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ISSN 2195-3171





Göttinger Predigten im Internet hg. von U. Nembach

6. Sonntag nach Trinitatis, 27.07.2014

Wo bleibt die Liebe?
Predigt zu Matthäus 19:16-26 (dän. Perikopenordn.), verfasst von Lasse Rødsgaard Lauesen

 

Es gibt nicht viele Märchen, wo tatkräftige junge Männer nicht Prinzessinnen kaufen und halbe Königreiche erwerben können - als Belohnung für große Taten. Ich glaube wir alle - jedenfalls wir Männer - kennen solche Geschichten. Große Taten bringen schöne Frauen und halbe Königreiche. Das Problem ist nur, daß solche Ritterromantik heute von tatkräftigen Frauen überholt werden, die selbst bestimmen wollen und fragen, wo da die Liebe abbleibt.

Der junge Mann des Evangeliums ist ein Ritter alter Schule, der auf meine und deine Wirklichkeit übertragen werden soll. Er versteht nicht, dass die Welt nicht für die Ritterlogik passt, und muss betrübt von dannen gehen. Vielleicht ist es uns möglich, heute ein wenig zu verweilen und alles mitzubekommen.

Der junge Mann fragt: "Meister, was soll ich Gutes tun, um das ewige Leben zu erlangen?" Der Mann möchte eine Liste über Dinge, die zu tun sind, damit man eine Gegenleistung erhält, ewiges Leben.. Wenn das Gute getan ist, ist alles gut und das ewige Leben bezahlt.

Das ist Ritterlogik: Große Taten geben schöne Frauen und halbe Königreiche. Was macht dann - er lebt glücklich bis an das Ende seiner Tage. Der junge Mann wird sich zurücklehnen können und seines ewigen Lebens sicher sein.

Im wirklichen leben kann man Liebe nicht durch große Taten erkaufen. Und Sicherheit, glücklich zu leben bis an das Ende seiner Tage, ist den Märchen vorbehalten. Würde der junge Mann heute leben, könnte er Ritterromantik googeln und herausfinden, dass das Wort eigentlich sagen will, dass die Liebe nicht sicher ist. Ritterromantik entsteht, wenn junge Männer um verheiratete Frauen werben. Und dann fing der Ritter an zu glauben, er lebte glücklich bis ans Ende seiner Tage - aber nein!

Das ewige Leben, das sich der Jüngling sichern will, ist die Liebe Gottes zu uns Menschen. Eine Liebesgabe, die einerseits umsonst ist, andererseits aber nicht durch unsere große Taten erkauft werden kann. Du und ich bekommen das halbe Königreich, ohne einen Finger zu rühren. So wie man erleben kann, dass Liebe plötzlich entsteht. Danach kauft man dann Blumen, um der Liebe Ausdruck zu geben in der Welt.

Was Gutes soll ich tun? Fragt der junge Mann, und Jesus antwortet: Einer ist gut, nämlich Gott. Ich füge hinzu in meinem lutherischen Talar: Und du kannst immer noch besser werden. Tu, was du tust, halte die Gebote, dann bist du einigermaßen gut, das ist der Rat Jesu. Aber versuche nicht, dich zum ewigen Leben zu bezahlen, dann begibst du dich auf Glatteis.

Halte die Gebote, hieß es. Der junge Mann sagt: Das habe ich schon getan, es ist bezahlt, gib mir nun das ewige Leben! Er antwortet mit seiner Ritterlogik, die Taten sind vollbracht, gib mir nun die Prinzessin und das halbe Königreich.

Der Mann ist ja gefährlich für sich selbst, man denke sich, er stellte einer von den Frauen, die in der Wirklichkeit leben, dasselbe Ultimatum. Kaufte Blumen und dann sagte: Ich habe dir Blumen gegeben, gib mir nun deine Liebe.

So geht es nicht, und deshalb kostet ewiges Leben plötzlich so viel, dass der junge Mann betrübt von dannen geht. Denn die Liebesgabe Gottes lässt sich nicht bezahlen. Sie wird gratis empfangen wie die Liebe, die wir kennen, wo wir einander nicht mit Leistungen bezahlen. Unseren Vater und unsere Mutter ehren, nicht weil sie uns ehren sollen, sondern weil wir sie lieben. Naja, Kinder denken vielleicht nicht so, aber wenn der junge Mann einmal das Glück hat mit einer Prinzessin und selbst Vater wird, wird er entdecken, dass es kostet und kostet, seine Kinder zu lieben, ohne etwas dafür als Gegenleistung zu erwarten. Vielleicht hat Jesus deshalb noch, bevor der junge Mann mit seiner Frage kam, gesagt, dass man das Reich Gottes empfangen soll wie ein Kind. Kinder werden geliebt ganz umsonst und sie bekommen viel geschenkt von ihren Eltern.

Da der junge Mann weder tatkräftige Frauen noch Google hat, um seine Ritterlogik zu demontieren, tut Jesus dies heute.

Jesus geht auf die Ritterlogik ein und sagt: Gut so, das hast du schon getan, halte die Gebote. Willst du vollkommen sein, so verkaufe alles und folge mir. Dann hast du einen Schatz im Himmel. Alles was das Leben für den jungen Mann war, soll in einen Schatz im Himmel verwandelt werden. Ein Schatz, dessen er nicht sicher sein kann. Der junge Mann geht traurig von dannen, ohne das Ende der Geschichte zu hören. Dass es niemals möglich war für einen Menschen, sich selbst zu erlösen - aber für Gott ist alles möglich.

Tu das, was du schon tust, war zunächst die Antwort, begnüge dich damit. Aber wenn du nicht gut genug sein kannst, sondern vollkommen, dann wird das ewige Leben plötzlich unendlich teuer, denn es lässt sich nicht mit irgendetwas bezahlen. Wie die Liebe sich nicht mit großen Taten kaufen lässt.

Das ist einerseits bedauerlich, dass wir uns nicht sichern können, glücklich zu leben bis ans Ende unserer Tage. Andererseits ist es das Wesen der Liebe, dass wir keine Macht über sie gewinnen, sondern dass sie Macht über uns hat. Uns ans Herz greift und uns vollkommen macht, so wie wir sind. Nicht perfekte, aber vollkommene Menschen, die versuchen, sich zu sichern, indem sie mit dem leben handeln.

Gibt man sich vollkommen der Liebe hin, dann gibt es keine Grenzen für das, was man tun will, um den anderen zu sichern. Ultimativ in den Tod gehen für den unperfekten Menschen. Aber nur einer kann wohl so gut sein?


Wo bleibt die Liebe?

Das war die Einleitung, und wir haben nach ihr gesucht im Leben des jungen Mannes und die Antwort Jesu gefunden. Die Liebe verschwindet, wo der junge Mann für sie bezahlen will. Liebe ist nur dort, wo sie frei gegeben wird. Der Liebe können wir nie sicher sein. aber wir können glauben, dass sie bei uns wohnt, so wie wir es glauben können, wenn Jesus sagt: Für Gott ist alles möglich, so birgt das auch Möglichkeit für uns. Amen.

 



Sognepræst Lasse Rødsgaard Lauesen
DK-5000 Odense C
E-Mail: lrl(at)km.dk

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