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ISSN 2195-3171





Göttinger Predigten im Internet hg. von U. Nembach

Gründonnerstag, 17.04.2014

„Gott will den Menschen so nahe sein, wie es nur immer geht“
Predigt zu Hebräer 2:10-18, verfasst von Peter Huschke

 

Gnade sei mit Euch und Friede von Gott, unserm Vater, und unserm Herrn, Jesus Christus!

„Gottes Heilsplan für uns Menschen durch seinen Sohn Jesus Christus" oder „Gott will den Menschen so nahe sein, wie es nur immer geht", so könnte es als Überschrift über dem heutigen Gründonnerstagsgottesdienst stehen.
Erst wurden wir eingeladen, alles abzulegen, was uns von Gott trennt. Gott kam uns in der Beichte nahe, damit nichts mehr zwischen ihm und uns steht. Er kommt uns nahe, auf dass wir unbelastet und froh unseren Weg weiter gehen können.
Dann haben wir das Evangelium von der Fußwaschung Jesu gehört. Gott kommt Menschen durch Jesus körperlich nahe, muntert uns durch seinen Sohn auf, damit wir gestärkt und erfrischt auf unserem Weg vorwärts kommen.
Und nun wird uns dies in anspruchsvollen, aber auch anschaulichen Worten noch einmal vor Augen gestellt: „Gottes Heilsplan für uns Menschen durch seinen Sohn Jesus Christus" oder „Gott will den Menschen so nahe sein, wie es nur immer geht".

Hören wir die Verse 10 bis 18 aus dem zweiten Kapitel des Hebräerbriefes:

(Textverlesung)

Gott, der uns geschaffen hat und uns unsere Zukunft sichern will, hat seinen Plan für uns mit Jesus:

V. 10

Gott will uns Menschen ganz nahe sein. Gott will auch dann bei uns sein, wenn wir Angst haben, wenn wir das Gefühl haben, nicht allein zurechtzukommen - trotz aller tollen Begabungen und Möglichkeiten, die Gott uns geschenkt hat. Wir können ja in der Tat viel. Aber manchmal reicht es eben doch nicht. Da will Gott ebenfalls genau so nah bei uns sein. Gott vollendet in diesem Sinn seine Nähe zu uns konsequenter Weise im Leiden und Sterben Jesu.
Wir dürfen uns der Nähe Gottes selbst dann noch sicher sein, wenn uns unser Selbstvertrauen verlassen hat, wenn uns nichts mehr sicher ist. Gott will uns nahe sein, wenn wir nicht weiter wissen, wenn wir merken, dass wir für liebe Menschen nichts mehr tun können.
Deswegen vollendet Gott seine Nähe zu uns in Jesus, indem er ihm im Leiden und Tod nahe bleibt.
Jesus wird so zum Anführer unseres Heils, oder wie es später im Hebräerbrief heißt, zum Anfänger und Vollender des Glaubens (12,2), der uns dann eben selbst in den dunkelsten Stunden unseres Lebens nahe bleibt.

Liebe Gemeinde, mit dieser Nähe zu uns in wirklich allen Lebenssituationen erfolgt eine große Aufwertung unserer Person, für die Gott seinen Sohn durch Leiden vollendet:

V. 11

Jede und jeder von uns kommt wie Jesus von dem Einen, von Gott selber. Jesus, der uns heiligt, kommt von Gott wie wir, die durch Jesus zu Gottes Heiligen werden.
So viel sind wir Gott wert.
So sind wir anschließend gemeinsam an seinem Tisch versammelt: Jesus, der uns einlädt, und wir als seine Schwester und Brüder, die seit unserer Taufe Gottes Kinder sind.
Hier können wir Gottes Nähe zu uns schmecken und erfahren. Wir dürfen Gott als seine Gäste seines Sohnes Jesus Christus nahe sein.

Mit solcher Zuverlässigkeit und Treue wollte Gott seinen Menschen schon immer nahe sein. So wird mit alten und vertrauten Worten aus dem jüdischen Glauben den Christinnen und Christen anschaulich gemacht, wie Gott ihnen in Jesus nahe kommt

V. 12 und 13

So wichtig waren Gott die Seinen schon immer.
Noch einmal wird die Hochschätzung unserer Person zur Sprache gebracht. Nicht mehr Knechte, sondern Kinder Gottes sind wir.
Wir sind wichtiger als die Engel.

V. 14 - 16

Als Gottes Heilige, als Kinder Gottes müssen wir eben gerade keine Engel werden. Wir sind wie Jesus, Gottes Sohn, Menschen aus Fleisch und Blut und so für Gott Heilige und seine Kinder.
Dementsprechend muss Jesus nach Gottes Willen dem Tod die Macht nehmen, damit wir Gott mehr zutrauen als allem Anderen.
Dem Tod als Gottesferne wird die Macht genommen.
Wir rücken ganz nahe zu Gott.
Der Teufel oder teuflische Gedanken, die uns leider immer wieder überfallen, dürfen nicht die letzte Macht behalten. Auch da muss Jesus durch.

