Göttinger Predigten

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ISSN 2195-3171





Göttinger Predigten im Internet hg. von U. Nembach

8. Sonntag nach Trinitatis, 10.08.2014

Predigt zu Matthäus 7:22-29 (dänische Peripokenordnung), verfasst von Christian Grund Sørensen

Heute begegnen wir dem Juden Jesus. Der Jude Jesus, der uns mit einer Botschaft herausfordert, dass es nicht genügt zu wissen, wo der Fels ist. Wir müssen auch auf ihm bauen. Es genügt nicht, die Adresse zu können, wir müssen auch an die Tür klopfen. Es genügt nicht zu wissen, wo das Rettungsboot ist, man muss auch hineinsteigern.

 

Aber Achtung! Um in das Rettungsboot einzusteigen, müssen wir wissen, ob das Schiff unseres Lebens Leck geschlagen hat oder nicht. Ob unsere Beziehungen Leck geschlagen haben. Ob unsere Werte Leck geschlagen haben. Ob unsere Gesellschaft, die Welt oder das Universum Leck geschlagen haben.

 

Das Rettungsboot ist das. Der Fels ist da. Der Ort im Strom der Zeit und der Launen, der unverrückbar feststeht. Der Fels, der zugleich Golgatha ist und der Fels, in dem das leere Grab die Beute des Todes freigeben musste. Der Fels, der der Weg, die Wahrheit und das Leben ist

 

Warum auf dem Fels bauen, wenn man auf Sand und Kies viel leichter sich bewegen und ein eigenes Bild machen kann? Warum sich ins Rettungsboot begeben, wenn das glanzvolle Kreuzschiff der Menschheit mit Spi, Wellness und All-inclusive wie eine Oase durch den Mondschein gleitet? Oder ist das Schiff auf demselben Kurs wie die Costa Concordia, die gerade aus ihrem nassen Grab gehoben ist - direkt zum Verschrotten?

 

Ist die Kirche heute ein Fels im Strom der Zeit - oder ein Korkpfropfen, der auf den Wellen der Zeit hin und her getrieben wird? Werden die Worte der Bibel gewendet und verdreht? Ist die Kirche ein Spiegel vom Mainstream des Zeitgeistes oder ein Prisma des göttlichen Lichtes?

 

Der Jude Jesus fordert uns heraus. Das sagt der Herr von den Propheten, die mein Volk in die Irre führen

 

Was, wenn die Kirche etwas Vernünftiges zu sagen hätte? Wenn to euangelion - das Evangelium, die guten Nachrichten sowohl neu als auch gut wären.

 

Eine Kopenhagener Kirche brachte einen Slogan der Hamas vor ihrer Kirche an. Jeder Jude oder Anhänger Israels musste wissen, wo die Sympathie dieser Kirche liegt. Dass in dem Bezirk, wo die Kirche liegt, richtig viele Araber sind und nur sehr wenige Juden, ist eine weitere Perspektive. Man hätte für die Opfer beider Seiten beten können. Man hätte einfach für Frieden, Versöhnung und die Liebe des Juden Jesus beten können, der uns zeigt, dass wir unsere Feinde lieben sollen. Aber die Botschaft im öffentlichen Raum war eine andere. Absichtlich oder unabsichtlich.

 

"Die verdammten Juden" ist ein gängigerer Ausdruck in den sozialen Medien. Unter vielen Muslimen, radikalen Linken und Nazis. Es ist eine Schuld geworden, Jude zu sein ..

 

Deshalb verweise ich in dieser Zeit gerade auf den Juden Jesus als den Herren der Kirche und den Heiland der Welt.

 

Das tat Kaj Munk während der Besetzung Dänemarks durch Nazideutschland. Er hielt daran fest, bis er 1944 ermordet wurde. Der Jude Jesus ist uns eine Anfechtung.

 

Was brauchen wir? Gleichgültigkeit, Materialismnus und geistige Leere sind ein Teil der Welt und der Menschen. Der Hass und die Dämonisierung gedeihen gerade dort, wo wir auf Sand bauen.

 

Der Weltrat der Kirchen hat eine großangelegte Kampagne gestartet gegen den Gebrauch fossiler Brennstoffe wie z.B. Öl. Das ist sicher angebracht angesichts der Klimaproblematik. Wir wollen die Erde gerne grün und gut erhalten. Auch wenn die Parkplätze der Weltrates gut mit Autos gefüllt waren in Genf, als ich dort neulich zu Besuch war. Und die Bischöfe fahren auch noch immer Auto. Ist die Klimafrage ein populäres Thema, das keinen Anstoß erregt? Wo soll sich die Kirche engagieren? Verrät die ihren eigentlichen Auftrag?

 

"Ein Volk ohne Visionen verfällt" - das lernen wir aus dem Neuen Testament. Die Ferienzeit ist langsam vorbei. Der heutige Tag ist nun angebrochen. Jeder, der diese Worte hört und danach handelt, wird einem klugen Mann gleichen, der sein Haus auf Fels gebaut hat. "Da nun der Platzregen fiel und ein Gewässer kam und wehten die Winde und stießen an das Haus, fiel es doch nicht; denn es war auf einen Felsen gegründet".

 

Kluge Worte des Juden Jesus. Amen.



Sognepræst (kirkebogsfører) Christian Grund Sørensen
9610 Nørager
E-Mail: CGS(at)km.dk

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