Göttinger Predigten

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ISSN 2195-3171





Göttinger Predigten im Internet hg. von U. Nembach

9. Sonntag nach Trinitatis, 21.08.2011

Predigt zu Matthäus 7:24-27, verfasst von Andreas Schwarz

 

Jesus Christus spricht:

24  Darum, wer diese meine Rede hört und tut sie, der gleicht einem klugen Mann, der sein Haus auf Fels baute. 25  Als nun ein Platzregen fiel und die Wasser kamen und die Winde wehten und stießen an das Haus, fiel es doch nicht ein; denn es war auf Fels gegründet. 26  Und wer diese meine Rede hört und tut sie nicht, der gleicht einem törichten Mann, der sein Haus auf Sand baute. 27  Als nun ein Platzregen fiel und die Wasser kamen und die Winde wehten und stießen an das Haus, da fiel es ein und sein Fall war groß.

Liebe Gemeinde,

wenn ein Mensch getauft worden ist, dann ist das ein Anlass, dankbar zu sein und sich zu freuen. Denn es ist ja etwas anders geworden; in das Leben des Getauften ist etwas hinzugekommen, das vorher nicht da war. Eine Zusage, ein Geschenk Gottes an ihn. Mit Namen hat Gott selbst ihn genannt und gerufen und ihm gesagt: 'Du gehörst jetzt zu meiner Familie; ich bin für dich da. Du bekommst jetzt zu deinem Leben eine Grundlage hinzu, die deine Eltern dir nicht geben können. Ein Fundament wird dir gelegt, auf dem du leben kannst, das dich trägt, wenn dein Leben schön und spannend ist, wenn es angenehm und unbeschwert ist; das dich aber auch dann trägt, wenn Gefahren und Sorgen die Freude über­decken, wenn alles aus den Fugen zu geraten scheint.'

Das klingt wahrscheinlich so ähnlich, wie aus einem Werbeprospekt für Versicherungen. Da wird uns ja auch der große Problemfall vor Augen geführt, wie hart und grausam es uns treffen kann, wie gut und sicher aber die Versicherung dann hilft. Eine Versicherung ist dann so etwas wie der gekaufte Zugriff zum sicheren Glück. Eine Versicherungsfirma tatsächlich einmal so geworben:

'Denn wer sich Allianz versichert, der ist voll und ganz gesichert, der schließt vom ersten Augenblick ein festes Bündnis mit dem Glück.'

Da wird etwas versprochen, was gar nicht zu halten ist; aber wer lässt sich nicht gerne locken? Die Erfahrung kennen wir allerdings auch: dass, wenn es darauf ankommt, gerade für unseren speziellen Konfliktfall die Versicherung nicht aufkommt.

Dennoch; es ist keine Frage: wer vernünftig ist, denkt auch an die eine oder andere Versicherung, und sei es, dass man seinen Ehepartner, seine Kinder finanziell ver­sorgt wissen will. Es zeigt schon Vernunft und Weisheit, mögliche Unglücksfälle wenigstens angedacht zu haben; dass wir damit rechnen, was geschehen kann.

So sagt es Jesus Christus auch in seinem Gleichnis vom Hausbau, wenn er den törichten und den klugen Hausbauer miteinander vergleicht. Als gelernter Zimmermann ist er sozusagen vom Fach.

Klug ist ein Mensch, der, bevor er ein Haus baut, überlegt, was alles auf dieses Haus zukommen kann. Welchen Bedingungen und Anforderungen muss es genügen.

Er weiß, dass es öfters zu wolkenbruchartigen Regengüssen kommt. Da ist dann mit gewaltigen Sturzbächen zu rechnen; er muss das Haus schützen, damit es dann nicht weggespült wird. Er weiß, worauf es ankommt: auf das Fundament, auf den Boden, damit sein Haus bei jeder Witterung Bestand hat.

Der Törichte überlegt nicht, kalkuliert nicht die Gefahren und baut da, wo er es gerade am schönsten findet, ohne den Boden zu prüfen.

Und nun stehen die beiden Häuser da, eines so schön wie das andere, äußerlich wohl nicht zu unterscheiden, mit den gleichen Materialien in gleicher Weise gebaut. Aber wenn das Unwetter nun kommt - und in Palästina kommt es ganz bestimmt - dann kommt es gewaltig. Tage und Nächte strömt dann oft das Wasser, als solle eine neue Sintflut eingeläutet werden und alles Land unter sich begraben. Da hat das Haus auf Sand keine Chance, vom Wind weggeweht und von den Mengen des Wassers fortgespült. Das Haus auf festem Boden hat Halt und Standfestigkeit, es kann Sturm und Wasser widerstehen.

So, liebe Gemeinde, erzählt Jesus Christus seinen Zuhörern dies Gleichnis. Vorher haben sie alle die lange und eindrück­liche Bergpredigt gehört. 'Wenn ihr also diese meine Rede, die ihr gehört habt, annehmt, wenn ihr euer Leben danach richtet, dann seid ihr wie im Gleichnis der kluge, vorausschauende Mann, der alle Gefahren übersteht. Wenn ihr aber alles, was ihr von mir gehört habt, wieder vergesst oder in den Wind schlagt, wenn ihr meint, das sei euch keine Hilfe, ihr wollt euer Leben danach nicht richten, dann seid ihr wie jener törichte Mensch, der in der Gefahr keinen Halt hat und darum untergeht.'

