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ISSN 2195-3171





Göttinger Predigten im Internet hg. von U. Nembach

Sonntag vor der Passionszeit Estomihi, 10.02.2013

Predigt zu Lukas 18:31-43 (Närrische Reimpredigt), verfasst von Friedrich Schmidt-Roscher

 

 

 

Närrische Reimpredigt

 

Die hohe Zeit der Narren ist nun angebrochen,

manch' Einem steckt das Feiern in den Knochen,

geschunkelt, getanzt und gesoffen die Nacht.

in Rathäusern und Gassen sind Narren an der Macht.

 

Die Narren spielen mit sich und uns verkehrte Welt:

nur Liebe zählt und Tanz, nicht Arbeit noch Geld,

Oben ist unten, hässlich ist schön, arm ist reich.

in den tollen Tagen - so scheint's - sind alle gleich.

 

Auch Jesus ist unterwegs mit seinem Jünger Zug,

sie gehen nach Jerusalem, zeigen närrischen Mut,

sie haben alles verlassen, folgen dem Gottes Mann,

in der Hoffnung, dass er die Welt ändern kann.

 

Jesus geht nach Jerusalem, der Gefahr sich bewusst:

Leiden und Tod vor Augen und Angst in der Brust.

Petrus und Johannes reiben sich verwundert die Augen,

auch die übrigen 10 können Jesu Rede kaum glauben.

 

Sie verstehen diesen Weg nicht, Jesus führt Gott.

Er spart ihm nicht Leiden, Hohn, Folter und Tod.

Doch Jesus sieht weiter, sieht göttliches Licht,

das von Ostern her die Dunkelheit durchbricht.

 

Uns geht es wie den Jüngern, wir versteh'n oft nicht,

Gottes Wege mit Jesus erscheinen doch wunderlich.

Zum Sieg durch Leiden, zum Leben durch Tod,

ein närrischer Plan - doch der Plan kommt von Gott.

 

 

 

Auch mein eigenes Leben mit all dem Gewimmel.

Mit Tiefen und Höhen, mit Hölle und Himmel,

was manchmal als Sieg und Erfolg rasch verbucht.

Sich später als gar nicht so strahlend entpuppt.

 

Was schwierig, mühsam oder traurig im Leben,

verwandelt sich im Rückblick manchmal zum Segen.

Unsre Wege sind verschieden mal gerade, mal krumm

dass Gott mit uns mit geht, ist gar nicht so dumm.

 

Jesus stellt sich dem Leiden und nimmt es an,

trägt sein Kreuz für dich und mich und jedermann.

Sein Weg kann uns helfen, Leiden zu tragen.

Nicht ergeben, sondern nach dem Sinn uns fragen.

 

 

Wie leben wir Menschen in der verrückten Welt?

Es scheint nur zu zählen schnelles Glück oder Geld.

Es geht um Genuss, Sucht nach Leben und Gier,

unterscheidet das alles uns noch vom Tier?

 

Jesus öffne die Augen für ein anderes Leben:

Nicht nur zugreifen, sondern selbst etwas geben.

Er zeigt anderes Leben aus der Kraft der Güte:

Tiefe Freude, Vertrauen und verschenkende Liebe.

 

 

In Jericho kommt der Jünger-Zug an einem Blinden vorbei,

ein namenloser Mann, doch sein Schicksal ist nicht einerlei.

Er kann nicht sehen und bettelt und ist ganz Ohr.

Er wartet, wartet und wartet auf Hilfe und beschwor:

 

 

„Wenn einer kommt, der wirklich helfen kann,

darf ich nicht versäumen diesen Mann."

Einer, der nicht Geld gibt, sondern neues Leben.

Darauf setzt er Hoffnung, bei Gott, dass muss es geben!

 

Dann hört er die Menschen, den Aufruhr, die Enge

Jesus von Nazareth ganz nah in der Menge.

Er ruft, er schreit, wird lauter, nicht leiser:

„Du, Sohn Davids, erbarme dich meiner!"

 

Die anderen zischen, „Halts Maul, blinder Mann."

„Der Rabbi aus Galiläa dich eh nicht hören kann."

Er horcht, dann ruft er laut, dann schreit er:

„Du, Sohn Davids, erbarme dich doch meiner!"

 

 

 

Jesus horcht, bleibt steh'n, der Lärm ist vorbei.