Liebe Gemeinde, wie oft sagen wir voll Entsetzten über uns selber: „Welcher Teufel hat mich da nur wieder geritten?" Wir sind entsetzt, was wir anstellen und sagen können. Deswegen muss Jesus mit dem Teufel und all den teuflischen Gedanken kämpfen, damit wir nicht meinen, in solchen Lebenslagen von Gott allein gelassen zu werden.
Gott bleibt selbst da in unserer Nähe, wenn entweder unsere teuflischen Gedanken oder auch die teuflischen Gedanken anderer über uns die Oberhand behalten.
Für uns und für die Menschen gilt trotz allem, was wir selber verschulden oder was uns unverschuldet trifft: Jesus hat dem Tod die Macht genommen und damit dem Teufel, damit wir nicht länger durch Furcht vor dem Tod im ganzen Leben Knechte sein müssen, wie es im Hebräerbrief treffend heißt.

Wir dürfen als Gottes Kinder, als von Jesus Geheiligte dem Anfänger und Vollender des Glaubens ohne dauernde Angst um irgendetwas frohen Mutes folgen. Das gilt selbst dann, wenn wir manchmal über uns selber oder andere entsetzt sind, oder wenn wir meinen, uns selber oder andere reite der Teufel - und das dann noch tödliche Folgen hat.
Auch da dürfen mit Gottes Nähe rechnen, wie Gott Jesus im Leiden und im Tod nahe geblieben ist.

Abschließend wird diese Nähe Gottes noch einmal gebündelt als „Gottes Heilsplan für uns Menschen durch seinen Sohn Jesus Christus" und als Antwort auf die Frage, „wie Gott den Menschen so nahe sein will, wie es nur immer geht" benannt:

V. 17 und 18

Wie das die Menschen früher einem treuen und barmherzigen Hohenpriester zutrauten und in seiner Nähe erleben durften, ist Jesus für uns da.
Zweifel und Ängste bleiben uns also wohl nicht erspart. Jesus aber kann denen helfen, die versucht werden. Zweifel an Gott und Zweifel an uns selber belasten uns so in der Nähe Gottes weiter - so hart uns das manchmal ankommt und so gerne wir diese Zweifel schneller los wären
Jesus bringt auf die Reihe, was wir leider manchmal nicht schaffen.
Nichts an uns ist Gott fremd. Wie böse Menschen sein können, wie sehr Menschen schuldig werden können, wie leicht Menschen teuflischen Versuchungen erliegen können, musste Jesus ja selbst erleben. Er blieb den Menschen trotzdem nahe.
Er vergab Menschen Schuld.
Er gab den Menschen die Chance, sich zu ändern.
Jesus war für die Opfer da.
Er kümmerte sich um die Mühseligen und Beladenen.
Jesus konnte denen helfen, die versucht werden in dem, worin er selber gelitten hat und versucht worden ist
Darauf dürfen wir auch für uns vertrauen, die wir anschließend alle zusammen zu Jesu Mahl eingeladen sind.

Wir können den Gründonnerstag feiern in aller Ernsthaftigkeit im Blick auf Karfreitag und Ostersonntag.
Gott lehrt uns sein Leiden zu bedenken, auf dass wir uns in das Meer seiner Liebe versenken können - ganz besonders an diesem Gründonnerstag, an dem Jesus uns als seine Schwestern und Brüder zu seinem Tisch einlädt.
Wir sind schon weit in Gottes Nähe gerückt, wie es Martin Luther treffend in der Auslegung zu dieser Stelle formuliert hat:
Ein Christenmensch „hat den Vorteil, dass er bereits seinem Herrn Christus die Hand reicht, der schon längst gar heraus aus dem Grab ist und bei der Faust fasset und mehr als die Hälfte schon heraus gerückt hat, dass nicht mehr als der linke Fuß noch im Grab bleibt" (nach WA 36, 581, 20 -25).
Das ist Gottes Heilsplan für uns Menschen durch Jesus Christus. So nahe kommt Gott uns am Gründonnerstag durch Jesus Christus.
Als Kinder Gottes, denen freilich Leiden noch droht und die noch sterben müssen, hat Jesus uns schon an der Hand genommen. Jesus hat uns an seinem Tisch eingeladen und er zieht uns bereits kräftig zur Auferstehung hin. So kann Gott uns mit seiner Nähe helfen.

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle unsere Vernunft, bewahrt unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus.

Amen




Dekan Peter Huschke
91054 Erlangen
E-Mail: peter.huschke@elkb.de

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