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ISSN 2195-3171





Göttinger Predigten im Internet hg. von U. Nembach

Estomihi, 06.03.2011

Predigt zu Lukas 10:38-42 (Reimpredigt), verfasst von Friedrich Schmidt-Roscher

Reimpredigt zu Maria und Martha

Jesus zieht mit Mann und Maus, von hier nach dort,
predigt Menschen, lädt sich ein, hat keinen festen Ort.
Er ist unterwegs, erzählt von Gott Männer und Frauen,
lädt Groß und Klein ein, seiner Liebe zu vertrauen.

Zu den Freundinnen Jesu zählen auch zwei Damen,
Maria und Martha, wir kennen ihr Dorf nicht mit Namen.
Martha, die ältere Schwester, lädt Jesus in ihr Haus ein,
sie ist froh, für den bekannten Rabbi Gastgeberin zu sein.

Sogleich eilt Martha in die Küche, fängt an zu schaffen.
Holt Holz, zündet Feuer an, – ach es ist gar viel zu machen.
Sie rupft ein Hühnchen, nimmt es aus, pinselt es ein,
wäscht die Hirse, wo ist nur das Mehl? Hab ich vom Wein,

Den besten weißen natürlich kaltgestellt für den hohen Gast
oder roten? Weiß ich überhaupt ob dem Rabbi Wein passt?
Sie schneidet, sie hackt, sie rennt in der Küche hin und her
für Jesus ‚was besond’res zu kochen ist ihr eine große Ehr’.

Sie überlegt, sie sorgt sich, sie kommt ins Schwitzen,
das Essen gelingt, jetzt noch den Tisch herrichten.
Wo ist denn wieder Maria, die Schwester, die Kleine?
Das darf doch nicht wahr sein! Sitzt bei Jesu Beine!

Maria hat alles vergessen und hört die Worte des Meisters
sie wirkt glücklich und alles scheint viel viel leichter.
Keine Sorgen, keine Mühe, nur Freude und Lachen!
„Kein Wunder!“, denkt Martha, „die muss ja nichts schaffen!

Ich sorg für den Rabbi und renn mir den „Herzbännel“ ab,
koch etwas Gutes und bin die ganze Zeit auf Trapp!
Und was tut meine Schwester, diese faule Schnecke?
Nichts! Und nichts! Sogar den Tisch muss ich decken!“

Mit viel Wut im Bauch, spricht Martha Jesus an:
„Das ist doch nicht fair und gerecht, sag was, o Mann!
Maria, spielt die Dame, legt die Hände in den Schoß.
Macht es sich bequem, hört zu und lächelt bloß.

Sag du ihr endlich, dass das so nicht geht!
Vielleicht, dass sie es dann kapiert und versteht
und aufsteht, und in der Küche hilft und schafft.
Dann haben wir das gute Essen gleich gemacht.“

Jesus schaut sie an, mit viel Liebe im Blick.
„Martha, Martha, du bist ganz schön geknickt
Du machst Dir viele Sorgen, schaffst wie verrückt,
aber nur eines ist notwendig, und das genügt!

Maria hat das verstanden, hat ihre Wahl getroffen,
sie hört auf das Wort, ist für die Botschaft offen.
Sie ist eine Jüngerin und hört, was Gott von uns will,
deshalb ruhen ihre Hände, und sie ist ganz still.“

Martha fällt fast der Kochlöffel aus der Hand, verstummt.
Nach Jesu Worten steht sie da belämmert und dumm.
Ihr Kochen, ihre Mühe, Ihre Arbeit für den hohen Gast
Scheint gar nichts wert, scheint alles für die Katz.

Was ist dir wichtig? Was deines Lebens Sinn?
Was strebst Du an, wo willst du einmal hin?
Martha macht sich viel Arbeit und hat große Sorg
Maria nimmt sich Zeit zur Pause, sie ist ganz Ohr.
Kommt’s auf die Arbeit an oder aufs Geld auf der Bank
Oder ist es was anderes, sag es frei und frank!

