Göttinger Predigten

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ISSN 2195-3171





Göttinger Predigten im Internet hg. von U. Nembach

7. Sonntag nach Trinitatis, 14.07.2013

Predigt zu Lukas 9:10-19, verfasst von Peter Huschke



Gnade sei mit Euch und Friede von Gott, unserm Vater, und unserm Herrn, Jesus Christus!

 

Liebe Gemeinde, uns tut es ja manchmal so richtig gut, wenn wir merken: Unser christliche Glaube hat sich bewährt.

Manchmal zweifeln wir eben doch, ob das mit dem christlichen Glauben wirklich was bringt. Da beten wir mit Hingabe und in unseren Augen bringt das nichts. Da versuchen wir mal, uns ganz bewusst als Christen zu verhalten. Wir gehen auf jemanden zu oder vermeiden einen Streit. Das Ergebnis ist nicht wie erwünscht. Da setzen wir uns voll ein und stellen diesmal unsere Anliegen im Vertrauen auf Gott zurück. Es ist aber für die Katz. Wir ernten Spott und Misserfolg.

Auch Jesu Jüngern scheint das so gegangen zu sein. In der Bibel wird ja öfters von ihrem Scheitern erzählt. Sie geben mehrmals wahrlich keine gute Figur ab.
Es kann uns in unseren Glaubenszweifeln und Misserfolgen trösten, dass Jesus trotzdem sie als seine Jünger bei sich behielt und sich weiter mit ihnen auf den Weg machte.
Aber gelegentlich hätten wir es ja dann doch auch gerne, dass unser Glaube was bringt Wir möchten ein wenig stolz auf unsern Glauben sein, den Gott uns wie den Jüngern Jesu schenkt.
Ab und zu können wir das ja auch sein. Wir spüren in manchen Lebenslagen, wie toll es ist, wenn uns Gott so einen Glauben schenkt. Wir sind glücklich über unser Gottvertrauen und merken, dass es sich lohnt, zu glauben und bewusst als Christin oder als Christ zu leben.
Von solchen Erfolgserlebnissen der Jünger Jesu aufgrund ihres Gottvertrauens wird im heutigen Predigttext gleich zwei Mal erzählt.

Vielleicht fallen uns dabei ebenfalls Erfolgserlebnisse unseres Glaubens ein. Vielleicht können wir uns von den Jüngern Jesu und Jesu Umgang mit ihnen etwas abschauen für unsere Erfolgserlebnisse in unserem Leben als Christin und Christ.

Kurz vor unserem Predigttext hieß es: V. 1. 2. 6.

Und jetzt wird erzählt, wie die Jünger Jesu so richtig stolz von ihrem ersten Predigteinsatz zurückkommen und gleich noch etwas Wunderbares erleben dürfen. Aber hören Sie die Verse 10 bis 17 aus dem neunten Kapitel des Lukasevangeliums selber:

(Textverlesung)

Das Erste, was mir für meinen Glauben und mein Gottvertrauen aus diesem Evangelium wichtig ist:
Nach ihrer ersten erfolgreichen Verkündigung des Evangeliums erzählen die Jünger Jesus vom Erlebten. Das scheint mir für mich ebenfalls wichtig. Es tut mir gut, wenn ich mitten im Tag oder am Ende des Tages Gott oder Jesus „Danke" sage für das, was mir nach meiner Überzeugung mit Gottes Hilfe gelungen ist. Das kann ein kurzes „Danke" sein. Das kann ein längeres Gebet sein. Vielleicht erzähle ich sogar jemand Anderen davon. Es stärkt meinem Glauben nach meinem Erleben, wenn ich mit Gott über das im Gespräch bleibe, was ich ihm als Erfolg meines Glaubens meine zu verdanken.

Und das ist das Zweite, was ich von den Jüngern lernen möchte. Sie ziehen sich mit und zu Jesus zurück. Sie hören von Neuem auf ihn. Sie schauen wieder auf seine Taten. Auch das könnte mir gerade nach schönen Erlebnissen gut tun. Wieder auf das Evangelium hören, wieder in der Bibel lesen, mit anderen darüber reden.

Das stärkt mich. Glaube hat dann hoffentlich nichts mit Selbstherrlichkeit zu tun. Mit meinem Glauben habe ich Gott nicht im Griff. Ich muss weiter auf ihn schauen. Ich darf aber auch weiter mit ihm rechnen. Ich darf vertrauen, dass Gott mir meinen Glauben stärkt mit Erlebnissen, die ich als Erfolg meines Glaubens einstufen kann.

Dass wir da für unser Tun ganz auf Gottes wunderbare Begleitung rechnen dürfen, macht nun deutlich, was die Jünger weiter in unserem heutigen Evangelium mit Jesus erleben:

Die Jünger haben die vielen Menschen im Blick, die Jesus zuhören. Sie wollen sich um diese Menschen kümmern. Sie schauen von sich selber weg und bekommen so andere in den Blick. Sie haben eine völlig vernünftige Idee: Sie sagen allen, dass sie vor Sonnenuntergang in die nahe liegenden Dörfer gehen und sich um Essen und Trinken kümmern sollen. Sie wollen, dass für Leib und Seele gesorgt wird. Sie entwickeln einen für mich plausibel klingenden Plan. Mir wäre wohl nichts Besseres eingefallen.
Und dann erleben die Jünger in ihrem Vertrauen auf Jesus etwas Anderes: Jesus kann noch über unsere plausiblen Pläne und guten Ideen hinaus viel mehr bewirken als wir. Sie haben es vorhin gehört. Jesus macht aus dem Vorhaben der Jünger etwas, was den Jüngern und uns nicht möglich ist. Er lässt Menschen ein Wunder erleben: Alle werden satt. Alle bekommen als Evangelium auch Essen und Trinken. Die Jünger dürfen durch Jesus erleben: Gott kann immer noch mehr als wir Menschen mit unseren noch so gut geplanten Vorhaben.

