukas 17:11-19, verfasst von Alois Schifferle

Dass die zehn Aussätzigen von Ferne stehen bleiben, war ihnen vom Gesetz her vorgeschrieben. Von ihrer Not angetrieben, wenden sie sich an Jesus und bitten ihn um sein Erbarmen. Dies ist auch der Grund, weshalb sie sich seinen Anweisungen stellen und unterwerfen. Durch Jesus gesundet ihr äußeres Aussehen, das heißt, ihr Leib wird vom Aussatz befreit. Dies führt dazu, dass sie wieder zu ihresgleichen gehen können, dass sie sich neu in die soziale und kultische Gemeinschaft eingliedern, und darin leben können.

Was will uns aber der Evangelist zeigen, wenn er berichtet, dass nur einer zu Jesus zurückkehrt und ihm und Gott dankt - und zwar ein Samariter, für die Glaubensgenossen Jesu ein ‚Heide'? 

Lukas will uns zeigen, dass Jesus keinem das Heil verweigert. Jeder wird heil durch Mark und Bein wenn er in Jesus den ‚Heiland' erkennt. Dieses Gleichnis verdeutlicht, dass wir in unserer konkreten Not jeweils schon stets gefunden sind von der Gnade Gottes - lassen wir uns tatsächlich glaubend auf die Einladung in seine Nachfolge ein! Er allein befreit uns aus all unseren Verstrickungen, Schuld und Sackgassen irdischer und geistiger Natur. Er allein macht uns rein. Wird dies erkannt und nehmen wir diese entgegen gestreckte Hand als Einladung wahr und ernst, dann werden wir zu wirklich Geheilten.

Das Beispiel von den zehn Aussätzigen zeigt schließlich an, dass Jesus den Menschen mehr geben kann, als worum sie flehen: Nicht nur eine geistige Gesundung, sondern auch eine soziale - Die Aussätzigen können zu ihren Familien zurückkehren und sind nicht mehr gezwungen, sich von ihren Dörfern und Städten fern zu halten.

Wenn wir nun diese Erzählung auf Heute übertragen? Stellen wir uns vor, wir würden an SARS oder an einer anderen schleichenden Krankheit leiden. Wie schlimm würde es mich neben der psychischen Belastung treffen, wenn ich keine soziale Integration mehr erfahren würde? Braucht der Mensch nicht gerade in Krankheit und Not Nähe und Zuwendung? Braucht er nicht gerade dann Menschen, die mitleiden, die, wenn's besonders schlimm wird, helfen? Wenn ich in dieser Situation wäre, wie würde ich mich an Jesu wenden?

Könnte ich dann sagen:

„Du, Jesus, hast diesen zehn Personen geholfen. Das finde ich sehr gut! Ich male mir aus, wie sie wieder nach Hause kommen, wie sie ihren Frauen und Kindern die vormals kranken Hände oder Gesichter zeigten. Wie sie sagen: ‚Schau mal hier, ich bin wieder richtig fit. Ich kann wieder für euch arbeiten! Ich kann wieder mit euch leben!' Was muss das für eine Freude gewesen sein, Jesus! 

Du, Jesus, da fällt mir jetzt das Ergebnis einer Umfrage ein. Darin wurden Personen zum Jahreswechsel nach ihren tiefsten Wünschen befragt für das ausstehende neue Jahr. Was war der größte Wunsch: Gesundheit! Als ich das Ergebnis dieser Umfrage hörte, da hab ich gedacht: Ich wünsche mir mehr, als ‚nur' Gesundheit - denn ich werde sicher wieder einmal krank werden. Ich werde einmal sterben.

Liege ich da richtig, lieber Jesus, wenn ich annehme: Du wolltest ihnen mehr geben als ihre Gesundheit? Hat dein Freund Johannes in seinem Evangelium nicht ein Wort von Dir aufgeschrieben, das mir da weiterhelfen kann, dass du nämlich gesagt hast: ‚Ich bin das Licht, das in die Welt gekommen ist'?

Es tut mir gut zu wissen, dass Du über jede Krankheit hinweg dieses Licht sein willst, das in die Welt gekommen ist; dass Du dieses Licht sein willst, das in jeder Dunkelheit leuchtet, selbst im Tod!

Hilf uns, dass wir Dich künftig so sehen!"

Amen.



Prof. Dr. Alois Schifferle

E-Mail: alois.schifferle@ku-eichstaett.de

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