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ISSN 2195-3171

Trinitatis, 03.06.2012

Predigt zu Römer 11:33-36, verfasst von Carsten Sauerberg

Liebe Gemeinde;

Erklär doch mal die Trinität. Nein, nicht philosophisch, nicht dogmatisch. Einfach, eingängig, bildlich. 1+1+1=1. Wie soll das gehen? Moslems und Juden sagen ganz klar: Ihr Christen habt ja drei Götter. Ihr tut nur so, als hättet ihr nur Einen. Eigentlich habt ihr drei, im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Das sind drei.

Erklär doch mal Trinität. Oh ja, jetzt könnte ich mein ganzes Wissen hervorkramen. Für irgendetwas muss das Studium doch gut gewesen sein. Der Personbegriff des griechischen Theaters. Person nicht Persönlichkeit, sondern die Maske des Schauspielers, ein Gott in drei Maskierungen, ein Wesen, drei Personen...Stopp, genauso nicht. Einfach, bildlich.... Ok. Bildlich.

Vor ziemlich genau einem Jahr, im Juni 2011, fand in Österreich im Kulturzentrum der Minoriten eine Kunstschau statt, in der moderne, zeitgenössische Künstler Bilder zeigten zu genau diesem Thema: Erklär doch mal Trinität: 1+1+1=1.

Bild. Ich mache ein Bild von unserem Küster. Mit der Kamera. Das ist er dann doch da drauf, oder? Mit seinem dunklen Anzug, mit seriöser Würde das Gesangbuch ausgebend...ein Herr in seiner Kirche. Ist er das? Ich mache ein anderes Bild, Dienstags beim Rasenmähen, in grüner Arbeitskluft, mit Ohrschützern, ein Arbeiter, ist er das? Noch ein Bild, in Pfadfinderkluft seiner Jugend, mit Gitarre am Feuer, strahlende Augen, großer Junge, ist er das? Noch ein Bild: in Feuerwehruniform, stellvertretender Wehrführer, schneidig, mit Lametta auf den Schultern, ist er das? Er ist es immer, aber kein Bild fängt ihn ganz ein. Trinität: den ganzen Gott in einem Bild einfangen, was für eine Aufgabe. Mach Dir kein Bildnis, das Verbot des AT lauert, das kann ja nur schief gehen.

Sie - liebe Besucher- haben eine Postkarte bekommen. Eine Bildkarte. Franz Sattler, ein Photograph aus der Steiermark, 1952 geboren, hat diese Karte, dieses Bild gemacht als Teilnahmebeitrag zu der vorhin erwähnten Ausstellung „Erklär doch mal Trinität". Er nennt sein Bild: yellow-magenta-cyan. Das ist alles. (Anmerkung: Postkarte bestellbar bei www. gottesdienstinstitut. org, da auch abgebildet)

Sattler ist Photograph. Früher wurden Photographien im Labor entwickelt. Heute werden die Bilder auf Tintenstrahldruckern ausgedruckt. Fast jeder, der einen Computer hat, hat auch solch einen Drucker. In diesen Druckern sind vier Farbpatronen, eine Schwarze, die lassen wir mal weg. Und je eine in yellow (gelb), magenta (bonbonrot) und cyan (blautürkis). Diese drei Farben mischt das Gerät beim Farbdruck so, das damit jede, jede in der Natur vorkommende, für unser Auge wahrnehmbare Farbe aufs Bild kommt. Jede.

Gott als großer Drucker, der mit drei Farben alles schaffen kann, was uns wahrnehmbar ist, vielleicht auch noch mehr, aber das geht uns dann ja nichts an.

Mit Gelb, der Farbe des Lichtes und des Goldes, das Leben überhaupt. Mit dem Magentarot, das auch ein wenig an Purpur und Blutrot erinnert, alle unsere tiefen, aufwühlenden Gefühle, Liebe, Zorn, Schmerz, Opfermut, Tränen, Glück und Leid, Scham und Reue. Mit Cyan, der Farbe des Himmels und des Meeres, unsere Sehnsüchte nach Ewigkeit, Frieden, Ruhe, Freiheit. Alles, was wir sind und empfinden, alles ist Abdruck der Schaffenskraft Gottes. Einer, der in drei Farben wirkt und eine wunderbare, unendlich vielfältige, bunte, faszinierende Welt zustande bringt. Einer in der Farbe Vater, in der Farbe Sohn, in der Farbe Geist.

So sieht Franz Sattler das. Erklär mal Trinität. Mit einem Bild. Einfach. Begreifbar, fühlbar. Gott ist wie yellow, magenta, cyan im Drucker, das ist mein Bild, sagt Franz Sattler. Drei in Einem. Geht doch. So kann man es doch machen, nicht wahr? 1 und 1 und 1 gibt eben einen Gott und eine ganze, bunte, tausendfach farbige, in millionen Bildern darstellbare, und doch nie ganz erfassbare Welt.

Denkt an meine Küsterfotos. Wir können 1000 Stück von ihm machen, und immer ist er nicht ganz und gar darauf, aber immer sind er, und wir anderen auch, gedruckt mit yellow-magenta-cyan. Geschaffen und gewollt, geliebt und erlöst, getröstet und behütet von Vater, Sohn und Geist.

Amen