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ISSN 2195-3171





Göttinger Predigten im Internet hg. von U. Nembach

Epiphanias, 06.01.2014

Predigt zu 2. Korinther 4:3-6, verfasst von Ulrich Nembach

Liebe Gemeinde,

wir feiern heute Epiphanias. In manchen Bundesländern ist darum der heutige Tag ein Feiertag, so in Baden-Württemberg, in Bayern und in Sachsen-Anhalt. Für andere Bundesländer ist es ein normaler Arbeitstag, und viele Menschen – auch in den genannten Bundesländern – können mit dem Tag nicht viel anfangen. Dabei macht der heutige Tag uns auf etwas Großes, Gewaltiges, die Welt Veränderndes aufmerksam. Es geht darum, deutlich zu machen, was es heißt, dass Christus geboren ist.  Diese Tatsache greift in unsere Leben ein, tief ein. Unser heutiger Predigttext aus dem 2. Kor. 4,3-6 macht das deutlich. Ich lese den Text:

3 Ist nun aber unser Evangelium verdeckt, so ist's denen verdeckt, die verloren werden,
4 den Ungläubigen, denen der Gott dieser Welt den Sinn verblendet hat, dass sie nicht sehen das helle Licht des Evangeliums von der Herrlichkeit Christi, welcher ist das Ebenbild Gottes.  5 Denn wir predigen nicht uns selbst, sondern Jesus Christus, dass er der Herr ist, wir aber eure Knechte um Jesu willen.
6 Denn Gott, der sprach: Licht soll aus der Finsternis hervorleuchten, der hat einen hellen Schein in unsre Herzen gegeben, dass durch uns entstünde die Erleuchtung zur Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes in dem Angesicht Jesu Christi.

 

1.

Es geht um Leben und Tod. Es gibt Menschen, die die Herrlichkeit Christi nicht sehen. Sie sind „verblendet“, wie Paulus schreibt. Wenn man verblendet ist, sieht man, aber man sieht nicht richtig. Wir kennen das vom Autoverkehr. Wenn uns die Sonne blendet, können wir leicht einen Unfall bauen. Die Autoindustrie ist verpflichtet, die Scheinwerfer unserer Autos so zu bauen, dass wir die Scheinwerfer abblendet können, wenn uns jemand entgegenkommt.

So wie partiell im Autoverkehr ist es in unserem ganzen Leben. Wir können verblendet sein und nicht Jeus Christus erkennen. Sehen wir Weihnachten ein niedliches kleines Kind in der Krippe oder den Herrn der Welt? Hören wir Bachs Weihnachtsoratorium als schöne Musik, als Musik, die uns anspricht, ja ergreift? Oder hören wir die Musik als Verkündigung der weltbewegenden Nachricht vom Eintreffen des Herrn der Welt?

Bach selbst lässt seine Musik mit Trommeln beginnen. Der Chor singt, ja ruft laut:

Jauchzet, frohlocket! Auf, preiset die Tage!
Rühmet, was heute der Höchste getan.

Später singt der Chor:
Wie soll ich dich empfangen,
und wie begegn´ ich dir?

Ja, wie sollen, können wir Jesus empfangen?

Welchen Aufwand treibt eine Firma, wenn sie ein bedeutender Politiker besucht?! Welchen Aufwand treiben wir, wenn wir einen runden Geburtstag feiern?!

Und hier geht es um die Geburt des Herrn der Welt!  - In meinem Text stehen hier lauter Ausrufezeichen. Wie soll ich dieses Ereignis anders beschreiben? Ich weiß nicht, on Sie an meiner Stimme diese Ausrufezeichen hören können. Bach hat es als Musiker einfacher. Er setzt Trommeln ein.

Es gibt Menschen, die die Herrlichkeit, das große Licht nicht sehen. Die Hirten in der Weihnachtsgeschichte sehen das Licht. Wir können uns das Licht nur schenken lassen. Wir dürfen nicht geblendet sein.

