Göttinger Predigten

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ISSN 2195-3171





Göttinger Predigten im Internet hg. von U. Nembach

Palmarum, 17.04.2011

Predigt zu Markus 14:3-9, verfasst von Gerda Altpeter

 

  1. Und als er in Bethanien war im Haus Simons, des Aussätzigen, und zu Tische lag, kam zu ihm eine Frau, die hatte ein Onyxgefäss mit echtem, wohlriechendem, kostbaren indischen Gewürzöl (Nardenöl). Sie zerschlug das Onyxgefäss und goss es (das Oel) über sein Haupt.

  2. Da waren einige, die konnten das nicht ertragen, und sprachen zu ihm:"Wozu dient diese Verschwendung, die da geschehen ist?

  3. Man könnte das Gewürzöl verkaufen um mehr als 700 Sfr. (300 Denare) und das Geld den Armen geben." Und sie fuhren sie an.

  4. Aber Jesus sprach:"Lasst sie los! Wieso hat sie eine Beschwerde verursacht?

  5. Sie hat ein gutes Werk an mir getan. Ihr habt immer Arme bei euch. Wenn ihr wollt könnt ihr ihnen Gutes tun. Mich aber habt ihr nicht immer.

  6. Sie hat getan, was sie konnte. Sie hat es vorweggenommen, meinen Leib zur Bestattung zu salben.

  7. Amen, ich sage euch. Wo auch immer das Evangelium verkündet wird in der ganzes Welt, da wird man erzählen zu ihrem Gedächtnis, was sie getan hat."

 

Palmsonntag, Gedächtnis an die Konfirmation vor 50 Jahren, damals hat man an diesem Tag konfirmiert.

Die ehemaligen Konfirmanden treffen sich vor der Kirche. Sie sehen sich an. Kennen sie jemanden? Da ruft Hans:"Mensch, Paul! Bist du es? Deine Haare sind grau, aber sonst siehst du aus wie damals!" - „Deine Haare gibt es nicht mehr," lacht Paul," aber sonst kann ich dich gut erkennen." Auch die Frauen reden einander an. Maria erinnert sich an Rachel, Eva an Helga. Nun gibt es ein fröhliches Durcheinander bis die Glocken zum Gottesdienst rufen.

Der Pfarrer hat sich erkundigt, welcher Text damals zur Konfirmationsfeier genommen wurde. Er liest die Geschichte von der Salbung Jesu in Bethanien vor. Dann fragt er die goldenen Konfirmanden, was sie damals nicht ertragen haben. Sie antworten nur mit einem verlegenen Lächeln. Dann antwortet Hans, dass er Mühe gehabt habe mit dem Versprechen, das ihnen abgefordert wurde. Sie sollten versprechen, dass sie immer bei Gott bleiben werden, weil er in Jesus ihnen seine Liebe zeige. Wie kann ein junger Mensch so etwas versprechen? Da sie konfirmiert werden wollten haben sie es alle versprochen. Wer aber hat sein Versprechen gehalten? Keiner sei besonders fromm geworden. Jeder habe zuerst nach einem guten Beruf gefragt oder nach einem guten Ehepartner. Das waren nicht einige sondern viele. Damals waren es vielleicht auch viele, die die Verschwendung des teuren Nardenöls nicht ertragen konnten. Was sollte das Ganze? Einen Lebenden wie einen Toten zu salben, das war doch Unsinn!

Der Pfarrer fragt die anderen Teilnehmer, ob sie das auch so sehen. Wer Hans zustimme möge die Hand erheben. Erstaunlich viele Hände gehen in die Luft. So ist das also. Für Verschwendung haben sie nichts übrig. Bei Sammlungen geben sie immer etwas, nicht viel, aber doch. Sie werden auch nachher etwas in die Kollekte tun. Das gehört sich so. Wir sind doch gute Christen! Wie wissen, was sich gehört. Man kann doch keinen Lebenden behandeln wie einen Toten! Da gehört sich die Salbung, damit der Leichnam sich besser hält. Schliesslich sind die Frauen am Ostermorgen auch zum Grab gegangen, weil sie den Leichnam Jesu salben wollten. Es ist allerdings fraglich, ob sie so teures Oel genommen haben. Woher hatten die überhaupt das Geld?