Sollen wir als Christen in der Nachfolge des Herrn
nicht für andere da sein, nichts tun, nur zuhören gern?
Wo es keine Marthas mehr gibt, wo kämen wir dann hin?
Wenn alle zuhören und lauschen und wie Maria sind?

Die Leute in Haßloch, das kann ich nach drei Jahren sagen,
sind fleißig und strebsam, und sicher keine Maden.
Sie rennen und schaffen, werden ohne Arbeit „malat“.
Wenn man Hilfe braucht, dann steht bald einer parat.

Es gibt Geschichten von 40 Jahre Arbeit und nie krank
von fleißigen Händen und das Geld auf der Bank.
Wenn „de Vadder“ mal krank war, nahm er ne Freischicht.
Ob das auf Dauer wirklich gesund ist – ich weiß nicht?

Erst Arbeit im Betrieb oder Büro, dann in den Garten
die Hände wollen Beschäftigung und kein Warten.
Sie brauchen Aufgaben, wollen schaffen und putzen,
nach getaner Arbeit, noch schnell füttern die „Wutze“.

Es gibt viele Marthas in Haßloch und im pfälzischen Revier
Sogar ein Denkmal fürs Schaffen, gar nicht weit von hier
Der Aniliner steht, nein er rennt, ganz schnell zum Zug,
So ein richtiger Schaffer kriegt von der Arbeit nie genug.

Manch einer schuftet und klotzt wirklich ran
rennt wie ein Hamster im Rad und kann
nicht mehr heraus aus Verpflichtung und Zwang
Ist ein Gefangener seiner Arbeit ein Leben lang.

Was ist dir wichtig? Was deines Lebens Sinn?
Was strebst Du an, wo willst du einmal hin?
Martha macht sich viel Arbeit und hat große Sorg
Maria nimmt sich Zeit zur Pause, sie ist ganz Ohr.
Kommt’s auf die Arbeit an oder aufs Geld auf der Bank
Oder ist es was anderes, sag es frei und frank!

Jetzt geht’s aber los, mit der Kritik an Arbeit und Fleiß
Was ist das für eine Predigt, das ist doch eher äh …Mist.
Gibt es nicht zu viele Menschen bei uns, die nur Vergnügen
das Leben als Party, rumhängen und dolce vita lieben?

Und all die Ehrenamtlichen in Kirche und Vereinen,
die für andere da sind, sich einsetzten und keinen,
wirklich keinen übersehen, sondern besuchen und reden
Muss es nicht solche fleißigen Marthas geben?

Braucht der himmlische Vater uns nicht als Helfer?
denn der Herrgott macht ja wirklich nicht alles selber.
Nein, er will als Bundespartner Männer und Frauen;
die mit ihm eine gerechte und liebevoll Welt bauen.

Jesus sagt ja nicht: Martha, alles was du tust ist Mist.
Aber er spürt: Sorgen haben bei ihr zu viel Gewicht.
Er will vom falschen Sorgen befreien - Martha und uns.
Dass wir wahre Leben wählen, das ist die große Kunst.

Es fehlt Freiheit, wo man nur noch schafft und macht,
vielleicht ist das der Sinn von Karneval und Fasnacht!
Wir dürfen einmal anders sein, eine neue Rolle probieren.
So ein Rollentausch, kann zur Nachdenklichkeit führen.

An Fasching, dürfen die Fleißigen faul sein und lachen
und die anderen haben mal was zu schaffen
Wir sagen unseren Sorgen, eine gute Nacht.
Und hoffen darauf, dass Gott alles gut macht.

An den tollen Tagen geschieht vieles ohne Sinn und Zweck
die Narren sind los und durch die Straßen läuft der Jeck
Zum Leben gehören Lachen, Feiern und Sorglosigkeit
Aber auch Liebe und Freiheit und Barmherzigkeit.

Was ist dir wichtig? Was deines Lebens Sinn?
Was strebst Du an, wo willst du einmal hin?
Martha macht sich viel Arbeit und hat große Sorg
Maria nimmt sich Zeit zur Pause, sie ist ganz Ohr.
Kommt’s auf die Arbeit an oder aufs Geld auf der Bank
Oder ist es was anderes, sag es frei und frank!