Das ist mir ebenfalls wichtig für meine Erfolgserlebnisse im Glauben: Ich darf immer noch mit etwas mehr rechnen. Es bleibt nicht bei meinem vernünftigen Einsatz. Ich darf meine Schwierigkeiten mit Gottes Hilfe für bewältigbar halten. Meine Versuche sind nicht alles. Gott kann aus meinen Anfangsversuchen noch viel mehr werden lassen. Diese Zuversicht brauche ich in meinem Glauben, wenn ich mich konkreten Herausforderungen stellen muss.
Wir dürfen damit rechnen, dass Gott noch mehr bewirken kann, wenn wir wie die Jünger unsere Probleme ernsthaft anpacken.

Dieses Vertrauen auf Gott hilft mir, damit ich vor manchen Problemen nicht die Augen schließe und davon laufe, weil ich weiß: Allein schaffe ich das nicht.
Ihnen fallen da sicher Situationen ein, in denen es Ihnen so ging oder geht - mit Kindern, mit der Familie, mit Freunden, in Ihren Beziehungen zu anderen Menschen. Erst recht, wenn ich auf unseren Umgang mit der Schöpfung und auf die großen politischen Herausforderungen schaue, merke ich: Es hilft enorm, wenn ich Gott zutraue, dass er wie damals bei seinen Jüngern noch mehr in der Hinterhand für seine Menschen hat, als ich organisieren und bewirken kann.
Das ermöglicht mir, meine kleinen Schritte zu gehen. Ich kann meine kleinen Schritte dann immer mal wieder als Erfolgsgeschichten wahrnehmen, in denen Gott mit mir unterwegs war oder ist - wie Jesus damals mit seinen Jüngern unterwegs war.
Gott kann noch mehr, was ich nicht kann und auch nicht können muss. Ich habe meine Grenzen wie die Jünger und das macht Gott gar nichts.

Interessant ist dabei übrigens im heutigen Predigttext:

Jesus gibt zum Geistlichen das Leibliche. Jesus gibt zum Abendmahl auch das Brot für die Welt. Beides gehört für Jesus zusammen. Evangeliumsverkündigung geht nicht ohne Diakonie. Körper, Seele, Geist und alles, was uns Menschen sonst ausmacht, gehören für Jesus zusammen. Nichts von alledem ist für ihn weniger wert und darf vernachlässigt werden. Deshalb sorgt er in dieser Erzählung für Essen und Trinken, um die Menschen Gottes Güte erfahren zu lassen.

Wortkarg ist Gott sei Dank die Erzählung an dem Punkt, wie Jesus das gemacht hat. Anders als andere Wundergeschichten in der Antike erfahren wir da so gut wie nichts. Keinen Zauberspruch, keine besondere Handlung. Jesus geht es also nicht um Rezepte. Nur der Dank an Gott wird erwähnt. Aus diesem Dank an Gott kann Großes wachsen mit Gottes Hilfe. Mehr gibt es nicht zu erzählen.

Und, liebe Gemeinde, das erinnert mich an manches, was ich in meinem Leben als Wunder erleben durfte: Es hat wider Erwarten doch geklappt. Wir haben uns doch versöhnt. Uns gelang ein kleiner Anfang zu einer großen Erfolgsgeschichte. Es ist trotz eines Fehlers von mir nichts passiert. Aber es gibt für solche Dinge, die ich als Erfolgserlebnisse im Glauben erlebe, eben keine Patentrezepte. Ich erlebe sie als Wunder, als nicht machbar. Andere sprechen von Zufall und finden ganz rationale Erklärungen. Mit bleibt nur, Gott zu danken für das, was er mich als Wunder hat erleben lassen.

Und noch etwas ist in dieser Erzählung des Evangeliums für mich wichtig: Wenn Gott in das Leben von Menschen eingreift, bleibt etwas für andere übrig. Hier sind es zwölf Körbe gleichsam als Wegzehrung für die 12 Jünger, die das Evangelium verkündigen. Viel zu viel als Nahrung auf dem Weg. Es muss weiter ausgeteilt werden.
Bei unserem Gottvertrauen bleibt genug übrig, um weitergegeben zu werden - geistlich und leiblich. Wir können füreinander da sein mit dem, was Gott uns in unserem Glauben als Erfolg erleben lässt. Wir können einander weiter geben und uns so stärken.

So hat Jesus es uns in Gottes Namen vorgelebt: Jesus hat Menschen in ihrem Glauben an Gott gestärkt und sie körperlich nicht verhungern lassen. Beides traut Jesus seinen Zwölfen und uns zu. Deswegen schenkt er ihnen und uns genug gute Ideen und Gottvertrauen, schickt uns los und gibt uns zu manchem Scheitern auch Erfolgserlebnisse. In unserem heutigen Predigttext wurde davon anschaulich erzählt.

Solchen Glauben, solches Gottvertrauen schenke Gott uns jeden Tag neu. Wie Jesus damals seine Jünger erleben ließ, dass er noch viel mehr kann als sie, so lasse Gott sich auch von uns erleben.

Gott stärke unser Gottvertrauen jeden Tag neu, damit bei uns auch noch was für andere übrig bleibt und wir das anpacken können, was bei uns jetzt dran ist.

Und der Friede Gottes der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus.

Amen.



Dekan Peter Huschke
91054 Erlangen
E-Mail: peter.huschke@elkb.de

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