Göttinger Predigten

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ISSN 2195-3171





Göttinger Predigten im Internet hg. von U. Nembach

Karsonnabend, 19.04.2014

Herr, mein Gott, du weißt es
Predigt zu Hebräer 37:1-14, verfasst von Christine Hubka

 

Des HERRN Hand kam über mich und er führte mich hinaus im Geist des HERRN und stellte mich mitten auf ein weites Feld; das lag voller Totengebeine. 
2 Und er führte mich überall hindurch. Und siehe, es lagen sehr viele Gebeine über das Feld hin, und siehe, sie waren ganz verdorrt.  
3 Und er sprach zu mir: Du Menschenkind, meinst du wohl, dass diese Gebeine wieder lebendig werden? Und ich sprach: HERR, mein Gott, du weißt es.
4 Und er sprach zu mir: Weissage über diese Gebeine und sprich zu ihnen: Ihr verdorrten Gebeine, höret des HERRN Wort! 
5 So spricht Gott der HERR zu diesen Gebeinen: Siehe, ich will Odem in euch bringen, dass ihr wieder lebendig werdet. 
6 Ich will euch Sehnen geben und lasse Fleisch über euch wachsen und überziehe euch mit Haut und will euch Odem geben, dass ihr wieder lebendig werdet; und ihr sollt erfahren, dass ich der HERR bin. 
7 Und ich weissagte, wie mir befohlen war. Und siehe, da rauschte es, als ich weissagte, und siehe, es regte sich und die Gebeine rückten zusammen, Gebein zu Gebein.
8 Und ich sah, und siehe, es wuchsen Sehnen und Fleisch darauf und sie wurden mit Haut überzogen; es war aber noch kein Odem in ihnen. 
9 Und er sprach zu mir: Weissage zum Odem; weissage, du Menschenkind, und sprich zum Odem: So spricht Gott der HERR: Odem, komm herzu von den vier Winden und blase diese Getöteten an, dass sie wieder lebendig werden! 
10 Und ich weissagte, wie er mir befohlen hatte. Da kam der Odem in sie und sie wurden wieder lebendig und stellten sich auf ihre Füße, ein überaus großes Heer. 
11 Und er sprach zu mir: Du Menschenkind, diese Gebeine sind das ganze Haus Israel. Siehe, jetzt sprechen sie: Unsere Gebeine sind verdorrt und unsere Hoffnung ist verloren und es ist aus mit uns. 
12 Darum weissage und sprich zu ihnen: So spricht Gott der HERR: Siehe, ich will eure Gräber auftun und hole euch, mein Volk, aus euren Gräbern herauf und bringe euch ins Land Israels. 
13 Und ihr sollt erfahren, dass ich der HERR bin, wenn ich eure Gräber öffne und euch, mein Volk, aus euren Gräbern heraufhole. 
14 Und ich will meinen Odem in euch geben, dass ihr wieder leben sollt, und will euch in euer Land setzen, und ihr sollt erfahren, dass ich der HERR bin. Ich rede es und tue es auch, spricht der HERR.

 

Die Totengebeine werden wieder lebendig.
Ein Traum ist es. Nur ein Traum, von dem Hesekiel, der Prophet, erzählt.
Nur (!!) ein Traum?

Auch Martin Luther King hatte einen Traum.
Den Traum von der Versöhnung der Menschen.
Den Traum, dass eines Tages die Hautfarbe keine Rolle mehr spielt.

Der Seher Johannes hatte einen Traum.
Das neue Jerusalem, wo Gott unter den Menschen wohnt.
In einem Zelt. Hautnah. Spürbar.

Die Menschen in den Konzentrationslagern überall auf der Welt,
zu allen Zeiten, haben einen Traum: Den Traum von der Freiheit.
Den Traum vom Ende aller Diktaturen.

Du Menschenkind, meinst du wohl, dass diese Gebeine wieder lebendig werden?,
fragt Gott den Seher im Traum.
Niemand weiß, ob seine Träume eines Tages sich verwirklichen.
So antwortet Hesekiel: HERR, mein Gott, du weißt es.

Herr, mein Gott, du weißt es.
Du weißt, welche Sehnsüchte und Träume ich habe.
Du weißt, welcher Kummer mich bedrückt.
Du weißt, was ich hoffe und was ich fürchte.

Du weißt, dass ich die Zukunft fürchte und den Tod.
Nicht immer, aber immer wieder einmal.
Du weißt, dass ich mich um meine Kinder sorge.
Was wird aus ihnen, wenn ich sie nicht mehr unterstützen kann.
Du weißt, dass ich für meine Enkelkinder fürchte,
wie wird die Welt sein, in der sie sich zurecht finden müssen.

The answer is blowing in the wind, hat Bob Dylan gesungen.
Die Antwort hat der Wind verweht.

Nein, der Wind hat sie nicht verweht.
Herr, mein Gott, du weißt es, sagt der Prophet und wir können es mit ihm sagen.
Du weißt, wie es weitergeht, wenn alles verdorrt ist, wie das Totengebein in diesem Traum.
Du weißt, was als nächstes zu tun ist, wenn der Prophet ratlos da steht.

Und er sprach zu mir: Weissage über diese Gebeine und sprich zu ihnen: Ihr verdorrten Gebeine, höret des HERRN Wort! 
5 So spricht Gott der HERR zu diesen Gebeinen: Siehe, ich will Odem in euch bringen, dass ihr wieder lebendig werdet. ...und ihr sollt erfahren,
dass ich der HERR bin. 

Ihr sollt erfahren, dass Gott der Herr ist über Leben und Tod.
Ihr sollt erfahren, dass Gott in geistlosen Zeiten seinen Odem gibt.
Ihr sollt erfahren, dass Gott dem Tod sein lebendiges Wort entgegenstellt.
Ihr sollt erfahren, dass Gottes Beziehung zu euch trägt.
Durch den Tod hindurch und über den Tod hinaus.
Ihr sollt erfahren, dass das, was wir zu Ostern hoffend, träumend, vorwegnehmend feiern, von Gott eingelöst wird.

Dafür sei Gott Lob und Preis in Ewigkeit.

 



Pfr.i.R., Dr. Christine Hubka
1160 Wien
E-Mail: christine.hubka@gmx.at

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