Es geht jetzt also darum, ob die Worte Jesu für unser Leben eine Bedeutung haben, ob wir darauf bauen wollen, ob wir uns in aller Konsequenz wirklich auf Jesus Christus einlassen wollen. Wer getauft ist, für den ist diese Entscheidung ist grundsätzlich längst gefallen, dessen Haus steht auf festem Grund. Die Eltern melden ihr Kind an und bringen es in der Taufe zu Jesus Christus; sie werden gefragt, ob das Kind zu Jesus gehören soll, ob es ein Kind des Lebens sein soll, ob sie selbst mit Hilfe der Paten dem Kind helfen wollen, im Glauben an Jesus zu wachsen. Und da sie zu all dem 'JA' gesagt haben, bekommt das Kind ein neues, festes Fundament für sein Leben. Auf dem Funda­ment Jesus Christus kann nun das Lebenshaus entstehen. Das Leben wird erweisen müssen, ob solch eine Entscheidung richtig war und ob der Getaufte mit seinem Glauben in diese Ent­scheidung hineinwächst. Das ist nicht nur eine Sache von Worten und Gedanken, denn der gelebte Glaube wird früher oder später schweren Belastungsproben ausgesetzt sein. Klug ist, wer das in seine Lebensplanung eingerech­net hatte.

Was das für Belastungen und Krisen sind, kann sehr unterschiedlich sein, wir können uns eben nicht gegen alles versichern, niemand kann sein Leben auch nur um eine Spanne verlängern. Vielleicht lebe ich heute sorglos und unangefochten; für diese Lage würde das in den Sand gebaute Haus genügen. Ich weiß aber nicht, in welche Sorgen, in welches Leid ich morgen schon geraten kann. Töricht wäre es in jedem Fall, sich selbst zu beschwichtigen 'so schlimm wird es schon nicht werden'; 'es wird schon wieder' - das könnte ein böses Erwachen geben. Ich muss damit rechnen, dass es in meinem Leben Situationen geben kann, in denen mein Glaube auf harte Proben gestellt wird. Überstehen kann ich sie nur, wenn mein Glaube einen festen, unverrückbaren Grund hat. Das gilt in ganz besonderer Weise, wenn wir die Bildersprache Jesu verstehen; Sturm und Wasser sind Hinweis auf das Jüngste Gericht. Dahin geht letztlich jedes menschliche Leben. Und auf welchen Grund jemand sein Leben aufgebaut hat, kommt an diesem Ende zum Vorschein. Jetzt ist die Gefahr groß, diesen Gedanken gar nicht erst zu denken; oder aber sich in einer eigenen Gerechtigkeit sicher zu fühlen und sich darin häuslich einzurichten. 'So schlecht bin ich gar nicht; die meisten sind sicher schlechter; und ich habe mich immer bemüht, anständig und unauffällig zu leben.'

Die Rede Jesu, um die es geht, die Bergpredigt also, deckt aber sehr unerbittlich auf, wie wir unser Leben gestalten; auch mit all den Dingen, die wir heimlich taten und dachten, die wir für unentdeckt hielten. Der Schleier, die Maske wird am Ende entfernt - und die Frage ist dann: welches Fundament trägt mich, wenn ich enttarnt bin?

Klug ist der Mensch, der genau damit gerechnet hat und dessen Haus des Glaubens den einzigen Grund hat, der auch im Gericht hält und trägt. Paulus hat es einmal so gesagt: 'Einen andern Grund kann niemand legen als den, der gelegt ist: Christus Jesus.' Das Wort ist für uns heute sehr wichtig: der Grund ist gelegt; wir müssen ihn nicht erst legen. Die Taufe ist genau der Punkt im Leben eines Menschen, an dem ihm der Grund persönlich geschenkt wird; jetzt steht mein Leben auf Jesus Christus.

Der Hinweis auf das Gericht muss mir keine Angst machen, denn auf dem Grund Jesus Christus führt mein Leben ins ewige Leben. Da brauche ich das Gericht nicht zu fürchten. Klug ist, wer sein Leben nach den Worten Jesu ausrichtet: d.h. sein Wort hört, ernst nimmt, also erkennt: hier geht es nicht um mehr oder weniger interessante theolo­gische Zusammenhänge, sondern um mein Leben; das Wort Jesu gerne hören und lernen, wie Luther zum 3.Gebot sagt; sich von seinem Wort einladen lassen zum Gottesdienst, zur Beichte, zur Feier des heiligen Abendmahles; sein Wort auch im Leben wirken lassen: Gott loben und danken, im Gebet mit ihm in Verbindung bleiben - und nicht zuletzt: sich dem Nächsten aufmerksam und liebevoll zuwenden, die Schöpfung Gottes dankbar und ehrfürchtig bebauen und bewahren.

Das alles ist nichts anderes, als aus seiner Taufe zu leben; d.h. also das zu leben, wozu die Taufe auf den Weg setzt. Mit dem Wort Jesu im Glauben wachsen und leben und darum klug sein. Solche Klugheit trägt im Gericht und bringt ewiges Leben. Das schenke Gott uns allen durch Jesus Christus. Amen.



Pfarrer Andreas Schwarz
Pforzheim
E-Mail: p.andreas.schwarz@gmail.com

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