Die Frauen denken da anders. Eva erklärt, dass die Männer noch immer patriarchalisch denken und handeln. Ihr wie ihren Freundinnen gefällt es, wie Jesus diese Frau verteidigt. Er nimmt sie ernst. Sie glaubt an ihn als den Messias, den Christus. Messias ist Hebräisch und heisst zu Deutsch „der Gesalbte", dasselbe gilt für Christus, das im Griechischen die Salbung bezeichnet. Der Messias muss doch gesalbt werden. Das hat die Frau getan. Die Hauptsache ist doch, dass die Frau an Jesus als den Messias glaubt. Sie fühlt sich ihm verbunden. Sie sagt, dass auch sie sich seit der Konfirmation Christus verbunden fühlt. Sicher, sie ist nicht immer so wie sie sein sollte, aber sie betet jeden Abend, sie bittet dann um Vergebung und darum, dass Jesus sie begleiten möge, damit sie das richtige Verhalten zeigt. Auch die anderen Frauen meinen, dass sie es so halten. Ihr Konfirmator hat sie eben gut geführt. Sie haben ihm alles abgenommen, was er gesagt hat.

Der Pfarrer lächelt und erklärt:"Ja, die Frauen, sie hören oft besser zu als die Männer, die ihren eigenen Gedanken nachhängen. Jesus hat den Frauen dieselben Rechte zugebilligt wie den Männern. Die Kirche hat das später vergessen und ihnen weder Das Pfarramt noch ein Mitspracherecht in den Gemeinden zugebilligt. In der evangelischen Kirche hat sich das erst zur Zeit ihrer Konfirmation vor 50 Jahren geändert. In der katholischen Kirche ist man noch nicht so weit."

Dann fährt er fort mit seiner Predigt. Alle hören aufmerksam zu, die Männer wie die Frauen. Sie hören, dass es darauf ankommt, Jesus zu vertrauen, ihm im Gebet alle Anliegen zu sagen, und auf seine Hinweise zu hören. Jesus verbindet uns mit Gott. Wenn wir bei ihm bleiben, dann tun wir, was er will. Wörtlich übersetzt heissen die sogenannten 10 Gebote:"Ich bin der Herr, dein Gott. Du ehrst deine Eltern, du tötest nicht, du brichst die Ehe nicht du lügst nicht usw." Denn wer anders handelt, der ist nicht mehr bei Gott, sondern handelt nach seinem eigenen Willen. Er ist frei, frei von Gott, aber das ist nicht gut.

In diesem Zusammenhang möchte ich auf die Diskussionen in den Medien eingehen. Wieder einmal geht es um die ärztlich begleitete Selbsttötung. Organisationen wie Dignitas und Exit bieten so etwas an. In manchen Ländern ist es erlaubt, in anderen nicht. Dabei wird nicht gefragt, ob dieser Selbsttötungswunsch tatsächlich von dem Patienten herkommt. Ich möchte euch zwei Personen vorstellen, bei denen das nicht der Fall war. Die eine sprang aus dem Fenster eines dritten Stockes. Sie berichtete mir, dass es wie eine fremde Macht gewesen sei, die sie gezwungen habe zu springen, dabei habe sie es nicht gewollt. Darum habe sie sich zu einer Kugel zusammengerollt und auf dem Boden abgerollt. So sei sie am Leben geblieben. Der andere wurde von seinen Verwandten beredet, mit der Begründung, dass er sterben müsse. Seine teure Pflege sein eine Verschwendung. Man könne das Geld besser verwenden, um den Kindern der Familie eine gute Ausbildung zu bezahlen. Merken Sie, wie ähnlich diese Argumente denen der Tischgenossen Jesu sind? Es geht um Verschwendung, um eine soziale Aufgabe. Es geht in beiden Fällen um die Gegenwart Gottes.

Wenn wir bei Gott bleiben, dann halten wir als Christen zusammen, dann teilen wir, was wir haben, dann leidet niemand Not. Die Welt wird schön, wenn wir so leben. Wir werden glücklich. Bei Gott sind wir geborgen. Mehr brauchen wir nicht.

Heute ist Palmsonntag. Da kommen die goldenen Konfirmanden zusammen. Sie denken an ihre Konfirmation vor 50 Jahren. Sie erneuern ihr Gelöbnis, bei Gott in Christus zu bleiben. Jeden Sonntag dürfen wir unser Versprechen erneuern, dass wir bei Gott bleiben, weil wir da glücklich werden.

Amen.



Dr. theol. Gerda Altpeter
Susten
E-Mail: gerda.altpeter@bluewin.ch

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