Jesus sagt, dass für uns das Höchste Gebot hinienden
heißt: Gott und seinen Nächsten von Herzen zu lieben.
die meisten Frauen und selbst wir Männer wissen,
was mein lieber Nächster nicht darf missen.

Gott, den Herrn zu lieben, ist dagegen schwer!
Das war’s schon immer, heutzutage eher mehr.
Unsichtbar ist Gott und manchen ist er fremd.
Wie kann man lieben, was man nicht mal kennt?

Maria kann uns zeigen, sie macht es uns vor.
Denn sie tut nichts, ist einfach ganz und gar Ohr.
Sie hört auf die Stimme Jesu sie hört auf das Wort,
wo können wir dies finden, an welchem Ort?

Jesus läuft nicht durch die Pfalz von Haus zu Haus.
Um ihm zu begegnen, ihn zu hören, aber braucht`s
ein Haus und andere Menschen und sein Wort.
Das finden wir in der Bibel – nicht am andern Ort.

Wenn wir miteinander Gottesdienst feiern gern,
dann zeigen wir, dass wir lieben Gott, den Herrn.
In der Kirche, wenn wir auf Jesu Worte lauschen
mit anderen sprechen und darüber austauschen,

dann können wir ihm begegnen hier und heute,
alleine oder zusammen mit ganz vielen Leute(n).
Dann nehmen wir ernst, liebe den Herrn, deinen Gott!
Sind ihm ganz nah, nicht erst, wenn groß ist die Not.

Was ist dir wichtig? Was deines Lebens Sinn?
Was strebst Du an, wo willst du einmal hin?
Martha macht sich viel Arbeit und hat große Sorg
Maria nimmt sich Zeit zur Pause, sie ist ganz Ohr.
Kommt’s auf die Arbeit an oder aufs Geld auf der Bank
Oder ist es was anderes, sag es frei und frank!

Keiner lebt ewig, irgendwann kommt das große Muss,
kommt der Tod, ist auf Erden einmal Schluss.
Welche Überschrift wird es dann bei mir geben?
Etwa: Arbeit war sein oder ihr ganzes Leben?

Was ist, wenn ich ohne Arbeit oder krank bin?
Hat das Leben ohne Schaffen, dann noch Sinn?
Mancher fühlt sich überflüssig oder nichts mehr wert.
Ohne Schaffen scheint alles nur noch verkehrt.

Wir können mit Maria lernen, dass zum Leben
auch empfangen gehört, nicht nur immer geben.
Wir brauchen Zeit zum Ruhen und zum Fest,
dass man Gott einen guten Mann sein lässt.

Maria und Martha diese beiden Schwestern
sind höchst aktuell und nicht von gestern.
Denn beide zusammen machen es im Leben richtig,
von beiden können wir lernen, was ist wichtig.

Im Leben von jedem, vom Mann und von einer Frau
braucht es Maria und Martha – das wissen wir genau!
Zeit zum Arbeiten, für andere da sein, schaffen und tun
Zeit um das Wort Gottes zu hören, erholen und Ruh’n.

Denn wir können nicht nur schaffen und geben,
auch empfangen gehört zu einem guten Leben.
Lasst euch das gesagt sein, denn nur eines ist wirklich Not:
lass uns ihn lieben, ihm vertrauen, dem Herrn unsern Gott.

Dieses Vertrauen zeigen wir, wenn wir nicht nur schaffen,
rackern, rennen, schuften, malochen wie die Affen,
sondern Gott die Ehre geben und wirklich nichts tun.
Glauben zeigt sich auch in Sorglosigkeit und Ruhn.

Was ist dir wichtig? Was deines Lebens Sinn?
Was strebst Du an, wo willst du einmal hin?
Martha macht sich viel Arbeit und hat große Sorg
Maria nimmt sich Zeit zur Pause, sie ist ganz Ohr.
Kleine und große Schwester zeigen uns
Geben
und Empfangen, das ist die Kunst.
Amen.



Pfarrer Dr. Friedrich Schmidt-Roscher
Hassloch
E-Mail: pfarramt.hassloch.4@evkirchepfalz.de

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