Stille breitet sich aus, fern ist jedes Geschrei.

Jesus kommt und obwohl seine Augen nichts sehen,

sieht der Blinde den Heiland vor sich stehen.

 

„Was willst du, dass ich für dich tu?",

fragt Jesus den Blinden, und schon im Nu,

steht die Menge im Kreis und wartet gespannt.

Der Blinde sagt nur: „Herr, dass ich sehen kann!"

 

Der Blinde fühlt deutlich des Heilands Blick.

Dann hört er das Wort, das sein Herz entzückt.

Und schon merkt er wie seine Augen auf gehen.

„Dein Glaube hat dir geholfen. Du sollst sehen!"

 

 

 

Nach Jesu Worten das Wunder geschieht.

Die Menge staunt stumm, der Blinde sieht.

Doch er bleibt nicht stumm, muss reden und loben,

den Gott, seinen Heiland, den Ewigen dort oben.

 

Denn Gott, bleibt nicht oben im Himmel,

kommt hier auf die Erde ins Menschengewimmel.

Bewegt Herzen und Menschen durch ewiges Wort,

weckt Vertrauen, weckt Leben an gottfernem Ort.

 

Wie leben wir Menschen in der verrückten Welt?

Es scheint nur zu zählen schnelles Glück oder Geld.

Es geht um Genuss, Sucht nach Leben und Gier,

unterscheidet das alles uns noch vom Tier?

 

 

 

Jesus öffne die Augen für ein anderes Leben:

Nicht nur zugreifen, sondern selbst etwas geben.

Er zeigt anderes Leben aus der Kraft der Güte:

Tiefe Freude, Vertrauen und verschenkende Liebe.

 

Wo Gott auf den Plan tritt, bleibt nichts, wie es ist,

seine Liebe auch Leidenswege aufbricht.

Das lässt uns hoffen auch in dunklen Leiden,

zu Gott zu flehen, dass die Not muss weichen.

 

In den Augen der Menschen, in den Augen der Welt,

zählt Erfolg, Vernunft, Wissenschaft und Geld.

Nur wirkliche Narren setzen Vertrauen auf Gott,

Beten, hoffen auf Wunder; dafür ernten sie Spott.

 

 

 

So sind wir denn Narren, an diesem närrischen Ort,

dieser Welt, der so oft fehlt das erlösende Wort.

Das Wort, das Menschen froh macht und heilt,

das Wort der Vergebung, das Gott mit uns teilt.

 

Denn Christus ist der Heiland der Welt,

ihn kümmert nicht Macht, Schmuck oder Geld,

ihn kümmert jedoch wie es dir oder dir geht.

Der fragt, was dich bedrückt und bewegt.

 

 

Der Messias nimmt sich der Verlassenen an,

ist für die da, denen man nicht mehr helfen kann.

Ein Narr der Hoffnung, ein Verrückter im Herrn.

Vielleicht haben ihn deshalb die Verlornen so gern.

 

 

Sein Zug führt nach Jerusalem, es geht bergauf,

langsam ein Zug der Narren, kein Dauerlauf.

Reihn wir uns ein in den Zug der Narren im Herrn,

mit Hoffnung im Herzen und Jesus so gern!

 

Im Vertrauen, dass die Welt nicht so bleibt wie sie ist,

dass das Licht von Ostern das Leiden durchbricht;

und wir als fröhliche Narren, von Hoffnung belebt,

Menschen helfen, Gott loben, von Liebe bewegt.

 

Am Ende zieht unser närrischer Zug in die Stadt,

die vor langer Zeit Gott den seinen bereitet hat.

Jerusalem genannt, himmlische Stadt ohne Leid und Not.

Dort spotten wir Narren in Christo über Gevatter Tod.

 

 

 

Wie leben wir Menschen in der verrückten Welt?

Es scheint nur zu zählen schnelles Glück oder Geld.

Es geht um Genuss, Sucht nach Leben und Gier,

unterscheidet das alles uns noch vom Tier?

Jesus öffne die Augen für ein anderes Leben:

Nicht nur zugreifen, sondern selbst etwas geben.

Er zeigt anderes Leben aus der Kraft der Güte:

Tiefe Freude, Vertrauen und verschenkende Liebe.

Amen

 

 



Pfarrer Dr. Friedrich Schmidt-Roscher
Haßloch
E-Mail: Fschmidtroscher@gmail.com

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