In unserem Alltag fahren manche selbst am hellen Tag mit aufgeblendeten Scheinwerfern und zwar nicht nur im Straßenverkehr. Mancher wird vom Geld geblendet. Neulich lief im Fernsehen ein Krimi. Ein Makler bezahlt einen Mann sehr gut, damit dieser Menschen aus ihrer Wohnung vertreibt, damit dann sein Chef die Wohnungen aufwendig sanieren kann, um so gut zu verdienen.

Macht in der Firma, im Geschäftsleben, in der Politik blendet manchen. Wieviel Unrecht geschieht auf diese Weise?

2.

Die Verblendung geschieht auch innerhalb der Mauern einer Kirche. Paulus muss sich gegen Kritiker in den eigenen Reihen wehren. Kritiker sagen, er, Paulus verkündigt nicht recht das Evangelium. Sie werfen ihm Schwachheit vor. Nun, er ist schwach, kränklich. Er ist keine Gestalt, die äußerlich fasziniert. Heute, auf unsere Zeit übertragen, so ein Mann könnte nicht Schauspieler werden.

Dass er die äußerlichen Mängel, Leiden ertragen kann, dass er die innerkirchliche Kritik ertragen kann, liegt daran, dass Gott ihm beisteht. Paulus schreibt:

6 Denn Gott, der sprach: Licht soll aus der Finsternis hervorleuchten, der hat einen hellen Schein in unsre Herzen gegeben, dass durch uns entstünde die Erleuchtung zur Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes in dem Angesicht Jesu Christi.

Gott selbst handelte. Er gab den hellen Schein zur Erleuchtung. Durch sie wird die Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes in dem Angesicht Jesu Christi möglich.

Gott selbst handelt, er muss selbst aktiv werden, er muss eingreifen, um die Erkenntnis zu ermöglichen. Erkenntnis ist ein Vorgang. Menschen lernen zu erkennen. Was das heißt, lassen Sie mich mit einem Bild beschreiben.

Ein Paar trifft sich. Langsam sehen beide, dass der bzw. die andere mehr ist als andere, denen sie täglich begegnen. Dann, irgendwann er-kennen sie, dass sie zu einander passen. Sie haben sich gesehen, sie haben miteinander gesprochen, sie sind miteinander verreist, aber nun geht ihnen ein Licht auf: Dieser, diese ist es!

Dieses Aufgehen des Lichtes geschieht beim Glauben durch Gott. Er knipst das Licht an. Wir kommen gar nicht an den Schalter heran. Geld, Macht halten uns ab davon, Gottes Herrlichkeit in dem Angesicht Jesu Christi zu sehen. Der Engel schickt die Hirten nach Bethlehem.

8 Und es waren Hirten in derselben Gegend auf dem Felde bei den Herden, die hüteten des Nachts ihre Herde.
9 Und der Engel des Herrn trat zu ihnen, und die Klarheit des Herrn leuchtete um sie; und sie fürchteten sich sehr.
10 Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird;
11 denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids.

Die Hirten wären gar nicht auf die Idee gekommen, nach Bethlehem zu gehen. Sie hatten Angst. Furcht packt sie, als sie das Licht sehen. In der Nacht ohne Scheinwerfer, die sollten erst Jahrhunderte später erfunden werden, in der Finsternis fürchten sie sich angesichts des Lichtes. Wäre es uns besser ergangen?

Was den Hirten passierte, passiert später Paulus. Er muss sich sogar gegens seine eigenen Leute verteidigen. Ja, Christsein ist nicht leicht. Christ zu werden, ist auch nicht leicht. Wie stellte ich eingangs fest, Bachs Weihnachtsoratorium wird nicht selten als schöne Musik gehört. Dabei will Bach de Geburt Jesus Christi verkündigen und sie preisen. Er lässt die Trommeln schlagen.

Sie alle, der Engel, Paulus, Bach rufen uns heute am Epiphanistag, dem Tag des Erscheinens der Herrlichkeit Gottes in Jesum Christum zu:

Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird;

 11 denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids.

Amen

 



Prof.Dr.Dr Ulrich Nembach
Goettingen
E-Mail: ulrich.nembach@theologie.uni-goettingen.de

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